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Helstar - Helstour 2010 – US Metal Klassenfahrt Part II
Helstar - Helstour 2010 – US Metal Klassenfahrt Part II  
Helstour Teil 2 – 4.- 5. Juni 2010:

Die Fortsetzung der Helstour. Ein Darkscene Abgesandter auf den Spuren der US Metal Legende Helstar. Tief im heißen Texas und mit niemand Geringerem als James Rivera an seiner Seite…
Bruder Cle
Bruder Cle
(10 Specials)
...wer den ersten Teil der Helstour nicht gelesen hat, der soll sich bitte hierhin begeben. Der Rest lehnt sich zurück und liest genüßlich weiter...

4. Juni 2010

Nach einer erneut sehr kurzen Nacht und dennoch erstaunlich guter Laune am Frühstückstisch, stellen wir erfreut fest, dass die Sonne bereits früh morgens den Poolbereich in dezentes Licht taucht. Ein Blick, „High Five“ und wenige Minuten später haben wir die Handtücher auf der Liege geparkt, das erfrischende Poolnass getestet und den Whirlpool (nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten) angeworfen. Jetzt sind wir endgültig im Urlaub angekommen. Doch heute ist auch der Tag, an dem es richtig ernst wird und die erste Helstar-Show in Austin ansteht. Dank „late check out“ können wir den Vormittag noch genießen, bevor wir in der Hotellobby auf den Abholservice des Mietwagenunternehmens warten. Dort angekommen stellt sich schnell heraus, dass unser favorisiertes Mietauto in europäischer Größe viel zu klein für unser Gepäck ist. Eine Unterschrift und einige hundert Dollar später sitzen wir in einem fetten Jeep und machen uns auf den Weg zu James und Tracee nach Hause. Gott sei Dank stellt sich der US-Panzer nach einer kurzen Eingewöhnungsphase schnell als tolles Gefährt heraus, das obendrein auch mit einer amtlichen Anlage ausgerüstet ist. Unser unerschrockener Fahrer Didi stürzt sich zum Sound der aktuellen Rock Hard-CD (viel Auswahl an Silberlingen hatten wir nicht im Gepäck) in den Berufsverkehr und macht ohne Navi eine beinahe Punktlandung. Respekt!

Am Parkplatz vor James Haus brennt die gelbe Sau unerbittlich und die Jägermeister vom Vorabend klopfen verärgert gegen die Magenwand. Doch im Inneren von James gepflegtem Appartement lauern bereits zwei vierpfotige Bestien auf ahnungslose Besucher. Diese Kreaturen der Nacht, die – wie ja schon seit dem Mittelalter bekannt – mit dem Teufel im Bunde stehen, entpuppen sich als besonders verstockt. Während sich der Leibhaftige im Leib der einen fauchend, beißend und kratzend gegen meine Exorzismusversuche durch Handauflegen wehrt, versenkt das andere besessene Luder in klarer Selbstmordabsicht seine Schnauze in Didis Festivalstiefel.

Am Ende steht es ganz klar 2:0 für die Muschis und der Heavy Metal-Konvoi setzt sich Richtung Austin in Bewegung. Unterwegs stoppen wir an einer Autobahnraststätte die das beste hausgemachte Dörrfleisch Texas zum Verkauf feilbietet. Für alle Nichteingeweihten: während in hiesigen Breiten Rohwürste, Landjäger oder Specksnacks beliebt sind, nascht der Durchschnittsami Happen getrockneten Terryaki-Beefs und andere deftig gewürzte Dörrfleischhappen. Gesund geht zwar anders, aber das Zeugs ist – intakte Kauleiste vorausgesetzt - gar nicht mal schlecht und wäre als Campingplatz-Notfutter auch bei hiesigen Festivals oft hilfreich.
Nach einer zweieinhalbstündigen Autofahrt vorbei an jeder Menge Rinderfarmen zeichnet sich am Horizont die coole Skyline von Austin ab. Schon wenig später checken wir in einem Red Roof-Inn, einer amerikanischen Billighotelkette ein. Die Zimmer entpuppen sich zwar als klein, aber für den Preis von nicht mal 50 Dollar (für das Zimmer, nicht pro Person wohlgemerkt) als wirklich okay. Es geht ohne lange Pause gleich weiter zur Location zum load in.
Die Dirty Dog-Bar liegt direkt in der berühmten 6th Street von Austin. Die Stadt bezeichnet sich selbst als die „world-capital of live music“ und ein kurzer Blick auf die unzähligen Bars und Clubs, die sich hier aneinanderdrängen, zeigen auch klar warum. Noch ist es Nachmittag und das Gedränge hält sich in Grenzen. Wir parken unseren Panzer direkt um die Ecke und werden den ganzen Abend lang von den Einheimischen für unser unverschämtes Glück beneidet, an der 6th Street einen kostenlosen (!) Parkplatz bekommen zu haben.
Wir beschließen, uns die Zeit bis zur Show mit einem Stadtbummel zu vertreiben und werden schnell in den Bann dieser quirligen Metropole gezogen. In den Häuserschluchten von Down Town-Austin herrscht deutlich mehr Südstaaten-Flair als im weitläufigen Houston. Bars, Clubs, Imbissstände und kultige Boutiquen reihen sich hier aneinander und aus den meisten dringt Livemusik jeder Art ins Freie. Obendrein zieht sogar noch eine Schwulen-und Lesbenparade vorbei und zieht die Blicke der vielen Nachtschwärmer auf sich.



Da bis zur Showtime noch reichlich Zeit bleibt, entscheiden wir uns, einem einzigartigen Naturspektakel beizuwohnen, das in Austin Tag für Tag Hunderte Schaulustige anlockt. An der Congress Avenue-Brücke schwärmen jeden Abend in der Dämmerung 1,5 Millionen Fledermäuse aus, die sich dann bis zu 10 Tonnen Insekten einverleiben (und vielleicht auch ein, zwei Touristen). Während die Ausflugsboote Stellung beziehen, beobachten wir mit all den anderen Vampirfreunden die waghalsigen Darbietungen einiger Akrobaten an der Hauswand eines nahen Hotels und warten auf die Flattermänner. Die Zeit verstreicht, es dämmert, es wird dunkel, die fliegenden Händler verkaufen so sinnvolle Dinge wie Star Wars-Lichtsäbel und wir stehen uns die Beine in den Bauch. Durst und Hunger melden sich immer stärker und noch immer kein Lebenszeichen von den Biestern. Ab und zu erschallt ein hysterischer Ruf, gefolgt von einem Blitzlichtgewitter, wenn eines der Tiere sich aus dem Dunkel unter der Brücke traut. Die Spannung weicht langsam der Resignation und nach eineinhalb Stunden haben auch wir die Schnauze voll und ziehen ab.

Zurück in der Dirty Dog-Bar stellen wir fest, dass das Vorprogramm des Abends von den ach so populären Metalcore und Deathcore-Bands bestritten wird, die unstrukturiert vor sich hin lärmen und jeweils 5-10 Kurzhaarige mit oder ohne Holzfällerhemd vor die Bühne locken, die sich gegenseitig „bespringen“. Zwar zwinkert uns schon wieder der Ziegenbock von der Zapfsäule aufmunternd zu, aber angesichts der zweifelhaften Beschallung machen wir erst noch einen Abstecher nach nebenan.
Dort befindet sich nämlich die Death Metal Pizzeria. Kein Witz. Bei vierzig Grad Außen- und sechzig Grad Innentemperatur schieben hier beständig zwei gut gelaunte Jungs Pizzen in den Ofen, während aus den Boxen brutalstes Blastspeed-Massaker dröhnt. Die Pizza kann was und derart gestärkt, wagen wir uns zurück und überbrücken die Wartezeit mit – ihr erratet es schon: Ziegenbock! – und langen Gesprächen mit der illustren Schar einheimischer Metal-Celebrities. Mike Soliz von Militia gibt sich die Ehre und schwärmt immer noch von den ersten Europakonzerten im Rahmen des Keep It True-Festivals letztes Jahr. Rodney von Devastation hingegen entpuppt sich als einer der Die-hard-Vinylsammler schlechthin. Er besitzt – haltet Euch fest – insgesamt fünf (!) Exemplare von Militias "The Sybling" -12“EP. Diese auf 110 Stück limitierte Scheibe ist eine der teuersten Metalraritäten überhaupt und wechselt wenn überhaupt meist nur um mehrere tausend Dollar den Besitzer. Zum „Drüberstreuen“ besitzt er auch noch sieben Stück der extrem raren EP der texanischen Wyzard, die bei Auktionen auch Preise im hohen dreistelligen Eurobereich erzielt.

Der Zeiger der Uhr wandert auf 23:15 Uhr – Showtime! Die Bar ist mit gut 200 Bangern mittlerweile gut gefüllt und schon bei den ersten Tönen von "Some Pain Will Last" ist klar, für welche Band die Zuschauer gekommen sind und spätestens beim Klassiker "The King is Dead" ist kollektives Kopfschütteln und Ausrasten angesagt. James ist wie immer perfekt bei Stimme und die Band legt sich showtechnisch voll ins Zeug. "Harkers Tale", "Suicidal Nightmare" und vor allem die überragende, neue Coverversion von Scorpions "Animal Magnetism" sorgen für Gänsehaut. Etwas langsamer als das Original gezockt, entpuppt sich das Stück zu einem Brecher, der zu Helstar passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Genial! "Run With The Pack" verwandelt im Anschluss daran die Menge vor der Bühne in ein wogendes Meer aus hochgereckten Fäusten und fliegenden Haaren. Doch bevor die Band mit "Baptized In Blood" das grande Finale einläuten kann, heißt es von Veranstalterseite „Schluss mit lustig“. Verwirrung und Unverständnis macht sich breit. Nach einigen kurzen Wortwechseln am Bühnenrand, muss die Band abtreten. Der Veranstalter hat eine weitere Metalcore-Band aus Kalifornien als Headliner gebucht und die pochen auf ihr Recht, pünktlich anzufangen. James und Co. nehmen die Sache gelassen, das Publikum jedoch ist nur extrem sauer. Minuten später noch hallen „Helstar! Helstar!“-Chöre durch den Club. Wir spülen unsere Enttäuschung mit noch mehr „Ziegenbock“ runter und schauen zu, wie sich wiederum gezählte fünf Jungs mit nacktem Oberkörper und kurzgeschorenen Haaren zu den Klangeruptionen des „Headliners“ gegenseitig bespringen. Schönen Dank auch!



Egal. Nachdem die Band ihr Equipment in einem großen Van verstaut hat („dreißig Jahre im Geschäft und immer noch kein Roadie…“) wird die Aftershowparty ausgerufen. Diese soll bei Angela stattfinden, einer hübschen aber bereits heftig angeschickerten Krankenschwester. Wir besteigen also unseren Panzer und fahren im Konvoi zu dem geräumigen und geschmackvoll eingerichtetem Appartement der jungen Dame, wo wir uns bis sieben Uhr morgens kollektiv und gepflegt die Lichter ausknipsen. Iron Didi hält äußerst tapfer an seinem nüchternen Zustand fest, obwohl die Gastgeberin stundenlang versucht, ihm alkoholische Getränke einzuflößen, um ihn „gefügig“ zu machen. So gelangen wir dann auch sicher zurück ins Hotel.

5. Juni

Vier Stunden später haben wir bereits wieder gepackt und stehen bei 40 Grad im Schatten am Parkplatz. Obwohl wir seit unserer Ankunft in den USA pro Nacht gerade mal 3-4 Stunden geschlafen haben, sind alle erstaunlich guter Dinge. Mit San Antonio wartet die nächste Station auf uns. Bevor wir den Freeway ansteuern, wird noch einmal kurz eine Gallone Sprit nachgetankt. Unsere Gastgeber versorgen uns mit sehr leckeren Frühstücks-Tacos. Tracee schlägt vor, ein Frauen- und ein Männerauto zu besetzen. So weit, so gut.
Auf der kurzen, normalerweise gerade mal einstündigen Fahrt nach `Tonio stehen wir bald in einem Megastau. Das kostet Zeit und Nerven und die Fürze von James, der auf der Rückbank schlummert, passen zwar zu dem Black Metal-Gerumpel, das aus den Autoboxen dröhnt, lassen unsere Riechkolben aber regelrecht abfaulen. Langsam dämmert uns, warum sein Weib auf die Geschlechtertrennung bestanden hat.
Nach langer Irrfahrt auf der Suche nach dem gebuchten Hotel stoppen wir endlich an einer Ampel. Ein kräftiger Ruck zeigt, dass Tracee ihre Puppenschaukel direkt am Hinterteil unseres Leihwagen-Panzers geparkt und für eine ordentliche Delle in beiden Autos gesorgt hat. Gott sei Dank sind wir versichert. James erklärt Tracee noch einmal eindringlich den Unterschied zwischen Brems- und Gaspedal und den Sinn roter Ampeln, während wir schon mal in das noble und ultramoderne Hotel einchecken. Da unser Flieger nach Vegas am nächsten Tag bereits früh morgens geht, beschleicht uns etwas Wehmut, denn lange werden uns die noblen Federbetten nicht beherbergen.



Doch wir schieben diese bösen Gedanken an eine weitere kurze Nacht schnell weg, besteigen ein Taxi und lassen uns zur Festung Alamo führen bzw. zu dem Memorial dass an der Stelle der Festung erbaut wurde. Von dem ganzen Fort, in dem anno dazumal eine kleine Einheit amerikanischer Soldaten im Kampf gegen eine riesige mexikanische Übermacht ihr Leben ließ, steht eigentlich nur mehr ein kleines Stück Mauerwerk. Nach einer gesunden Dosis Patriotismus begeben wir uns zum Riverwalk, einer verwinkelten Promenade an einem künstlichen Kanal, an dessen beiden Seiten sich Bars, Restaurants und Läden aneinander reihen. Bei knapp 40 Grad spendet das vorbeifließende Wasser zumindest etwas Abkühlung. Wir essen in einem Lokal, in dem sich ein Cowboy als Alleinunterhalter für die Gäste abmüht, zu Abend und schon brechen wir auf, um ein paar Blocks weiter, abseits des Trubels von der heißen Nachtluft in die auf 15 Grad herunterklimatisierte Halle des „Backstage Live“ zu treten. Die Venue ist für gut 1000 Leute ausgelegt und so früh am Abend noch mäßig gefüllt. Auf der Bühne mühen sich gerade Imminent Descent, während eine Handvoll Headbanger in respektvollem Abstand vor dem Fotograben interessiert zuschaut. Eine blutjunge Band, die mich aber sofort aufhorchen lässt. Fette Old School Metal-Riffs und ein kraftvoller Sänger, der zwar noch an seiner Bühnenperformance und den Ansagen arbeiten muss, ansonsten aber schon alles richtig macht. Leider hat die Band mit "Cerebrus" und "Scourge" erst zwei Songs aufgenommen (zu hören auf der Myspace Site der Band), neues Material ist aber schon in der Pipeline. Ein gut gezocktes Cover von Priest’s "Painkiller" (warum immer nur dieser Song???) beschließt den Set. Die Band sollte man definitiv im Auge behalten.

Zeit für? Jawoll! „Ziegenbock“! Aber als wir die riesige Bar ansteuern und verzweifelt nach Zapfhähnen Ausschau halten, werden unsere anfänglichen Befürchtungen schnell grausame Gewissheit. Kein offenes Bier. Nur Flaschen. Egal, den Bock kann man ja auch aus der Pulle zutzeln. Doch Schockschwerenot – kein Ziegenbock! Und es kommt noch schlimmer. Als wir die lahme Tussi hinterm Tresen wild durcheinander plappernd nach sämtlichen Ersatzdrogen ausfragen, kommt lapidar zurück: „Wääää oooonly gaaaad Miiiilllaaaa o’ Miiiiilaaa Liiiitte!“Also ungefähr die Wahl zwischen Hölle und Hades. Kurz überlegen wir sogar auf Wasser umzusteigen, aber dann siegt doch die Vernunft und wir halten wenig später zwei Fläschchen Milllllaaaaa in der Hand.
Inzwischen hat mit Beyond Black, eine der dienstälteren Heavy Metal-Bands aus der Gegend - wie man unschwer am Alter der Herrschaften erkennen kann – die Bühne betreten. Nicht nur das amtliche Cover von "Sirens" beweist, dass Beyond Black große Savatage-Fans sind, auch sonst wandelt man auf den musikalischen Spuren der Frühwerke der Florida-Kings. Leider ist des Frontmanns Stimme eher Geschmackssache und bei allem Enthusiasmus, den die Jungs auf der Bühne zeigen, die Stücke wollen und wollen einfach nicht richtig ins Ohr. Anyway, ein bemühter Auftritt vor schon deutlich besser gefüllter Halle.
Inzwischen sind auch Tracee und James eingetroffen und haben sich im Backstageraum eingerichtet. Eine Security scheint es nicht zu geben, also sind auch Backstagepässe unnötig. Die Hoffnung, das verhasste Fläschchen in der Hand gegen etwas Edleres eintauschen zu können, wird jedoch schnell zu nichte gemacht. Auch hier gibt es dieselbe Diät: Miller…grrrrr.
Wir kaufen etwas Merch und deponieren es in der vermeintlich sicheren Bandgarderobe, denn jetzt steht eine Band auf dem Programm, die uns James schon im Vorfeld wärmstens empfohlen hat: Force Of Genocide. Und tatsächlich klappt mir beim ersten Stück schon die Kinnlade runter. Die Band wirft sich showmäßig ins Zeug, dass es nur so rauscht. Neben Enforcer sicherlich die spielfreudigste Truppe, die ich seit Jahren gesehen habe. Doch das ist noch nichts gegen die Musik! Hier treffen Iron Maiden-lastige Songstrukturen auf melodischen Black Metal à la Children Of Bodom. Das ganze wird noch durch einige Thrashzitate verfeinert und derart virtuos runtergebrettert, dass es einem fast den Atem raubt. Ein gigantischer Gig! (Ein review zum Demo der Jungs gibt es HIER) Sänger Jimmy springt mehrmals ohne Rücksicht auf Verluste ins Publikum und startet einen Moshpit nach dem anderen, während Jyro und Chris an den Gitarren vor sich hin frickeln bis der Arzt kommt. Das Wunder, wie eine Band in so jungen Jahren schon so gut sein kann, ist dann aber schnell gelöst. Bassist und Bandleader Judas – bis vor kurzem noch bei Hierophant aktiv – gibt sich auf die Frage, wie oft die Jungs denn proben würden, nämlich zuerst etwas verwirrt:



Judas: „You want to know at which time we rehearse?“
Bruder Cle: „No, how often.“
Judas: „What do you mean, how often?“
Bruder Cle: „Well, how many times a week?”
Judas: “Of course every day. We are musicians...”

Auch mal eine Antwort, oder? Wer mal reinhören möchte, findet drei Stücke auf der Myspace Site. Und während ihr dies liest, befindet sich die Band gerade im Studio um ein Mini-Album mit sechs Stücken aufzunehmen. Lange werden Force Of Genocide nicht unsigned bleiben…

Während sich die Band noch etwas im Kreise ihrer wachsenden Fanscharen feiern lässt, gibt es backstage etwas Ärger. Die nächste Band Deadpool will partout ihr eigenes Schlagzeug aufbauen, was Zeit kostet und die Timeline durcheinander bringt. Zähneknirschend erlauben es Helstar und die angeblichen Lokalmatadoren legen endlich los. Schon bei den ersten Metalcore-Riffs ringeln sich bei den meisten der mittlerweile vierhundert Metalfans die Zehennägel auf. Nach zehn Minuten ist die Terrasse vor der Halle bei 35 Grad Außentemperatur überfüllt und drinnen genießen Deadpool eine Kulisse wie einige Stunden zuvor Imminent Descent. Fürn Arsch. Eine ganze Stunde dauert der Spuk. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn die Halle ist während dieser Zeit eine „Geisterhalle“. Dann ist endlich Helstar-time.



Im Wesentlichen zocken James & Co. denselben Gig wie am Vortag, nur dass sie diesmal den Platz auf der riesigen und sehr tiefen Bühne optimal nutzen können. Das Publikum in San Antonio frisst ihnen regelrecht aus der Hand und feiert jeden Song ab. Jimmy von Force Of Genocide scheint es ebenfalls zu gefallen, was er damit zum Ausdruck bringt, dass er auch zu Songs wie "The King Is Dead" Circle Pits startet. Es nervt zwar etwas, wenn einem beim Headbangen immer wieder jemand ins Kreuz springt, aber der Jungspund weiß es halt nicht besser. Es sei ihm verziehen. Auch heute Abend ist "Animal Magnetism" wieder der absolute Reißer und macht schon gehörig Appetit aufs nächste Album, dass James dem Publikum mit „noch düsterer und noch härter“ ankündigt. Gott sei Dank muss man heute auch nicht auf die Uhr schauen und so gibt es "Run With The Pack" mit österreichischer Verstärkung beim Backgroundgesang und "Baptized In Blood" zu hören. San Antonio ist zufrieden und wenig später scheint es, als habe sich das halbe Publikum in den Backstageräumlichkeiten eingefunden. Dort wird ohne Ende für Fotos gepost, Autogramme geschrieben und gefeiert. Leider werden im allgemeinen Wirrwarr auch unsere frisch erworbenen Shirts und Kappen, James Sonnenbrille und des Schlagzeugers Drumpedale gestohlen. Ärgerlich, aber was soll’s.
Wir lernen in der Zwischenzeit noch ein paar lokale Metalheads kennen, die uns auch gleich anbieten, uns mit ins Hotel zu führen. Tolles Angebot, denn schon in wenigen Stunden geht unser Flieger nach Las Vegas.
Als wir um sechs Uhr morgens nach nur kurzer Nachtruhe gerade aus dem Hotel schleichen, biegen doch tatsächlich James und Tracee um die Ecke. Anscheinend gab es noch eine Aftershowparty bei den Musikern von Beyond Black. Die haben wir zwar dieses Mal versäumt, aber dafür erreichen wir nach einem tränenreichen Abschied unseren Flieger nach Vegas, wo auf uns noch mehr „Rock’n’Roll All Nite And Party Every Day“ wartet.
Aber das ist eine andere Geschichte…

Fotocredits gehen an Dr. Ute Hantsch und Daniela Ramminger, die Videocredits an Dr. Ute Hantsch.
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