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9.5
Über das Gros der 90er Crossover-Releases hüllt man heutzutage berechtigterweise den Mantel des Schweigens- zu holzschnittartig, konstruiert, wenn nicht gar peinlich waren die Versuche einer klanglichen Grenzüberschreitung jenseits des vormals Üblichen (Guano Apes, Anyone?). Schon damals kam es geradezu einer Schandtat gleich, Faith No More in eine ähnlich gelagerte stilistische Schublade zu pressen, zumal die Amerikaner rund um Ausnamesänger Mike Patton von plumper Metal meets Rap Formelhaftigkeit nicht weiter hätten entfernt sein können.
Ob nun Tropicalia, Goth, Blues, Industrial, Country, Lounge- jazz oder Noise- Avantgarde, keine Spielart war ihnen zu far- out, um nicht früher oder später wie selbstverständlich und leichtfüßig in den eigenen Klangkosmos integriert zu werden. Mit "Album Of The Year" war dann 1997 Schluss mit diesem schillernden Karneval des Außergewöhnlichen, angewidert von den Mühlen einer gefräßigen Corporate Industry wandten sich die Bandmitglieder verstärkt anderweitigen musikalischen (Solo)projekten zu. Insbesondere Patton machte nun endgültig vor keinen Tabus mehr Halt, vom italienischen Schlageralbum, bis zur Horrorfilm-Soundtrack-verbeugung arbeitete er sich geradezu manisch am eigenen Eklektizismus ab - was nun diesem jetzt vorliegenden Comeback vorzüglich zu Reife und Glanz verhilft. Die teils unheilvoll düstere Atmosphäre des Vorgängeralbums findet in neuen Faith No More Liedern wie "Separation Anxiety" oder dem "Sol Invictus" Titelsong ihre geniale Fortsetzung, tendiert jedoch mehr zur unterschwelligen Suggestion, Type O Negative- Anbiederungsversuche wie auf "Album Of The Year", lassen sich dankenswerterweise nicht ausmachen. Mit "Superhero" und "Motherfucker" schüttelt die Band locker und unbeschwert zwei vor Selbstzitaten strotzende Signature-Hymnen raus, die so zwingend umzusetzen die wahre kreative Größe der Band ausmacht. Kleine melodische Schlenker, voluminös produzierte, hinterhältige Gitarren-grooves und geschickt gesetzte Stimmungs-wechsel garniert von Mike Pattons hyperaktiven "Chorknabe meets Belzebub"-Vocals verleihen den restlichen "Sol Invictus" Kompositionen eine kaum greifbare, schillernde Komplexität fernab von Kalkül oder Anbiederung. Selbst nach 20 Durchläufen bewahrt sich das Album ein kaum greifbares, betörendes Geheimnis, das zu entdecken mörderischen Spaß bereitet. Der Gesamteindruck des Faith No More-Comebacks versinnbildlicht? Stellt euch Burt Bacharach, Ennio Morricone und die Melvins gefesselt und geknebelt auf der Hinterbank einer Geisterbahn mit Mike Patton als perfid grinsendem Chauffeur in der ersten Reihe vor, der seine illustre Fracht über geheime Abzweigungen geradewegs in einen finsteren Abgrund steuert ("Rise Of The Fal" Die verbliebenen sterblichen Überreste der Fahrgemeinschaft werden von teufelsmaskierten Kindern (siehe Cover) entdeckt und als Totems verehrt, auf dass sie ewig spucken und wiederkehren mögen ("From The Dead") ! Ganz ernsthaft, vergeßt Auferstehungen von Alice In Chains, Soundgarden oder gar Black Sabbbath , ""Sol Invictus" is the comeback to end ALL Comebacks"". Punkt. Trackliste
Mehr von Faith No More
Reviews
09.03.2008: The Real Thing (Classic)News
15.05.2018: Mike Patton veröffentlicht OST zu Netflix Serie29.09.2016: Superber "Cone Of Shame" Videoclip. 17.08.2016: Livevideos mit Originalsänger Chuck Mosley. 15.12.2015: Cooler Clip zu "Separation Anxiety". 09.11.2015: Zeigen den "Sunny Side Up" Videoclip. 13.05.2015: "Sol Invictus" im Komplettdurchlauf antesten. 04.03.2015: Neue "Superhero" Single, Cover und Albuminfos. 11.02.2015: Details und cooler Song vom ersehnten Comeback! 22.11.2014: Neues Stück "Motherfucker" online 03.09.2014: Neues Album nach 18 Jahren! 13.06.2009: Erste Videos der Reunion Show! 29.04.2009: "The Very Best Definitive Ultimate Greatest Hits" 27.02.2009: Reunion von Band bestätigt... 25.02.2009: Die Reunion der Crossover Götter ist fix! 18.02.2009: Kommt die Reunion nun doch? 29.11.2008: Gibt es schon bald die Reunion? |
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