Aus dem Stehgreif konnte ich glatt nicht sagen, die wievielte Allen / Lande Scheibe "The Great Divide" nun eigentlich ist. Vielmehr weiß ich nicht mal, wie viele Doppelpack-Scheiben der beiden Stimmakrobaten ich besitze. Was aber mittlerweile klar ist, ist dass "The Great Divide" nicht nur die vierte Kollaboration der beiden Ausnahmekünstler, sondern auch eine der besten, wenn nicht gar die beste Allen / Lande bislang ist.

Das Rad der Zeit müssen die beiden Stimmwunder und ihr nagelneuer Mastermin namens Timo Tolkki dabei gar nicht neu erfinden. Songs wie "Come Dream With Me", "Down From The Mountain" oder "Lady Of Winter" schließen mindestens da an, wo das vielerorts gefeierte Debüt "The Battle" einst aufhörte und sind obendrein ohne Zweifel die besten Songs, die der einstige Stratovarius Genius seit Jahren komponiert hat. Filler sucht man vergebens, wenn man sich herausragende Melodic-Hard Rock Gebote der Marke Titelsongdramatik oder "The Hymn To The Fallen" wie Öl runtergehen lässt und dabei immer eine dezente Power Kante erahnen darf, die der eingängigen Kunst jeglichen AOR-Gleitcremefaktor verweigert. Die Melodieführung, die Songaufbauten, die Hooklines, die Gesangslinien und die Refrains sind erhaben und gehen einem sofort unter die Haut.
Kitschig? Ein wenig, aber nur selten zu sehr. 80er Jahre Attitüde? Ohne Frage und von Beginn an in zeitgemäße Hülle verpackt. Perfekt? Was ist schon perfekt und was hat man heutzutage nicht schon gehört. Klasse und vor Allem zeitlos ist "The Great Divide" dennoch, von Vorn bis Hinten, ausreichend knacken tut die Scheibe auch und somit ist für alle Fans der beiden Hauptdarsteller ebenso Obacht geboten, wie für die komplette Fraktion irgendwo zwischen Masterplan, Stratovarius und Whitesnake.

Man muss seit einiger Zeit definitiv nicht mehr jede Veröffentlichung mehr kaufen, auf der Jorn Lande seine Stimmbänder vibrieren lässt. "The Great Divide" jedoch ist eine von denen, die man zumindest gehört haben muss, und dass Symphony X Frontsau Sir Russel Allen sein Handwerk auch versteht und seine Performance die perfekte Balance und das berühmte Tüpfelchen auf dem i einer von Timo Tolkki bis ins Detail durchkomponierten Scheibe darstellt, muss ich hier sowieso keinem mehr groß erklären.

Besser als hier geht Melodic Metal kaum und treffsicherer waren die Herrschaften Lande, Allen und Tolkki definitiv schon lange nicht mehr...