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Die Zeiten der gekonnt inszenierten, bluesigen Led Zeppelin Verherrlichung waren für Kingdom Come auf "Bad Image" längst vorbei. Das hatte Lenny Wolf einfach nicht mehr nötig, nachdem er der ganzen Welt mit einem Meisterwerk wie "Hands Of Time" seine ausgereifte, ganz eigene, unvergleichliche Kunst präsentieren konnte. Besagtes drittes Kingdom Come Album ist wohl das Referenzwerk, sein unmittelbarer Nachfolger jedoch war und ist um keinen Deut schlechter, hadert aber wohl bis heute mit der Zeit seiner Geburt, die ja mitten in jene "Soundphase" gefallen war, in der man es als Hard Rock und Metal Band "alter" Schule ohnehin sehr schwer hatte. Wie viele andere Alben ist jedoch auch "Bad Image" ein Beispiel dafür, dass auch parallel zu Nirvana und Pantera, also abseits von Grunge, Alternative und Neo Thrash Unmengen richtig genialer Alben veröffentlicht wurden.
Dabei hätte die vierte Kingdom Come wohl sogar das Zeug dazu gehabt, auf der damals "modernen" Welle mit zu schwimmen. Nicht wegen seiner allzu experimentell oder gar "modernen" Songs. Keineswegs. Die Handschrift von Lenny Wolf zierte auch am vierten Werk klassische Strukturen, aber auch wenn Mainstream Anfang der 90er Jahre definitiv anders klang, könnte man durchaus annehmen, dass ein Album wie "Hands Of Time" oder "Bad Image" auch jenen gefallen durfte, die sich die Birne zu melancholisch genialen Klangbauten von Alice In Chains oder den schwermütigen Queensryche Kreationen im Schatten von erhabenen Werken wie"Empire" und "Promised Land" zudröhnten. Vor allem die Produktion von "Bad Image" war und ist bis heute perfekt. Die Scheibe klingt immer noch topmodern und satt, und genau diese beinahe monströse Art der Aufnahme ist es auch, die den musikalischen Abwechslungsreichtum der Kingdom Come aus dem Jahre 1993 immer noch wie aus einem Guss und unfassbar dicht und homogen klingen lässt. Man nehme den epischen Midtempo-Opener "Passion Departet". Jeder einzelne Ton zieht einen sofort in seinen Bann. Spannung und Emotion pur. Beschwörende Gesänge und ein unter die Haut gehender Refrain. Gänsehautfeeling und immer wieder von diesem gewissen mystischen Touch geprägt, den Kingdom Come bereits am Vorgänger so perfekt zelebrierten. Dieser haftet auch all den anderen richtiggehend bombastisch klingenden "Bad Image" Songs an. Bei "You’re The Only" kommen dann erstmals die beinahe nach Depeche Mode klingenden Samples ins Spiel. Dennoch offenbart sich auch hier ein traumwandlerisch dichtes Kingdom Come Melodiewunder mit meisterlich schönem Refrain und der gekonnten Balance aus 80er Flair und aktueller 90er Klänge. Genau so verhält es sich auch der Hitsingle der Scheibe. "Fake Beliver" kann alles und ist unabnützbar. Ebenso großartig und packend wie die Traumballade "Friends" und ein, sich zutiefst vor den 80er Jahren verneigendes und dennoch zeitgemäß rockendes, "Mad Queen", das hypnotische "Little Wild Thing", das progressive angehauchte und mit Rush Ansätzen überzeugende "Glove Of Stone" oder das finale "Outsider". "Bad Image" geht genau so glorreich zu Ende wie es begonnen hat. Hier schmeichelt jeder Ton. Egal ob schwermütige Balladen, sentimentale Traurigkeiten oder pfundige Hits mit Tiefgang und packenden Rhythmen. Wurscht ob leicht elektronisch oder durch dezente Streicher aufgemotzt. Jeder einzelne Song dieser ungeheuer vielfältigen Scheibe hat Klasse und Wahnsinnsmelodien fernab aller Klischees. Abermals gekrönt von der betörenden, herausragenden Stimme und der Gabe, zeitlose Songs, wuchtig und zerbrechlich zugleich zu komponieren, bietet "Bad Image" eine bis heute unter die Haut gehende Reise durch Gefühlswelten, wie sie nur von Kingdom Come geboten werden konnte. Schwermütig, andächtig und wunderschön. Voll vom traumhaften Melodiebögen, packend und gefühlvoll, nachdenklich, erwachsen und reif. Die schwebenden Grooves, die zarten Gitarren, die hypnotischen Riffs und die unwiderstehlich melancholische Stimme von Lenny Wolf stellen Kingdom Come bis heute auf eine ganz eigene künstlerische Ebene. "Bad Image" ist ein unscheinbares Juwel. Nie plakativ oder aufdringlich, aber doch so schlüssig und süchtig machend und voller unvergleichlicher Momente. Ein billiger Radiohit oder das was die Haarspraywelle einst dazu benützte, um auf MTV rotieren zu können, war Kingdom Come immer schon fremd. Genau deshalb ist diese Band bis heute ein unwiderstehliches und zeitloses Hard Rock Manifest mit Stil, Anspruch und unaufdringlichem Hitpotential fernab aller aufdringlichen Muster und Radiovorgaben. Ein Meisterstück, das das Kunststück vollbring noch zwanzig Jahre danach völlig unabgenützt und zeitgemäß zu klingen. Für mich ist "Bad Image" definitiv ebenso ein 10-Punkte Werk für die Ewigkeit, wie sein Vorgänger "Hands Of Time" (zum Classic Review), und dass Lenny Wolf immer schon kein Trendsetter, sondern ein absoluter Überzeugungstäter war, beweist uns der Hamburger bis heute konsequent, zumal er seiner ureigenen Kunst konsequent treu geblieben ist und das Erbe seiner großen Tage unbeirrt, wenn auch nicht mehr ganz so bärenstark, fortführt... Trackliste
Mehr von Kingdom Come
Reviews
24.05.2013: Outlier (Review)24.03.2011: Rendered Waters (Review) 14.11.2006: Ain't Crying For The Moon (Review) 28.01.2005: Hands Of Time (Classic) News
16.04.2013: Veröffentlichen ihren neuen Videoclip.27.02.2013: "Outlier" Cover, Tracklist und viele News. 30.01.2013: Neues Album erscheint im April! 25.12.2009: Lenny hat den neuen Videoclip zu "So Unreal". 02.02.2009: Lenny spendiert Soundsamples. 20.01.2009: "Magnified" kommt am 27. Feber. 28.07.2006: "Ain't Cry For The Moon" 20.03.2004: CD-Titel gefunden 17.06.2003: Absage am Donauinselfest |
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