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8.0
Diese coolen Norweger haben mit ihrem selbst betitelten letzten Album eine absolute Granate zwischen Rock, Alternative und Metal geschaffen. "Audrey Horne" war und ist ein nahezu perfektes Album dem ich noch heute locker neun Punkte verleihen würde, das den durchschnittlichen Vorgänger klar in Schatten stellte, und das die Messlatte der Erwartungen immens hoch gelegt hat. Nun ist "Youngblood" endlich da und nicht nur meine Wenigkeit ist hungrig nach seinen Klängen. Die Jubelarien die dieses Album schon im Vorfeld einheimsen konnte, waren und sind himmelschreiend. Die Wahrheit jedoch liegt in der Mitte. Weniger düster eine Spur weniger "alternative", dafür "retro-rock n rolliger" und bunter zeigen sich die Jungs aus dem Hohen Norden.
Dabei ist der Einstieg in "Youngblood" ja richtig old-schoolig und metallisch. Der stählerne Adler steigt vorm geistigen Auge empor, wenn sich das Gitarrenlead breit macht, um in einen sehr britisch angehauchten Uptempoknaller zu geleiten, der die Alternative-Wurzeln von Audrey Horne mit der Dynamik von Maiden und Priest paart. Der mehrstimmige Refrain zündet sofort, die Rhythmik animiert unweigerlich zum Rocken. Der "Redemption Blues" ist ein Weltklassebeginn und Nährboden dafür, dass "Youngblood" alle Erwartungen erfüllen sollte. Vor allem, weil mit "Straight Into Your Grave" gleich ein weiterer starker Track folgt. Weniger "alte Schule", dafür noch mehr unverkennbares Audrey Horne Flair. Klar sind die Riffs in all ihrer Basis 80er Metal, die lockeren Melodien, die Gesänge und die verdammt poppige Atmosphäre aber sind aber typisch Audrey Horne. Locker, luftig und eingängig. Nicht überragend, aber dennoch beinahe unwiderstehlich. So, jetzt darf aber wieder ein richtiger Kracher kommen. Und so ist es. Der Titelsong ist zwar auch extrem retro angehaucht, aber ein echter Ohrwurm, der alle Songwritingstärken dieser Band bündelt. Genau die Trademarks die hier durchschimmern haben "Audrey Horne" zu einem Klassealbum gemacht, das man wieder und wieder hören will. Würde es so weiter gehen, wäre "Yougblood" das zweite Audrey Horne Meistwerk in Folge, aber diese Hoffnung erfüllt sich leider nicht. Bei "There Goes A Lady" macht sich Leere breit. Mehr Rolling Stones und Thin Lizzy, mehr Retro Charme, mehr Classic Rock. Weniger melancholische Schwere, weniger 90er Jahre Grunge Sidekicks und weniger von der düsteren Grundstimmung, die diese Band zuletzt so groß machte. Ohne Zweifel ein verdammt guter Song, aber ebenso wie bei "Show And Tell", beim banal gehaltenen Sonnenscheinrocker "Pretty Little Sunshine" oder dem schwerfälligen "The Open Sea" fehlen hier aber mitunter die Tiefe und Eigenständigkeit, die die Norweger so brillant und unvergleichlich machen können. Hier regiert die "Normalität" und auch wenn beim Percussion-dominierten Rocker "Cards With The Devil", beim energiegeladenen "This Ends Here" und dem wirklich fetten Finale "The King Is Dead" wieder die große Klasse und Dichte aufblitzt, die man sich für das ganze Album erhofft hätte, hallt leichte Enttäuschung nach. Wohl vor allem, weil man sich von dieser Band und diesem Album schier Unmenschliches erhofft hat. Bleiben wir aber am Boden. Nicht, dass mir noch einer denkt, "Youngblood" wäre ein schwaches Stück Musik. Die Norweger rocken immer noch unverkennbar cool und höchst eigenständig. Metal, Alternative und traditioneller Rock sind allgegenwärtig. Ihre neue Wundertüte ist voll von guten Refrains und geilen Songs. Audrey Horne haben sich in ihrer unberechenbaren Evolution aber wieder ein Stück weiter gewagt und ob das für Jedermann der Idealweg ist sei dahin gestellt. Ich behaupte, dass "Youngblood" ein bärenstarkes Album ist, das fünf absolute Ausnahmesongs zu bieten hat, in Sachen Atmosphäre, Klasse und vor allem auf Langzeitwirkung gepolter Dichte jedoch nie die Macht seines Vorgängers erreicht. So ist es also nicht der erwartete Paukenschlag, sondern "nur" ein verdammt gutes und abwechslungsreiches Stück Rockmusik, das neben einigen Übersongs auch einige durchschnittliche Nummern und für meine Begriffe eine Spur zu viel "Retro-Flair" zu bieten hat, und somit leider nur zum zweitbesten Album dieser coolen Band avancieren wird. "Audrey Horne" bleibt absolut unerreicht und genau an diesem Album scheitert "Youngblood"! Trackliste
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Reviews
20.05.2022: Devils Bell (Review)06.03.2018: Blackout (Review) 21.09.2014: Pure Heavy (Review) 19.04.2010: Audrey Horne (Review) 22.03.2008: Le Fol (Review) News
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