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8.5
Die Norweger Audrey Horne haben sich innerhalb kurzer Zeit einen guten Ruf im internationalen Rockzirkus erspielt. Das vor allem in der Heimat ziemlich abgefeierte Debütalbum und der Nachfolger "Le Fol" der hauptberuflichen Black und Doom Metaller bieten nämlich ein durchaus reizvolles, nicht so leicht zuzuordnendes Potpourri aus allerlei Segmenten der stromverstärkten Musik, welches man nicht mögen muss, aber kann.
Dass mich der dritte, symptomatisch selbstbetitelte Longplayer auf Anhieb derart überzeugen konnte und dies natürlich nach wie vor tut, mag einerseits mit einem leichten Sättigungsgefühl der klassischen Metal-Schiene meiner Wenigkeit im Zusammenhang stehen, andererseits schaffen es gewisse Künstlerunionen wie Audrey Horne, Songs zu kreieren, die eigentlich keinen aus allen Nähten platzenden Ideenfundus zur Schau stellen, dafür allerdings mit jähem Charme und Detailverliebtheit umso mehr beeindrucken. Das gewisse Etwas ist damit gemeint; eine Eigenschaft, welche diese Scheibe regelrecht atmet. Der Bogen spannt sich dabei von den 70er Rocklegenden (Hammondeinsprengsel à la Deep Purple) über die 80er Jahre (Riffkultur) und macht zwischendurch auch mitten in den 90ern (Grunge) halt. Der stets offene Grundcharakter und das stets fließende Element lassen das Album letztlich zeitlos und homogen erscheinen. Für was auch immer eine streng genormte Schublade herausziehen, wenn die Grenzen derart verschwimmen wie bei den vier Köpfen aus Bergen? Der cool dahingleitende Opener "Charon" mag da noch eher konventionell sein, aber das folgende "Circus" mit seinen Faith No More Anleihen und die Hitsingle "Down Like Suicide" (Bombenrefrain!) sowie das mit dezenten Ozzy Rifffragmenten angereicherte "Blaze Of Ashes" gehören in Rubrik „mehr als hörenswert“ und beweisen, dass Audrey Horne so gut wie keine Berührungsängste zu anderen Baustellen haben. Zum Gutteil darf sich Frontman Toshie diesen Umstand auf die Fahne schreiben, denn seine hier dargebotenen (wenn auch teils verzerrten) Vocallines treffen meiner Auffassung nach fast durchgehend ins Schwarze. Gefühlvoll und tiefgreifend zugleich, aber immer noch „männlich“ genug. "Sail Away" ist im Weiteren eine nette, aber keine zwingende Ballade, "Bridges And Achors" ein bombastisch startender, leger dahintreibender Rocker wie besagtes "Blaze Of Ashes", "Pitch Black Mournung" und "Firehose" spannungsgeladene Epic-Slowmotion-Tracks Marke Tool, "Darkdrive" ein ebenso opulenter Zungenschnalzer und "Godspeed", so widersprüchlich es klingen mag, ein von mehrstimmigen Vocals gesäumter Akustiktrack. Auf den Punkt gebracht: Auch wenn die „B-Side“ nicht ganz zu den ersten fünf Liedern heran kommt, ist "Audrey Horne" eine nicht gerade kleine Überraschung des noch so jungen Jahres geworden! Und das von Leuten, die primär im Black/Doom (Enslaved, Sahg, Gorgoroth) Metier ihr Heil suchen - was für eine leckere Visitenkarte! Trackliste
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Reviews
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