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"Echte" Metal Fans kaufen Cd’s und Vinyl und die meisten, sofern nicht erst in den letzten 10 Jahren zur Welt gekommen, "echten" Metalfans haben immer noch ein Tape-deck zuhause! Das wäre also mal geklärt.
Ein Computer ist keine Stereoanlage, eine Festplatte voll identitätsloser Musikordner ist keine Sammlung und "echte" Metal Fans hören ihren Metal natürlich auch nicht ausschließlich via mp3. Der Rest, der sich mitunter dennoch auch Metal Fan schimpft, ist der musikalischen Wegwerfgesellschaft zuzuordnen, hört vielleicht auch Metal, ist aber ohne Frage nur mit dem Hirn, keineswegs aber mit dem Herzen bei der Sache. Aber genug der Theorien, genug der Ansagen all jenen gegenüber, die damit hadern, dass es keine digitale Version des hier vorliegenden Demos gibt, und zurück zum Thema: Die Innsbrucker Jungspunde von Manice Disease legen – cool und kultig as fuck – ihr zweites Demo Tape in kürzester Zeit vor. Mehr retro geht kaum. Wirtschaftliches Denken ist nicht gefragt, denn hier ist Herzblut Thema. Ehrliche Liebe und tiefe Verneigung vor den 80er Jahren und inbrünstig inszenierte old-school Attitüde. Anders ist es kaum zu erklären warum das infernale Trio Bandfotos macht, die aussehen, als ob sie 1984 in Cronos Kellergewölben abgelichtet worden wären, und warum "Beyond Cosmic Boundaries" (nicht zuletzt durch die neuerlich perfekt auf den gewünschten Punkt inszenierte Produktion von Patrick W. Engel) so unfassbar räudig aus meiner Anlage wummert. Schwarzmetallischer Thrash Metal steht am Programm, wenn mir das absolut gewaltige "The Occult Reich" die mittlerweile viel zu kurz geratene Matte nach hinten frisiert und mich unweigerlich zum Kosmetikschrank meiner Holden rennen lässt, um schleunigst auch nur irgendwie schwarze Schminke aufzutreiben. Noch während dieser, mit tollen Stimmungswechseln und ebenso kühler wie dunkler Atmosphäre gesegnete Thrash/Black Hammer auf mich einschlägt, und mich ob seiner Intensität und packenden Aura einfach nicht mehr loslassen will steht fest: Der anfangs treibende, später zu einem rasenden Höllenhund mutierende Titeltrack kann und darf nicht über mich hereinbrechen, bevor ich mir nicht die Augen verdunkelt und ein altes Possessed Shirt über den Ranzen gequetscht habe. Der Charme von Manic Disease raubt einem die Objektivität. Wer herausragende Fingerfertigkeit oder ohrale Klangejakulate sucht, soll andere Musik hören. Das hier ist dafür die falsche Baustelle. Hier regiert die Energie, die losgelassene Retro-Drecksau, die wie ein hemmungsloser Mix aus typisch diabolischem 80er Black-Thrash a la Possessed, Hellhammer, oder Venom und bodenständig und spartanisch aufs Wesentliche reduzierter nordischer Schwarzmetallkunst so brutal fett und authentisch aus der Anlage kracht, dass es eine helle Freude ist. Die Aura und der Charme, den Manic Disease verbreiten sind einfach nur packend. Es wird immer dunkler um mich herum. Die Atmosphäre drückt das Licht. Noch während "Beyond Cosmic Boundaries" durch den Wohnraum flegelt, scheitert mein Versuch, mich in die alte Stretch Jeans reinzuquetschen. Kann ja gar nicht gehen. 30cm verlorener Haarlänge und fast ebenso viele Kilos später kann das gute Teil aus den frühen 90er Jahren einfach nicht mehr mit mir mithalten, aber egal. Einem unfassbar brachialen "The Triangle Will Burn" ist das ebenso wurscht wie unsrem jungen Tiroler Trio. Die Jungs krachen um sich, dass es nur so ein Genuss ist. Der "Evil Persekutor" kotzt seine dreckig fiesen Vocals wie eine Ausgeburt der Hölle aus. Schwärzer geht kaum! Die Riffs sind knarzig und dreckig, fräsen mir meterweise Risse in die Wände und die Drums reißen sowieso alles nieder. "Beyond Cosmic Boundaries" ist unglaublich mitreisend, die Songs sind abwechslungsreich genug, um die Spannung zu schüren und dennoch nie an Intensität einzubüßen. Dass mir derweilen beim nächsten gescheiterten Versuch, die Stretch zumindest bis zu den Oberschenkeln zu ziehen auch die kurz zuvor aufgetragene Schminke ob des Schweißes der Anstrengung vom Gesicht gelaufen ist, passt zur bedrohlichen Stimmung, die das unfassbar rücksichtslos daher geholzte Teil verbreitet. Blöd gelaufen und sein wir uns ehrlich: Das verdammte Possessed Shirt passt ja auch nicht mehr. Kurz am Leib getragen, muss es schon wieder runter, bevor der Erstickungstod früher droht, als das Ende dieses so charmanten 4-Track Demos. Egal, versuchen wir das alte Sepultura Leiberl. Mehr Nostalgie hat der Schrank eh nicht mehr zu bieten. Der Rest der legendären Textilien wurde schon vor Jahren ob seiner ausgewaschenen Zustände entsorgt und Nieten oder gar die alten Jogging-High lassen sich auch nirgends finden. Auch egal, ein Vierteljahrhundert Metal hinterlässt einfach Spuren. Hauptsache das Herz ist immer noch am richtigen Fleck und voll mit der Liebe zu genau jener Musik, die auch die "next-generation" in Form von Manic Disease so eindrucksvoll und ehrlich vermittelt. Während diese Theorien sprießen, wütet bereits "Shapeless" wie ein unbarmherziger Zombie durch die Wohnung. Rotzig und bedrohlich wie der Rest des Festes, brettern mir Manic Disease einmal mehr einen vehementen Bastard ungezügelter und mit okkulter Atmosphäre versehener Thrash Kunst der seligen 80er Jahre um die Ohren, um das Inferno genau so gekonnt zu beenden, wie sie es begonnen haben. Packend, voller Dynamik, mitreißender Energie und einfach bärenstark! Genau so wie jeder einzelne Ton dieses mehr als nur gelungenen Demos. "Beyond Cosmic Boundaries" ist ein absoluter Metal Bastard und definitiv ein Dokument der konstanten Evolution dieser Band. Also Kommando retour! Nix Schminke, nix Stretch und das Leiberl bleibt auch an. Das einzige was klar ist, ist dass "Beyond Cosmic Boundaries" prompt umgedreht (Auto-reverse rulez) und von vorn angehört wird. Und zwar genau so lang, bis es endlich eine Vinyl Edition (allein das geile Artwork hätte sich die verdient) oder gar eine full-length CD unserer Retro Black/Thrasher aus Innsbruck gibt! Manic Disease sind nicht nur eine sympathische Truppe mit allerhöchstem Potential, sondern auch einer "der" heimischen Garanten dafür, dass echter Heavy Metal und dessen Aura die wir alle so lieben auch in unserer Heimat weiter leben wird. Weiter so Jungs und jeder einzelne, der auf old-schoolgie Black-Thrash Klänge mit fetter 80er Attitüde und pechschwarz beklemmender Atmosphäre steht, der soll sich dieses kultige Stück Musik um läppische 4 Euro sofort hier und jetzt ins Haus zerren. Die passende Verkleidung ist dazu, wie ihr diesem Text entnehmen könnt, nicht zwingend notwendig… Trackliste
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