Die ständig steigenden Stahlpreise machen nicht nur der Bauwirtschaft zu schaffen, auch in Metallerkreisen geht die
"Aktie-Traditionsmetal" wieder steil wie seit Jahrzehnten nicht. Im Soge der Popularität junger Newcomer und nun, da sich selbst die ältesten Recken aller Ligen wieder auf ihre alten Stärken besinnen und damit Erfolg zu haben scheinen, kriechen alle möglichen Kultkapellen zurück an die Oberfläche. So also auch die Finnen von
OZ, die uns erstmals seit 1991 wieder mit neuen Klängen beschallen. Sagenhafte 20 Jahre sind seit dem bislang letzten Werk also bereits vergangen, und wer sich schön länger als seit
Sonata Arctica oder
Nightwish mit finnischem, oder generell dem skandinavischen Heavy Metal beschäftigt, der weiß dass
Oz in ihrer Zeit so was wie eine Vorreiterrolle inne hatten und einige absolute Perlen in ihrer sagenumwobenen, leider nicht immer würdig genug behandelten, Discografie versteckt halten.
Oz waren zwar nie überragend genial oder innovativ, aber immer schon ein Liebling der Gemeinde. Von den frühen 80ern an eine Kultband für Insider und das keineswegs zu unrecht. Der Titel von
"Burning Leather" bringt die Thematik des Comebacks dann auch gleich auf den Punkt.
Die alte Schule ist angesagt, und auch wenn nur knapp die Hälfte des Albums mit unbekanntem, sprich neuem Material versehen ist, kann man das Lebenszeichen von Oz dem echten Traditionsfetischisten bedenkenlos ans Herz legen.
Es ist herrlich die alten Hits der Herren in neuem Kleide zu genießen und sich die bewährten Klänge mit neuen Kompositionen auflockern zu lassen. Die Sache funktioniert deshalb so gut, weil
Oz in Sachen Songwriting immer noch tief in den 80er Jahren verwurzelt sind. Weil ein Banger wie
"Dominator", ein hymnisches
"Seasons In Darkness" oder das flockige
"Let Sleeping Dogs Lie" wunderbar zu 80er Perlen wie dem immer wieder herausragenden
"Turn The Cross Upside Down", dem unabnützbaren
"Fire In The Brain", oder meinem geheimen Liebling
"Gambler" passen.
Weil erdiger Metal einfach immer Spaß macht, weil die
Oz'sche
Mischung aus NwoBhm, Melodic- und US Metal zeitlos ist, und weil qualitativ hochwertiger Stahl einfach ewig hält.
Oz zeigen nicht nur, dass ihre alten Alben auf breiter Ebene völlig zu unrecht unter Wert geschlagen wurden. Sie zeigen auch, dass es auch im Jahre 2011 möglich ist perfekte und altbackene Metal Songs mit Melodie so aufzunehmen, dass sie Traditionen ehren und dennoch nicht völlig verstaubt klingen müssen.
"Burning Leather" ist 80er Metal pur. Vom Artwork bis zu jedem einzelnen Song ein mit viel Fingerspitzengefühl produziertes Freudenfest.
Für Neueinsteiger eine wertvolle Geschichtsstunde und für alte Hasen, deren rare Oz Vinylscheiben eh schon ziemlich rauschen, eine wunderbare Ergänzung im Cd-Regal!
Oz können sich schon jetzt die Koffer schnüren, denn ihr Name wird auf einigen Plakaten kommender Metal-Festivals zu lesen sein, und ich bin mir sicher:
In dieser Verfassung werde nicht nur ich meine helle Freude mit den wieder auferstandenen Oz haben.
Welcome back boyz!