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Symphony X - Iconoclast (CD)
Label: Nuclear Blast
VÖ: 28.06.2011
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Art: Review
Professor Röar
Professor Röar
(123 Reviews)
8.0
Was soll man eigentlich über eine Band wie Symphony X noch schreiben, das nicht schon zigfach zuvor gesagt wurde? Eigentlich gar nichts, denn wer bei dem Quintett um Gitarrist Michael Romeo und Stimmbandakrobat Russell Allen immer noch nicht weiß, wo es langgeht, der hat eben die letzten 15 Jahre verpennt und für den dürfte auch "Iconoclast", immerhin schon Album No.8 der US-Prog-Metal-Institution, nicht wirklich erheblich wichtig sein.
Dieses Album, im Übrigen das erste unter den Fittichen des inzwischen zu einem beinahe Metal-Monopolisten aufgestiegenen Nuclear Blast-Labels (Erinnert sich noch jemand an die Anfänge der Donzdorfer Edelmetallschmiede mit ausschließlich Krachcombos von Pungent Stench bis Righteous Pigs?) , auf das die Fans immerhin 4 Jahre warten mussten, hat es erwartungsgemäß in sich. Dies zeigt sich sofort nach Genuss des gigantischen 10-minütigen Openers und Titeltracks "Iconoclast", der alle Trademarks der Band perfekt in sich vereint. Und zu diesen zählt bekanntermaßen die unfassbare Gitarrenarbeit von Michael Romeo, der für ein einzelnes Riff wie das von "Iconoclast" so viele Ideen verbrät, wie Motörhead auf allen bisherigen Alben nicht gebraucht haben. Dazu gesellt sich mit Russel Allen einer der besten Metal-Sänger, auch wenn er mitunter doch ein wenig nach dem immer noch unerreichten Ronnie James Dio klingt.
Auch der Rest der Band, allen voran Keyboarder Michael Pinnella, weiß mit absoluter technischer Brillanz aufzuwarten, eine Brillanz, die jedoch immer songdienlich eingesetzt wird. Denn letztlich sind es die Kompositionen, die überzeugen müssen, und die sind im Falle von Symphony X sowohl absolut headbang-kompatibel als auch technisch höchst anspruchsvoll und werden dem Prädikat Prog-Metal durchaus gerecht. Natürlich sind auch Symphony X schon längst an dem Punkt ihrer Karriere angelangt, an dem das Rad nicht wieder neu erfunden werden muss und sich die Band dementsprechend auf ihre Stärken konzentrieren und diese in immer neuen Variationen perfektionieren kann.
Symphony X' Mischung aus straightem Power Metal mit hie und da eingestreuten Thrash-Ausbrüchen, knackigen, hitverdächtigen Refrains , Melodien mit definitivem Stadion-Appeal und absolut wahnwitzigen Instrumetalpassagen, in denen sich besonders Romeo und Pinnella Duelle liefern, wie man sie sonst wohl nur von Dream Theaters Petrucci/Moore bzw. Rudess kennt, kann keinen Freund harter Musik kalt lassen.
Denn hart ist "Iconoclast" tatsächlich, der auf dem Vorgänger "Paradise Lost" eingeschlagene Weg der zunehmenden Metallisierung wurde konsequent weitergegangen, im Vergleich zur Vergangenheit wurde der Gitarrenanteil nochmal hochgeschraubt, die Double-Bass bolzt mehr denn je und die Produktion hat immensen Wumms. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass diesmal auf die typischen klassischen Elemente und orchestrale Passagen verzichtet wurde, die sind immer noch zu Hauf vorhanden und sorgen für die nötige Abwechslung im böllernden Riffinferno. Freunde romantischer Klänge dürften jedoch von "Iconoclast" nicht wirklich befriedigt werden, denn außer beim balladesken Intro des abschließenden Epos "When All Is Lost" gibt es auf diesem Album einfach nur Power ohne Ende.
Natürlich ist auch der Sound von "Iconoclast", wie üblich von Michael Romeo im bandeigenen Studio selbst produziert, wieder entsprechend makellos, kraftvoll und transparent, jedes Instrument erhält hier die verdiente Aufmerksamkeit, kein Tönchen verschwindet in einem Soundbrei.
Textlich haben Symphony X sich dem Thema Technologie zugewandt und das düstere Konzept um unsere von Maschinen und Computern beherrschte und somit dem Untergang geweihte Gesellschaft spiegelt sich in den ungewohnt dunklen Songs perfekt wieder. Neu ist das alles zwar nicht – die Matrix lässt grüßen -, aber, und das ist wohl der einzig wirkliche Makel an diesem Album, Preise für außergewöhnliche Originalität gewinnt "Iconoclast" auch musikalisch nicht. Denn bei all der technischen Perfektion und dem wirklich – meine Kollegenschaft würde wohl dieses Wort verwenden – geilen Songwriting ist das musikalische Schaffen von Symphony X inzwischen frei von Überraschungen und letztlich machen Allen, Romeo, Pinnella, Lepond und Rullo lediglich das, was man von Dream Theater schon seit den 80ern kennt, nur eben in einer etwas härteren, dankenswerterweise von Kitsch weitgehend bereinigten Version.

Der Professor hält zwar Michael Romeo live für einen unerträglichen Poser, ist aber auf Grund der überragenden musikalischen Leistung äußerst milde gestimmt, zumal die strengen Schmerzen in der Nackenmuskulatur nach dem mehrmaligen Genuss dieses Albums eindeutig auf edelstes Edelmetall schließen lassen. Somit bekommen die Ikonoklasten von Symphony X vom Professor 8 von 10 möglichen Vorschlaghämmern zum noch effizienteren Bilderstürmen, jedoch mit dem kleingedruckten Zusatz, dass Symphony X beim nächsten Album bitte doch auch ein wenig auf die eigenen in Stein gemeißelten Monumente eindreschen dürfen, ganz im Sinne einer (zumindest geringfügigen) musikalischen Neuorientierung.



P.S.: "Iconoclast" wird übrigens in zwei Versionen veröffentlicht: die oben besprochene 9-Song-Variante und eine Doppel-CD mit 3 zusätzlichen vollwertigen Tracks. Leider lag uns diese Extended Version zur Rezension nicht vor.
Trackliste
  1. Iconoclast
  2. The End Of Innocence
  3. Dehumanized
  4. Bastards Of The Machine
  5. Heretic
  1. Children Of A Faceless God
  2. Electric Messiah
  3. Prometheus (I Am Alive)
  4. When All Is Lost
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