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"Victim in Pain" ist ein Album aus einer weit entfernten Stadt in einer noch weiter entfernten Zeit. Als Agnostic Front 1984 ihr Debutalbum raushämmerten, war New York City, insbesondere Brooklyn ein dreckiges Loch, wo Verbrechen, Bandenkriege, Drogensucht und Prostitution an der Tagesordnung standen. Nicht gerade das ideale Pflaster, wenn man als amerikanisches Mittelklassekid dort aufwachsen muss. Somit stellt "Victim in Pain" ein Zeitdokument dar, eine Reaktion auf eine beschissene Umwelt, geprägt von Verbrechen und sozialer Ungerechtigkeit. Eine solche Reaktion kann folglich nur wütend und brutal sein, ungestüm und jugendlich-roh.
Wenn man sich die 11 Songs mit einer Gesamtspielzeit von knapp 16 Minuten mehr als 20 Jahre später anhört, ist es schwer, einen Konnex zu den sozialen Umständen, unter denen dieser Kraftakt primitiver Punk-Urgewalt entstanden ist, herzustellen. Doch jede einzelne Textzeile, jedes Gitarrenriff, jeder verzweifelt-wütende Schrei Roger Mirets macht Sinn in einer Zeit, in der frustrierten Jugendlichen abseits des Mainstreams nur der Gang ins CBGBs übrig blieb, wo man sich bei knüppelhartem, hyperschnellem Hardcore die aufgestauten Aggressionen wegpogte. "Victim in Pain" ist von Anfang bis Ende ein „short sharp shock“, wo eine Hardcore-Hymne auf die andere folgt: So sind die Songs "Last Warning", "United & Strong" und "Your Mistake" auch heute noch Teil jedes Agnostic Front-Gigs. Wenn dann nach nicht mal einer viertel Stunde das düstere, schleppende "With Time" diesen Inbegriff des echten NY-Hardcore abschließt, bleibt man als Hörer regungslos, ratlos und ausgepowert zurück. Wer erst in den 90ern oder gar später auf Agnostic Front gestoßen ist, kennt "Victim in Pain" unter Umständen gar nicht. Im Original längst vergriffen, war es eine Zeit lang als Double Feature mit dem unsäglichen "Cause For Alarm"-Album auf CD erhältlich, doch heute findet man es nur mehr sehr selten. Mit den nachfolgenden Alben hat "Victim in Pain" nur wenig gemeinsam, war es doch noch zu 100% im Hardcore-Punk verwurzelt, ohne irgendwelche Metal-Einflüsse. Hier ist jeder Song ein brachiales Statement, wo 2 Gitarrenriffs und 3 Akkorde absolut ausreichen, das Schlagzeug durchknüppelt und Roger Miret seine Texte herausbrüllt, die von Toleranz gegenüber anderen, sozialer Ungerechtigkeit und Disillusion handeln. Keine Spur von Rassismus oder Nazi-Gedankengut, das man Agnostic Front – wohl auch wegen ihres Outfits und übertrieben harten Auftretens - gerne nachsagte. Dass Gitarrist Vinnie Stigma kaum seine Gitarre stimmen konnte, wirkt sich in diesem Umfeld gar positiv auf die rohe Qualität von "Victim in Pain" aus. Um Punk spielen zu können muss man kein Eddie Van Halen sein; hier zählt lediglich die richtige Attitüde, kanalisiert in rohen Hochgeschwindigkeitsriffs. Und all diese Attribute treffen auf "Victim in Pain" wie auf kaum ein anderes Hardcore-Album zu und machen es somit absolut unverzichtbar. Stigma! "Last Warning", live 2008 Trackliste
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Reviews
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