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2005/06 war DIE Saison für die vier Jungs aus Orlando/Florida. Stattliche Albumabsätze, haufenweise Presseauszeichnungen (u. a. Best International Newcomer im Kerrang!), erfolgreiche Tourneen (US/UK) und hoch umjubelte Festivalauftritte ergeben summa Summarum Selbstvertrauen; ja sogar dermaßen viel Selbstvertrauen, dass man in Gegenwart von Sharon Osbourne und Gefolgschaft im Rahmen der Ozzfestivals nach allerlei unschönen Szenen gegen Steve Harris & Co. nicht nur hinter den Kulissen diese rebellisch verteidigte, nein, um den durch geknallten Hausdrachen die Suppe noch mehr zu versalzen, bauten Matt, Travis, Corey und Paolo demonstrativ gleich einige jungfräuliche Coverversionen in den Set mit ein, was dementsprechende Unannehmlichkeiten auf sich zog. Aber die Heldentaten wurden vollends belohnt: das Support Ticket der kommenden Iron Maiden Tour wurde Trivium zugesprochen!
Wie würden die Youngsters all diese Erlebnisse verarbeiten und ihre unbändige Energie in die aktuellen Stücke einfließen lassen? Sprach man von den beiden Vorgängeralben "Ember To Inferno" und "Ascendancy" gelegentlich von Metalcore, dürfte jenes Etikett im Falle von "The Crusade" wohl endgültig verschwinden. Das hat seine Gründe: zum einen singt Matthew Heafy geerdeter, bedient sich weit mehr mittleren Stimmlagen und klingt dadurch einem James Hetfield teils verblüffend ähnlich; „stören“ dürfte dies nur wenige, selbst wenn manches „yeeaahhh“ exakt 1:1 daher kommt. Zum anderen besitzen die Tracks eine unerwartet traditionelle Schlagseite, soll heißen, neben typisch aggressiven Riffs und schnellen Passagen treten da eine Menge Melodien und anspruchsvolle Hooklines hervor, welche gar an die Zeit des Thrash Metals der Endachtziger bzw. frühen Neunziger erinnern, als sich Gruppen wie beispielsweise Testament oder Death Angel bzw. damals blutjunge Kapellen a la Xentrix vermehrt komplexeren Arrangements bedienten, Tempo und Rhythmik zunehmend kontrollierten und das Genre sozusagen auf die nächste Entwicklungsstufe karrten. Und genau besagte Hooklines machen es dem Hörer zunächst nicht leicht. Aber glaubt mir, es lohnt sich, diesem Aludeckel die nötige Aufmerksamkeit zu schenken; anfangs eben noch scheins sperrig, öffnen Songs wie der flotte, im Chorus erweichende Grußakt "Ignition", die sich stets wandelnde bzw. Break durchsiebte "Detonation", das Doom beladene "And Sadness Will Sear" oder der fulminante, ab Marke 1:38 durch plötzliche Wutausbrüche gezeichnete Powermetal Brocken "Becoming A Dragon" allmählich die Pforten und gewinnen gehörig an Brisanz. Zugänglicher bis hitverdächtig und von diversen early Heavy Metal Vibes ausgeschmückt treten hingegen der flockige Midtempo-Brecher "Entrance Of The Conflagaration", das - Titel nimmt's vorweg - hymnisch erklingende "Anthem (We Are The Fire)" oder "Unrepentant" in Erscheinung. Grandios, welch Memoryeffekt Matt's superbe Gesangslinien bei letzteren entfachen. Damit möchte ich eigentlich nur sagen: dem Quartett gelingt es vorzüglich, sämtliche Heavy Metal Tugenden zeitgemäß und nicht minder bodenständig unter einem Hut zu bringen, das Ganze gepaart mit kompositorischer Tightness. Unterm Strich völlig „Powidl“, wo die Skiptaste letztlich einrastet, denn ebenso die Tracks in der zweiten Hälfte, als da wären "To The Rats" (Abgehnummer der Premium Klasse), das wiederum hochmelodische und positiv erstrahlende "This World Can't Tear Us Apart" und "Tread The Floods" (Killersong, dessen Gitarrenarbeit vehement an Testament's "Practise What You Preach" Phase erinnert) bieten abermals die volle Breitseite, wobei das extrem eingängige "The Rising" die Kategorie Heavy Rock vertritt und der Titletrack als achtminütiges, hörenswertes Instrumental - sozusagen das "Orion" Trivium's - den Abgang nach rund 63 Minuten beschließt. Ein monströses Album gespickt von allerlei Facetten, spieltechnisch hohem Niveau, zügelloser Power bzw. einer bemerkenswerten Risikobereitschaft, das die meisten Leute mit ziemlicher Sicherheit überraschen wird, auch der True Faktor (man werfe zudem einen Blick auf's Cover) war in solchem Ausmaß nicht zu erwarten. Produziert wurde "The Crusade" übrigens wieder vom Man of Trust Jason Suecof, nur der Mix wurde dieses mal in die kompetenten Hände des Colin Richardson (Machine Head u.v.a.) gelegt - richtig: „so und anders a gmahnte Wies'n“! Nach ersten Testläufen zu sehr von etwas kopflastigen Songstrukturen geblendet, kann ich mir in Sachen vorschnelle Meinung ein gewisses Schmunzeln im Nachhinein kaum verkneifen und ernenne "The Crusade" hiermit zu den absoluten Topalben des auslaufenden Jahres. Ein noch nicht absehbarer Popularitätsschub steht den US Boys bevor, da bin ich mir ganz sicher! Trackliste
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Reviews
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