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Volbeat, Skindred, Bad Wolves
21.11.2022, Olympiaworld, Innsbruck
Es war einmal im Jahre 2005. Eine neue dänische Truppe um ex-Death Metaller Michael Poulsen betrat die Bühne, um Metalheads, Biker, Rocker und die Johnny Cash-Crowd gleichermaßen in ihren Bann zu ziehen. Genauer gesagt sollten uns Volbeat mit ihrem höllisch arschtretenden Rockabilly-Metal so richtig eiskalt erwischen, und weil die ersten drei Alben der Dänen nahezu makellos und auch die unermüdlichen und endgeil schweißtreibenden Liveshows des Vierers absolut überragend waren, mutierten sie in den nächsten Jahren vollkommen zurecht zu Dauergästen in unseren Playern, unseren DJ-Pults und bei allen Metal Parties.
Volbeat waren von Beginn an eine der Bands der Stunde. Einer der wenigen Lichtblicke in der kreativ stagnierenden Szene. Volbeat haben das Rad der Zeit zwar nie neu erfunden, aber sie klangen frisch und anders und letztendlich haben sich auch ihren ganz einen Klangkosmos geschaffen. Warum ich so ein altes Märchen erzähle? Weil es einfach unglaublich ist, was aus Volbeat geworden ist, denn wenn uns damals jemand erzählt hätte, dass die Dänen die wir in den kleinsten Clubs erlebt haben, mal in den großen Stadien des Kontinents spielen würden, dann hätte man ihn wohl ausgelacht. OK. Zurück zum Thema: Volbeat Stadionsound für jedermann in Innsbruck? Da war doch was. Genauer gesagt 2016, als die Dänen mit ihrer Seal The Deal Tour im Herz der Alpen Halt machten (zum Livebericht), um nach der umwerfenden 2010er sold-out-Show in der Music Hall (zum Livebericht) tatsächlich auch die Olympiahalle auszuverkaufen. Chapeau! Da kann ein alter Erststunden-Fan wie meine Wenigkeit noch so darüber jammern, dass die Volbeat-Formkuve nach ihrem 2008er Meisterwerk "Guitar Gangsters & Cadillac Blood" (zum Albumreview konstant nach unten gegangen ist. Die kommerzielle Note der Herren ist dafür aliquot nach oben gestiegen. Der Erfolg gibt ihnen Recht, zumindest haben die Dänen in Pandemiezeiten aber offensichtlich wieder Blut geleckt und mit "Servant Of The Mind" (zum Review) das beste und härteste Album seit über zehn Jahren kreiert. Grund genug, wieder die ollen Volbeat Shirts auszugraben, auf Besserung zu hoffen und mit tausenden anderen Gestalten aller Alters- und Musikschichten an einem Montagabend in die längst ausverkaufte Olympiahalle zu pilgern. Das klingt im Übrigen einfacher, als es ist. Der Covid-Lockdown ist zwar vorbei, die altersschwach miteingetrete Lähmung der Mitvierziger steckt aber immer noch in den Knochen. Nach hunderten Liveshows in über zwei Dekaden haben uns die Pandemie und der 2020er Hausarrest irgendwie tatsächlich zu untoten, konzertfaulen Couch-Potatoes gemacht. "Daheimsein" ist salonfähig und zur Regel geworden und so war es letztlich spannend bis zur letzten Sekunde, ob nicht doch der (H)eimkehrschwung über die Aufbruchsstimmung siegen sollte. Zum Glück hat die Vernunft gesiegt und es ist beinahe unfassbar, dass die heutige Volbeat-Show die erste große Produktion, unsere erste Stadionshow seit dem oberamtlichen 2019er-Metallica-Arschtritt in Prag (zum Livebericht) sein soll. Unfassbar, nun ist aber endgültig genug geschwafelt. Dank meiner besseren Hälfte darf ich mal wieder den perfekten Platz in der ersten Reihe, nahe der Bierbecherweitwurfstrecke, umso ferner natürlich der Bierschank einnehmen und nassen Hemdes pünktlich um 19:00 Uhr den Beginn der Show feiern. Bad Wolves Sichtlich motiviert und mit guter Lichtshow betreten die Bad Wolves die opulente Volbeat-Bühne. Der Sound ist klar, transparent und saftig. Wie man es seit einiger Zeit eh schon gewohnt ist, ist er nicht übermäßig laut, aber das darf heutzutage wohl nimmer sein und zieht sich bis zum Headliner. Die Zeiten der Manowar‘schen Lautstärkenrekorde sind eben vorbei und vielleicht ist es auch besser so. Die Bad Wolves machen jedenfalls eine gute Show. Ihr US-Modern Metal ist zwar wenig charismatisch, weil er eben genau in die Kerbe vieler anderer Bands seiner Art und Herkunft schlägt, die Perfomance ist aber dennoch stark und die Songs sind es ebenso. Die LA-Boys nutzen die halbe Stunde, um Europa von ihrem Können zu überzeugen. Daheim in den Staaten sind sie schon längst ein Platin-Act. Am alten Kontinent vielleicht am Weg dorthin. Satter heavy Sound, die starke Stimme von Daniel "DL" Laskiewicz und eine gute Performance der coolen Band machen hier und heute jedenfalls Spaß. Meine Highlights der kurzen, aber würzigen Show sind der harte Ohrwurm "Sacred Kiss" und das herausragende "Never Be The Same". Dass die Bad Wolves einen wirklich guten Stilmix aus handfesten Hitrefrains, eingängigen Hooklines und kantiger Metal Note haben, ist bekannt. Live klingt’s dann auch noch fetter, wenn die eingängigen Melodien von harten Grooves und fetten Riffs angeschoben werden. Das Problem der Bad Wolves ist allerdings, dass ihr schablonenhafter US-Modern Metal genau so klingt, als ob man ihn schon x-mal gehört hätte. Dieses Schicksal teilen die Jungs bekanntlich leider mit vielen ihrer Landsleute. Den einen stört’s, den anderen nicht. Warum man am Ende dann eine Coverversion spielen muss, wenn man eh nur 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung hat, weiß ich auch nicht. Die Crowd in der Olympiahalle nimmt die satte Version des Crawnberries-Jahrhunderthits "Zombie" jedenfalls dankend an und verabschiedet die Amis nach ihrem guten Auftritt auch gebührend. Skindred Dass die Waliser ein härteres Brett als ihre Vorboten bohren würden, war anzunehmen. Nicht nur in Sachen Heavyness, auch in Sachen Sperrigkeit war klar, dass Skindred manch anwesenden Radiorockern einen ziemlich Hammer in die Fresse wuchten würden. Der leicht punkige Crossover aus Reggae, Metal, Pop und Hip-Hop, der in UK schon längst zum Kulturgut gehört und in den Clubs des Königreichs seit Jahren zum schweißtreibenden Tanz bittet, ist bei uns noch nie so richtig angekommen. Schade, denn viele Grooves und Rhythmen von Skindred treiben einen geradezu in den Wahnsinn und schreien nach Bangen und Tanzen. Über zwanzig Jahre sind Skindred mit ihrem coolen 90er-Crossover-Sound schon unterwegs, und dass sie eine Truppe cooler Socken sind wussten wir ja schon vorher. Eine Bassdrum mit der Visage von Zurück in die Zukunft-Legende Biff Tannen ist aber ein zusätzlicher Bonus. Angeführt von Lack und Leder-Blickfang und Ragga-Metal Legende Benji Webbe und seiner Nietenbrille, legen Skindred von Beginn an kompromissbefreit los. Untermalt von einigen cleveren Stimmungs-Duftnoten wie Van Halen‘s "Jump" oder BlackSabbath‘s "War Pigs", versuchen Skindred die Spannung massentauglich hoch zu halten. Das gelingt vielleicht nicht immer ganz, aufgehen tut der Plan hingegen bei großen Groovemonstern Marke "That’s My Jam", dem Livemonster "Gimme That Boom" oder dem finalen "Warning". Hier können Skindred beim 90er Metal Fan ebenso punkten wie bei der Meute, die ihr musikalisches Heil über dem großen Teich und irgendwo zwischen System Of A Down, Korn und Coal Chamber gefunden hat. Am Ende bleibt ein cooler und sehenswerter Gig mit einigen Längen und einigen richtig starken Momenten. Skindred haben geliefert und sind weiterhin das, was sie immer waren: Nämlich alles, außer kommerziell. Volbeat Punkt 21:00 Uhr. Die Lichter der Olympiahalle gehen aus und Volbeat entern zum ultracoolen Riff von "The Devil’s Bleeding Crown" ihre richtig fette Bühne. Die Stimmung ist klasse, die Band spielfreudig, agil, souverän und gut gelaunt gleichermaßen. "Pelvis On Fire" und das neue "Temple Of Ekur" mit seinem Monsterriff legen saftig nach und lassen nix anbrennen. Vor Allem, weil die großartige Lichtshow richtig amtlich ist und der Sound (zumindest in der Arena) auch keine Wünsche übriglässt. Das macht hier und heute und nach der langen Covid-Pause in Sachen Arena-Rock wirklich Spaß. Gut, dass wir unsere müden Ärsche hochgekriegt haben, denn eigentlich hatten wir Volbeat ja schon längst abgeschrieben. Nachdem der Stern der Dänen einst zurecht und so fulminant aufgestiegen und erstrahlt war, hat man die Band einige weichgespülte Jahre getrost aus den Augen verlieren dürfen. "Servants Of The Mind" hat das Feuer aber wieder entfachen können und die neuen Songs sind am Ende der Reise auch absolute Höhepunkte der heutigen Show. Die Enttäuschung darüber, dass von den ersten drei Überalben mit dem höllisch abgefeierten "Sad Man’s Tongue" nur eine Nummer im Hauptset unterkommt, ist indes nicht totzuschweigen. Das ist schade für uns und schade für diese geile Liveshow, die doch noch deutlich mehr an Biss, an Heavyness und Energie gewonnen hätte. So bleibt leider nur ein Moment aus großen Zeiten. Der ist natürlich genial, aber eben auch leider viel zu kurz und dennoch: Wir jammern auf verdammt hohem Niveau! Denn letztlich erleben wir heute eine von Beginn bis Ende saucoole Show einer richtig großen Band, ein letztendlich makelloses Konzert, dessen Setlist sehr viel Gutes, einiges verdammt Großartiges und am Ende gottlob nur ganz wenig Übles offenbart. Auf Mitsinghymnen wie "Fallen" oder "Lola Montez" habe ich zwar noch nie gewartet, letztlich gehen sie aber jedenfalls als absolute Stimmungshits durch. Klar, über einen schwülstigen Schlager wie "Last Day Under The Sun" hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens. Das ist grausam und solche Songs waren der Grund dafür, dass man Volbeat zwischendurch aus den Augen verloren hat. Wie erwartet können "Seal The Deal" und vor Allem neue Nummern wie das brachial geile "The Devil Rages On", das erstmals gespielte "Mindlock" oder "Wait A Minute My Girl" mit seiner Rock N Roll-Attitüde die Kohlen lässig und locker aus dem Feuer holen. Dass der geile "Shotgun Blues" in Innsbruck aus dem Set fliegt verdammt schade, das wird durch die immer wieder schamlos geile Slayer-Hommage "Slaytan" mit ihrem in die Moshknie zwingenden "Reign In Blood"-like Monster-Riffing aber entschädigt. "Slaaayeeer! Die Zeit vergeht wie im Flug. Poulsen und Co. machen richtig Spaß und sie machen amtlich Party. Die Show ist abwechslungsreich, optisch überragend und bis hin zum Konfettiinferno richtig spektakulär. Volbeat haben zum Ende des Hauptsets hin nochmals richtig Saft auf den Kessel gebracht und einige jener grandiose Riffwände angefeuert, für die wir sie so sehr lieben. Der Kreislauf ist so richtig in Schwung und das Blut pumpt auf Betriebstemperatur durch den Nacken. Leider ist es nach "Dead But Rising" und nach 75 Minuten aber schon erstmals vorbei. Das erste "Goodnight" dröhnt durch die PA und es bleibt Zeit für ein erstes, kurzes Fazit: Die Show und die Performance waren und sind heute in jedem Fall und zu jedem Moment "over the top". Die Bühne mit dem runden Laufsteg, die große Lichtshow, die Rauch- und Konfettikanonen und die unzähligen riesigen Volbeat-Ballons machen in perfekter Abstimmung mit den stylishen Visualisierungen und dem superben Sound einer perfekt geölten und lässig agierenden Band mächtig was her. Volbeat liefern mittlerweile als ganz großer Headliner. Die Dänen bieten im Jahre 2022 eine durchgestylte und rundum perfekte, euphorisierende und bockstarke Stadionshow. Das ist nicht mehr mit der hemmungslosen Energie, der schweißtreibenden Härte und Euphorie früher Clubshows zu vergleichen, aber es ist wieder eine Spur heavier als zuletzt und letztendlich makellos, klasse und immer noch so sympathisch und bodenständig wie nur möglich. Abschütteln. Durchschütteln. Vorbei ist es nämlich noch nicht. Das fett donnernde "Sacred Stones" mit seinem stampfenden Donnergroove ist ein perfekter Pförtner für den Zugabenblock und der letzte Beweis dafür, dass Volbeat endlich wieder ihre Liebe zum Metal entdeckt haben. Zugleich ist es das große Highlight vor dem endgültigen Finale, zumal "Die To Live" samt Klavier und Saxophon und der Mitsinger "For Evigt" trotz aller Partyattitüde zwar nochmals perfektes Futter für die Massen, aber für Meinereinen eher nur laue Stangenware sind. Die Menge siehts erwartet anders und geht nochmals richtig steil. Tausende singen mit und feiern auch zurecht die ganz große Volbeat Party, die uns hier und heute wirklich Alles geboten hat, was man erwarten konnte. Wenn dann nach 105 Minuten das gewohnt große und gewohnt großartige Finale ertönt, dann weiß man, dass es zu Ende geht. " Counting all the assholes in the room Well, I'm definitely not alone, well, I'm not alone" Das Monsterriff geht einmal mehr durch die Decke und treibt Stimmung und Moshbarometer ans Limit. "Still Counting" ist und bleibt ein Killersong und einmal mehr der perfekte Abschluss einer Volbeat-Show, die diesmal wohl keinen enttäuscht zurücklasst. Auch uns "Fans erster Stunde" nicht. denn nur eine Handvoll alte Songs mehr und ich würde hier alle erdenklichen Superlative auspacken. So bleibt meine subjektive Meinung, die keineswegs darüber hinwegtäuschen soll, dass die meisten der tausenden Fans restlos glücklich die Halle verlassen, dass die Setlist bis auf zwei, drei Nummern eh bockstark war, und dass Volbeat eine richtig geile Band sind und eine richtig geile Show geliefert haben! Auch wir sind befriedigt und absolut begeistert! Gute Nacht Innsbruck, gute Nacht Tirol! "And the gangster keep on telling. That he got a song that matters So I flip a coin towards him. Thank you very much for listening+ Setlist Volbeat: 1. The Devil's Bleeding Crown 2. Pelvis on Fire 3. Temple of Ekur 4. Lola Montez 5. Last Day Under the Sun 6. Fallen 7. Sad Man's Tongue 8. Wait a Minute My Girl 9. Black Rose 10. Mindlock 11. Seal the Deal 12. The Devil Rages On 13. Slaytan 14. Dead but Rising - 15. The Sacred Stones 16. Die to Live 17. For Evigt 18. Still Counting Für die Fotos bedanken wir uns einmal mehr bei unsrem Mr. Barnes. Weitere Bilder findet ihr hier bei Freizeit Tirol…. |
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