HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
InterviewsLiveSpecialsArchiv ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
The Vision Bleak
Weird Tales

Review
F.K.Ü.
The Horror And The Metal

Review
King Diamond
Masquerade Of Madness

Interview
This Ending

Review
Revolution Saints
Against The Winds
Upcoming Live
Keine Shows in naher Zukunft vorhanden...
Statistics
283 Interviews
388 Liveberichte
194 Specials
Anzeige
Pretty Maids, Axxis
16.05.2014, Rathaussaal, Telfs 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Zuerst mal gleich vorab ein dickes Dankeschön an die "Telfs lebt!" Crew, die uns knapp ein Jahr nach der überragenden und sensationellen Skid Row Show (zum Livereview) und nach den Black Star Riders heuer mit den Pretty Maids nicht nur eine meiner ersten und größten musikalischen Lieben und unumstrittene Darkscene-Redaktionslieblinge, sondern auch eine der besten Livebands überhaupt präsentieren. Dass im Vorprogramm dieser Vollbedienung "danish dynamites" dann auch noch die deutschen Recken von Axxis Spalier stehen, um ihre musikalische Rückbesinnung auf alter Stärken zu zelebrieren, ist ein Bonuszuckerl, das man gern annimmt. Ebenso wie die Show der derzeit amerikanischsten Tiroler Modern Metal Band Midriff.

An so einem Tag kann nicht mal das grauenhafte Möchtegernfrühlingswetter mit einstelligen Temperaturgraden, dicken Wolken und Regen was daran ändern, dass man sich schon in den Morgenstunden auf eine amtliche Party freut, an der am Ende des Tages über 500 Besucher teilhaben sollten. Ebenso wenig können die üblichen Wetterkapriolen des Alpenlandes jeden Hard Rock und Metal Fan, der was auf sich und seinen Geschmack hält, daran hindern heute nach Telfs zu pilgern. Wer hier nicht dabei war und als Entschuldigung nicht eben mal eine Reise- oder Arztbestätigung vorzuweisen hat, der muss die falschen Medikamente erwischt haben. Die Pretty Maids lässt man sich nicht so leicht entgehen. Nicht mal, wenn die Schirmbar vor dem Rathaussaal am heutigen Tag temperaturbedingt "nicht" leergesoffen werden will.



Midriff

Gerade noch mit unseren Lokalmatadoren von Serenity auf Tour, stehen Midriff heute schon wieder auf einer Bühne des "heiligen Landes" und wie gewohnt, machen sie ihre Sache rundum gut. Schlagzeuger die singen, waren und sind mir zwar weiterhin suspekt, bei Midriff funktioniert das aber einmal mehr perfekt. Die Vocals von Paul Henzinger sitzen und die Rhythmusabteilung läuft weiterhin wie geschmiert. Dass die Pretty Maids Show zu einem neuerlichen Veteranentreff der heimischen Kulturlandschaft werden würde, war natürlich vorherzusehen. Heute kriechen auch wieder mal jene aus ihren Löchern, die man nicht alle Tage bei Konzerten sieht und genau deshalb kann der kommunikative Rezensent die Show der zutiefst amerikanisch agierenden Tiroler Modern Rocker auch nur am Rande beäugen. Davon, dass Midriff auch ihre Prüfung aber auch heute wieder mit Bravour bestanden und neuerlich einen richtig coolen Auftritt hingelegt haben, kann man aber dennoch ohne Wenn und Aber berichten.



Axxis

Von manchen oft belächelt, stehe ich beinahe seit Kindestagen dazu, dass die ersten beiden Axxis Alben mit das Beste sind, das der deutsche Hard Rock je zu Wege gebracht hat. "Kingdom Of The Night" (zum Classic Review) und "Axxis II" sind unumstrittene Manifeste deutschen Kulturgutes und immer noch zeitlos klasse. Dass Axxis nach 25 Jahren Bandhistory auch einen "Headlinerstatus" durch und durch inne haben, ist auch heute von den ersten Sekunden der Show an unübersehbar. Axxis sind eine top professionelle Klasseband mit einem Ausnahmesänger, an dessen Stimme sich zwar jeher die Geister scheiden, dessen Können aber unumstritten ist.
Genau deshalb ist auch die heutige Show in Telfs rundum superb und kurzweilig. Natürlich hadert der Fan der ersten Stunde ein wenig damit, dass Axxis mehr als die erste Hälfte des knapp 75-minütigen Sets damit geizen alte Hits zu präsentieren, aber auch die jüngeren Songs der Deutschen, allen voran die Rückbesinnung des aktuellen Doppeldeckers "Kingdom Of The Night Black and White Edition" (zum Review), macht live richtig Laune und zeugt von großem Können. Dazu kommt, dass sich Axxis auf der Bühne als gefestigt Einheit präsentieren. Allen voran Bernhard Weiß, der nicht nur den perfekten Entertainer drauf hat und trotz durch und durch deutschem Schmähverständnis völlig sympathisch und authentisch rüberkommt, sondern auch fast 25 Jahre nach Bandgründung schier grandios singt und jeden einzelnen Ton punktgenau trifft.



Der Sound und das Licht, mit dem Axxis ins Rennen sind heute ebenso perfekt und so zünden auch jüngere Nummern wie "Kingdom Of The Night II", das "Living in A World"-Vermächtnis "Living In A Dream" oder "Little War" sofort und lassen die Show wie im Flug vergehen. Dass und wie Bernhard Weiß dann für die obligatorisch Akustikversion von "Touch The Rainbow" (in dieser schnellen Version leider nicht so großartig wie das Original und diesmal leider ohne den Zusatz von "Fire And Ice") eine höchst engagierte Milf namens Carmen aus dem Publikum zupft, die auf der Bühne mit Tambourine und Drumstick amtlich abgeht und richtig gut Show macht, verdient zusätzlichen Applaus und den Comedy-Award des Abends.

So soll eine Show sein. Musikalisch perfekt, kurzweilig und abwechslungsreich und wenn Axxis dann zum Ende ihres Sets endlich drei große Klassiker abfeuern, gibts sowieso kein Halten mehr. "Little Look Back" scheint noch nicht jeder im Publikum zu erkennen, aber spätestens die markante Gitarrenmelodie von "Living In A World" spornt dann fast jede noch so veraltete Hüfte zum Tanzen an. "Living In A World" ist und bleibt ein Überhit für die Ewigkeit und er funktioniert hier und heute ebenso, wie immer und auf jeder Bühne dieser Erde. Genau so wie das großartige "Kingdom Of The Night", das ebenso Erinnerungen an pubertäre Metal-Frühtage des Rezensenten hochkommen lässt und von Herrn Weiss noch heute genau so perfekt gesungen wird, wie früher. Lang ist es her, dass sich meinereiner diesen Song in jungen Jahren erstmals auf der Musikcassette anhörte und sofort verzaubert wurde und noch heute geht er runter wie Öl und stellt den perfekten Schlusspunkt einer superben Axxis Show dar, die mich, trotz des Fehlens überdimensionaler Hits ala "Never Say Never", "Kings Made Of Steel", "The Moon" oder "Save Me" (um nur einige zu nennen!), durch und durch befriedigt und viele andere mehr als nur positiv überrascht hat.



Pretty Maids

Um kurz nach halb 11 ist es dann soweit. Diese Dänen sind wie guter Wein. Sie werden reifer und sicher nie schlechter. Vielmehr haben es die Pretty Maids mit ihren letzten beiden überragenden Studioalben geschafft, die besten Werke seit seit den frühen 90er Jahren zu kredenzen. "Motherland" (zum Review) und "Pandemonium" (zum Review) sind voll von phantastischen Livehits, monströsen Grooves, extraordinären Killerhooklines und unfassbaren Refrains, und dass die Maids das auch erkannt haben, zeigt die Setlist, die voll mit Songs dieser beiden Hammeralben ist.

Dass die Dänen somit auch heute aus dem Vollen schöpfen würden, war also klar. Umso weniger verwundert es dann, dass es sich Atkins, Hammer und Co. Locker leisten können gleich zu Beginn des Sets einen Monsterhit wie "Mother Of All Lies" abzufeuern. Grandios und unbezwingbar, leider noch mit etwas undifferenziertem Sound und etwas zu ruhig abgemischten Vocals gesegnet. Die Soundqualität sollte sich rasch bessern und nach wenigen Minuten im Reinen sein, wenn man auch sagen muss, dass die Pretty Maids heute nie ganz die Wucht und die Transparenz im Sound finden sollten, wie sie die Axxis Show perfektionierte. Schade, aber durchaus verschmerzbar. Schade auch, dass die Maids heute nicht die volle Headlinerspielzeit ihrer Tour ausnutzen können, da kurz nach Mitternacht Schicht im Telfer Schacht sein muss, weshalb ihnen nur knapp 90 Minuten zur Verfügung stehen und die Setlist dadurch um drei bis vier Songs gekürzt werden muss.



Partyalarm herrscht natürlich trotzdem. Keine andere Band schafft den Spagat aus dynamischem Heavy Metal Punch und perfektem Hard Rock so grenzgenial. Wenige andere Bands sind auch auf ihre alten Tage so explosiv und effektiv und nur sehr wenige Frontmänner sind so in Würde gealtert, wie Ron Atkins, der coolste Kajalträger Dänemarks, dessen Powerröhre noch heute unerreicht, unverkennbar und schlicht grandios ist. Entgegen Mr. Atkins Ansage ist heute zwar nicht "saturday night", sondern Freitag, Grund zum Feiern gibt es aber dennoch, wenn die Dänen einen Knaller nach dem anderen loslassen und gleich in der ersten Phase ihres Sets mit "Red Hot And Heavy" eine brandheiße Nostalgiebombe zünden.

Der kongeniale Mix aus großer Melodie, gnadenloses Hooklines und metallischer Wucht hat diese Band immer schon ausgemacht. Gerade bei durchschnittlicheren, oder sagen wir gleichförmiger arrangierten, Tracks wie "Psycho Time Bomb Planet Earth" oder "Virtual Brutality" denkt man sich insgeheim zwar doch, dass es gefühlte 50 PM-Hits gäbe, die es wert wären statt diesen Momenten im Set stattzufinden, wenn die Maids dann aber wieder die ultimative Hitkeule schwingen, verfliegen solche Gedanken aber postwendend im Handumdrehen. Wenige Bands können derart mit Stil und Klasse ihre Cheesy-Seite zeigen wie die Pretty Maids. Sommerhits müssen in der Tat nicht zwingend kitschig klingen und "My Soul To Take" und allen voran "Sad To See You Suffer" beweisen das auch heute im Handumdrehen. Das konnten die Dänen immer schon, wie keine andere Band und dennoch ist es schlüssig, wenn sie im nächsten Moment gnadenlos in einen amtliches Pfund Heavy Metal poltern.

In Wahrheit könnte es natürlich ewig so dahingehen, denn auch wenn Ron Atkins früher oder später zu verstehen lernt, dass in Tirol eben nicht jeder einzelne seine Lyrics in- und auswendig kennt und auch nicht automatisch jeder Tiroler mit klatscht, wenn er mit den Fingern schnippt, ist die Stimmung im Rathaussaal verdammt gut.



In Gedenken an den vor vier Jahren verstorbenen Ronnie James Dio wird heute an dessen Todestag, die erste Strophe von "Heaven And Hell" mit der üblichen Version von Pink Floyd's "Antoher Brick In The Wall" kombiniert, um die zweite Hälfte des Sets einzuläuten. "I.N.V.U." ist live ebenso eine Wucht, wie auf Platte und schmettert alles in Grund und Boden und wenn die Maids dann die großen "Future World" Bomben hochgehen lassen, steht sowieso alles Kopf. "Yellow Rain" und "Rodeo" sind göttlich, bevor das nicht aus dem Kopf zu kriegende "Little Drops Of Heaven" den Begriff "Überhit" einmal mehr neu definiert.

Wer solche Songs schreiben kann, müsste eigentlich Stadien füllen.
Aber diese Diskussion führen Pretty Maids Fans ja ohnehin schon ewig und als ich die bittere Erkenntnis, dass mein ultimativer Lieblingssong, das grenzgeniale und live immer so eindrucksvolle "Savage Heart" vom makellosen und leider wieder nicht berücksichtigten "Jump The Gun" Meisterwerk (zum Classic Review), der heutigen Setlistkürzung zum Opfer fällt, brät uns schon das brachiale Riff von "Back To Back" um die Ohren um die reguläre Show mit einem gehörigen Arschtritt zu beenden.



Der Rest ist ebenso bekannt wie ruhmreich. Die Pretty Maids kommen für die beiden Zugaben zurück. Die Uhr tickt unaufhaltsam der Mitternacht entgegen und so ist es leider nur am Megasommerhit "Please Don't Leave Me" und dem unverwüstlichen Jahrhundertriff von "Future World", die Show mit purem Adrenalin zu beenden und wohl nicht nur mich mit einem lachenden und weinenden Auge zurück zu lassen. Lachend, ob der Klasse dieser Überband, ihrer Songwritingkunst und ihres Ausnahmesängers, der nicht nur arschcool, sondern seit Dekaden einer der charismatischsten und besten seines Faches ist. Weinend, ob der Tatsache, dass dieser Abend, auf den nicht nur ich mich so sehr gefreut hatte, nun auch schon wieder vorbei ist.



Es war ein super Konzertabend mit starken Midriff, sensationell guten Axxis und einer weiteren großartigen Pretty Maids Show, an der es bis auf dezente Soundschwächen und die leidige Setlisthematik (die bei einer Band mit diesem Backkatalog und solcher Unmenge an Hits ohnehin nie zufriedenstellend sein wird) eigentlich rein gar nix auszusetzen gab. Es war ein Fest und die erwartete Party und warum der letzte, große magische Funke, der einige Pretty Maids Shows der Vergangenheit so überirdisch machte, heute trotz alle Klasse dennoch nicht bei allen rüber gesprungen ist, kann man irgendwie nicht erklären...

Den "Telfs Lebt!" Machern sein in jedem Fall nochmals gedankt und wir sind schon jetzt gespannt darauf, was uns die Crew im nächsten Jahr für ein Schmankerl zu günstigem Eintritts- und Bierpreis und in perfekter Location spendieren wird. Dann hoffentlich wieder bei Sommerwetter und inklusive des "Schirmbar-Overkills"...



Für die Fotos bedanken wir uns einmal mehr bei Bernhard Schösser von Freizeit-Tirol:

Zu den kompletten Bildergallerien gehts hier für die Pretty Maids, hier für Axxis und hier für Midriff.

The Vision Bleak - Weird TalesF.K.Ü. - The Horror And The MetalKing Diamond - Masquerade Of MadnessRevolution Saints - Against The WindsThis Ending - Crowned In BloodWings Of Steel - Gates Of TwilightNoveria - The Gates Of The UnderworldScott Stapp - Higher PowerManticora - MyceliumNight In Gales - Thunderbeast
© DarkScene Metal Magazin