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Def Leppard, Mötley Crüe, Steel Panther
14.12.2011, Wembley Arena, London 
 
Def Leppard, Mötley Crüe und Steel Panther in der Wembley Arena in London... da hieß es hurtig die Koffer packen und ab zur Queen...
Maggo
Maggo
(23 Live-Berichte)
Als vor einigen Monaten die schwermetallischen Newsticker verlautbarten, dass sich die britischen Rock-Ikonen von Def Leppard mit den „Bad Boyz Of Rock N‘ Roll“ aus Hollywood, California namens Mötley Crüe auf eine UK umfassende Tour-„Menage A Trois“ gemeinsam mit Steel Panther - der momentan wohl heißesten Aktie der Hardrock-Welt – im Vorprogramm einlassen würden, da war in der Darkscene-Redaktion in minutenschnelle der Entschluss gefasst worden, ganz nach dem Motto – "für unsere Leser ist uns das Beste gerade gut genug" - unbedingt einen authentischen Live-Bericht für die geschätzte Leserschaft gestalten zu wollen.



Ohne Rücksicht auf das Triple A-Rating unseres Darkscene-Spesenkontos, das bereits Wochen zuvor von Kollege Anderson für die Entstehung seines – hier zu lesenden - formidablen Motörhead Live-Berichts aus London ordentlich gebeutelt wurde, trotzte ein vierblättriges Redaktions-Kleeblatt den Drohungen diverser Ratingagenturen, ignorierte kurzerhand die weltweiten Sparbemühungen der wirtschaftlich dahinsiechenden Völker dieses unseres Kontinents und begab sich ohne auch nur einen Funken der Scham zu verspüren per DS-Privatjet in ebendiese Stadt im Süden Englands, um Zeuge dieses unvergesslichen Abends zu werden.

Das Begrüßungs-Guiness mit dem Mayor Of London mussten wir aus Zeitgründen leider platzen lassen, denn der Anpfiff dieses großartigen Events in der Wembley Arena war unglücklicherweise bereits für 18.30 angesetzt und ein derartiges Missgeschick hätte uns während der Anreise gar nicht ereilen können, dass wir deswegen auch nur einen einzigen Takt des Opening Acts des Abends Steel Panther versäumt hätten.



Steel Panther

Die begnadete Comedy-Truppe aus Los Angeles zieht – wie bereits erwähnt – schon zu relativ früher Stunde alle Register und beweist, dass das bissig-ironische Konzept der Band in Form einer 100%ig gelungenen, mächtig übertriebenen Persiflage auf das Dasein einer typischen 80ies Glam-Truppe nicht nur in Clubs, sondern auch in wirklich großen Venues perfekt funktionieren kann. Mit dem brandneuen Album "Balls Out" (zum Review…) im Gepäck zeigt das überragend eingespielte Quartett in jeder einzelnen der 45 ihnen zugestandenen Live-Minuten nicht nur ihre fantastischen Entertainer-Qualitäten, sondern überzeugen ebenso als absolute Top-Musiker. Allen voran sei hier die virtuose Gitarrenarbeit von Russ Parrish alias Satchel genannt, einem grandiosen Shredder der alten Schule. Wer aber wirklich jeden Zentimeter der Bühne mit seinem Charisma ausfüllt und das Publikum schon nach wenigen Augenblicken bis unters Dach im Griff hat, ist der alles überstrahlende, schillernde David Lee Roth-Klon namens Ralph Saenz alias Michael Starr am Mikro. Der Mann ist eine echte Rampensau, hat in den letzten 20 Jahren von der Pike auf gelernt, wie man Leute animiert und stellt nicht nur am heutigen Abend – wenn man ganz ehrlich ist – seine Frontman-Kollegen Vince Neil in stimmlicher Hinsicht und den showtechnisch eher farblos agierenden Joe Elliott in Punkto “Showmanship“ deutlich in den Schatten.



Die Setlist dominieren überraschenderweise eher Songs vom neuen Album, die sich jedoch absolut homogen in die Performance von Steel Panther einfügen und wenn man sich die frenetischen Publikumsreaktionen zu den drei "Feel The Steel"-Hits "Asian Hooker", "Community Property" und "Death To All But Metal", der unumstrittenen Bandhymne schlechthin, vor Augen führt, dann kommt man definitiv zum Schluss, dass diese grandiose Truppe noch lange nicht am Plafond ihrer Karriere angekommen ist.

Wie bereits erwähnt, haben Steel Panther nach 45 Minuten ihre Anheizerrolle mehr als nur perfekt erfüllt und nun wartet die ausverkaufte Wembley Arena gespannt auf Tommy Lee’s Drum-Rollercoaster und natürlich auch auf die restliche Performance von Mötley Crüe, über die Euch in den folgenden Absätzen Kollege "Red Star" berichten wird, bevor ich mich für die Zeilen zum großartigen Headliner zurückmelden darf.

Setlist Steel Panther:

"Supersonic Sex Machine"
"Tomorrow Night"
"Asian Hooker"
"Just Like Tiger Woods"
"Guitar Solo"
"Gold-Digging Whore"
"Community Property"
"17 Girls In A Row"
"Death To All But Metal"

Mötley Crüe

Nach der Einverleibung eines einmaligen lukullischen Anti-Gustostückerls ("HotDog from Hell", und das um umgerechnet knappe 5 Euro) folgte mein Wiedersehen mit der Crüe - das erste seit satten 20 Jahren. Die Grandmasters of Glam gastierten exklusiv in good old Britain mit dem berüchtigten 360 Grad Rollercoaster, der sonst nur in den US of A aufgefahren wird, was im Gruppenverbund mit Leppard und Panther für uns genügte, über den Ärmelkanal hinüberzusetzen.

Immer noch überwältigt von der tollen Stimmung in der riesigen Halle starteten Mötley Crüe unvermittelt und überraschend mit "Wild Side" in ihr Abschlußkonzert auf der Insel. Komplett überrumpelt von dem plötzlich fallenden Vorhang nahm das großformatige US-Rockspektakel seinen Lauf, die wuchtigen Pyros ließen so manchen Zuschauer zusammenzucken. Die Stimmung im Publikum ging sofort von Null auf Hundert, inbrünstig wurde aus tausenden textsicheren britischen Mündern das Hitfeuerwerk, das Mötley abfeuerten, mitgesungen. Schließlich galt es nicht zuletzt 30 Jahre Mötley Crüe zu feiern und der L.A.-Vierer fuhr das volle Programm auf, diesem Jubiläum einen würdigen Rahmen zu bieten.



Dass Vince Neil mit seinem markanten, unverwechselbaren Organ nicht der Liebling der Gesangslehrerin auf der Musikschule war und der bereits 60jährige Mick Mars ein Zombie from Hell mit einem Aktionsradius von kaum einem Meter ist, darf als amtsbekannt vorausgesetzt werden. Eher überraschend war der doch eher verhalten agierende, etwas schwerfällig anmutende Nikki Sixx, der vornehmlich auf optische Showeffekte (Bühnenkostüme, Bassgitarrenwechsel, blutverschmierte Visage) setzte, dem aber ein Tritt in den allerwertesten Rockstararsch gehörte. Für mächtig Bewegung auf der großen Wembley-Bühne sorgte Vince Neil, der auf der Bühne gleich sein Fitnessprogramm absolvierte sowie der schlaksige, topfit wirkende Tommy Lee, der in allerbester Rockstarmanier theatralisch und mit viel Drive sein Drumkit verdrosch.

Dem drückenden, neueren "Saints Of Los Angeles" folgten nicht minder zwingende 80er-Tracks wie "Live Wire" sowie "Shout At The Devil", bei dem sich mit jedem laut ausgestoßenen „Shout“ die Schleusen zur Hölle zu öffnen schienen und Flammensäulen in die Höhe züngelten. Gute Laune Tracks wie der fast schon kitschige Sing-A-Long – Track "S.O.S." oder "Primal Scream", die unter der regen Beteiligung des Publikums zünftig abgefeiert wurden, machten mächtig Stimmung. Als Tommy Lee am silbernen Piano am Laufstegende – quasi mitten im Publikum - "Home Sweet Home" anstimmte und nach und nach Verstärkung von der gesamten Band bekam, jagte so manchem ob der intimen Atmosphäre ein wohliger Schauer über den Rücken, es durfte in süßen Erinnerungen geschwelgt werden.

Bevor Tommy Lee noch einige Runden in seinem 360 Grad Rollercoaster drehte, war noch das entsetzlich befremdlich wirkende "Looks That Kill" zu überstehen, das die Band leider in den Sand setzte…komplett ohne den songtypischen Drive klang das Ganze doch neben der Spur. Schwamm drüber, nun sollte einer der Höhepunkte des Abends folgen. Unterlegt mit wuchtigen elektronischen Beats und einer perfekt abgestimmten Videochoreografie und Lichtshow trommelte Lee solotechnisch mächtig auf. Mittels Gurten gesichert, klopfte der Drummer kopfüber hängend wie ein Tier auf sein gesichertes Drumkit ein. Als Passagier auf diesem Rollercoaster-Drive wurde kurzerhand „Hamish“, der mitten aus dem Publikum auserkoren wurde, aufgeladen. Das Höllenspektakel nahm seinen Lauf, das war Show, das war Entertainment großen Formats und brachte die Essenz des Glam/Poser/HairRocks auf den Punkt.



Dem erwartet nichtssagenden Schrammel-Wah-Wah Gitarrensolo von Mick Mars folgte der Megahit "Dr. Feelgood", der von tausenden Kehlen männlicher und weiblicher Fans inbrünstig Zeile für Zeile mitgesungen wurde. Nach dem (von einer ausgiebigen Sixx – Ansprache eingeleiteten) eher nichtssagenden "Motherfucker Of The Year" stieg die Crüe mit "Girls, Girls, Girls" und "Smokin' In The Boys Room" noch einmal zur Glanzform auf, bevor das treibende, von einer fantastischen Licht- und Videoshow sowie mit diversen Pyros verfeinerte "Kickstart My Heart" eine geile Rockshow von einer routiniert aufgeigenden Crüe beschloß.

Hatte man Mötley Crüe in letzter Zeit öfter gesehen, zeigte der heutige Auftritt wahrscheinlich nicht die Crüe in Höchstform. Doch trotz des teils sehr fortgeschrittenen Alters der Musiker sind sie immer noch absolute Bühnenviecher, verkörpern trotz musikalischem Dinosaurierstatus immer noch den LA/Sunset Strip – Spirit der glory 80ies und halten die Glam – Flamme am Lodern. In Kombination mit dem gefahrenen Showprogramm (Pyros, Feuersäulen, mächtig-stylische Videoshow, Drumkitlooping etc.) steht die Crüe allerdings immer noch an der Spitze des Genres. In Punkto Attitüde, Professionalität und Selbstbewusstsein können ihnen sowieso Wenige das Wasser reichen, einzig der jugendliche Spirit (den Combos wie Hardcore Superstar verkörpern) fiel den immerhin 30 Bühnenjahren zum Opfer.
(RedStar)

Setlist Mötley Crüe:
• Wild Side
• Saints Of Los Angeles
• Live Wire
• Shout At The Devil
• Same Ol' Situation (S.O.S.)
• Primal Scream
• Home Sweet Home
• Looks That Kill
• Drum Solo
• Guitar Solo
• Dr. Feelgood
• Motherfucker Of The Year
• Girls, Girls, Girls
• Smokin' In The Boys Room
• Kickstart My Heart

Def Leppard

Nachdem Master Sixx und Belegschaft die Bühne verlassen hatten, wartete man nun doch mit großer Spannung darauf, was Def Leppard diesem Spektakel noch entgegensetzen konnten. Und eines kann man gleich vorweg sagen – die Herren aus Sheffield konnten den Heimvorteil perfekt nutzen und lieferten in jeder Hinsicht einen atemberaubenden Set ab, der Hardrock-Liebhaber noch in Monaten genüsslich mit der Zunge schnalzen lassen wird.



Bei 90 Minuten Spielzeit steht eine Band wie Def Leppard, die in eine solch kurze Zeitspanne ohnedies nur die Greatest Hits ihrer Greatest Hits unterbringen können, natürlich vor dem Dilemma der Songauswahl. Ganz klar ist, wer dermaßen viele Crowdpleaser aus dem Ärmel zaubern kann wie diese Band, der wird’s nie jedem recht machen können. Andererseits würde man 15 Songs per Zufallsgenerator aus der Bandhistorie auswählen, das Ergebnis würde in jedem Fall eine grandiose Show ergeben. An diesem Abend haben die Herren Elliott, Savage, Collen, Campbell und Allen eben ihren Fokus überwiegend auf Tracks der Alben "Hysteria" und "High ‘n‘ Dry" gelegt, weswegen als Folge Dutzende Hymnen von Alben wie "Adrenalize", "Pyromania", "On Through The Night" und auch der jüngeren Studiowerke außen vorbleiben mussten.

Egal, die eher schlichte Bühnendeko fiel im Angesicht der eindrucksvollen, gewaltigen Lichtshow in keinster Weise negativ auf und wenn man ganz ehrlich ist, haben Def Leppard irgendwelche Megaeffekte und Monsterbühnenshows überhaupt nicht nötig. Die Herren spielen ihren einzigartigen Mix aus Hardrock, AOR, Pop und Metal-Elementen, garniert mit ihren melodiösen Gitarren-Riffs und den bombastischen mehrschichtigen Background-Vocals mit einer derart unglaublichen Souveränität herunter, die eigentlich kaum fassbar ist. Das ist ganz große Klasse. Natürlich wird der eine oder andere einwenden, dass Songs wie "Pour Some Sugar On Me", "Armageddon It", "Rocket", "Women", "Let’s Get Rocked", "Animal" und wie sie alle heißen mehr oder weniger Selbstläufer sind, aber mit welcher Überzeugung und Spielfreude neben der in jeder Hinsicht handwerklichen Perfektion diese Hit-Melange von dieser Band zelebriert wird – um diesen Level akkurat zu beschreiben, da werden die Superlative dann doch eher knapp.



Und wenn dann an und für sich eher stille Genießer wie meiner einer oder auch unser Herr Chefredakteur lauthals und begeistert in die Wembley Arena posaunen, dass man doch endlich Zucker über sie schütten soll – das ist im Grunde das größte Kompliment, das eine Band erfahren kann. Dem ist absolut nichts mehr hinzu zu fügen. Dafür hat sich die Reise gelohnt und dafür wird man auch in Zukunft garantiert wieder einmal Flugmeilen sammeln.

Setlist Def Leppard:

"Undefeated"
"Rocket"
"Action"
"Let It Go"
"C’Mon C’Mon"
"When Love And Hate Collide"
"Women"
"Two Steps Behind"
"Bringin’ On The Heartbreak"
"Switch 625"
"Hysteria"
"Animal"
"Armageddon It"
"Photograph"
"Pour Some Sugar On Me"
---
"Love Bites"
"Let’s Get Rocked"



Teil 2 der "Darkscene Rock Tour London" führte uns zu einem traumhaft schönen, und altehrwürdigen Club in Camden. Zu einer fulminanten Show von Sabaton und Hell. Dazu aber in Kürze mehr an dieser Stelle....
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