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Within Temptation - Schneeverbot von oben für die Ice Queen
Within Temptation - Schneeverbot von oben für die Ice Queen  
Metalfest Vienna anno 2003: Gerade erst ist der Auftritt von Within Temptation vorüber, da geben Robert und Sharon bereits zahlreiche Interviews - in gewohnt lockerem Stil, fernab jeglicher Starallüren, plaudert Robert mit DarkScene über Lieblingsfilme, Filesharing und Schneestürme in der Wüste ...
Heimdall
Heimdall
(12 Interviews)
(Während die Letzte Instanz am Metalfest Vienna auf der Outdoor-Bühne vor zahlreichen Fans aufgeigt, sitzen Caroline und ich mit dem gut gelaunten Gitarristen Robert Westerholt in einem abgelegenen Hinterraum auf einer Holzbank. Obwohl er und Sharon schon seit einer Weile Interviews geben, nimmt er sich sehr viel Zeit und geht auf unsere Fragen ausführlich ein ...)

DarkScene: Zuerst möchte ich Euch zur großartigen Show gratulieren, die mir sehr gefallen hat. Wie war der Auftritt denn für Euch?
Robert: Für uns? – Nun, es war auf alle Fälle sehr schön, hier zu spielen. Wir hatten zunächst einige Probleme damit, die Dekoration auf der Bühne unterzubringen, aber dann war alles okay.
DarkScene: Die Dekoration passt sicherlich eher in eine dunklere Atmosphäre. War es nicht seltsam, bei vollem Tageslicht spielen zu müssen?
Robert: Wir haben sehr oft im Dunklen gespielt, aber auch oft bei Tageslicht. Es ist besser als nichts, und die Feuereffekte sind immer cool. Aber natürlich wirkt in der Dunkelheit alles besser.
DarkScene: Habt Ihr dann eine besondere Lichtshow oder mehr Pyro-Effekte?
Robert: Natürlich haben wir dann bessere Lichteffekte, jeder Song wird in anderen Farben beleuchtet. Vielleicht gelingt uns das beim nächsten Mal!
DarkScene: Das wäre wirklich toll, zumal Euch sicherlich viele Fans heute gerne als Headliner oder Co-Headliner gesehen hätten…
Robert: (erfreut) Oh! Ja, es wäre wirklich fein, wenn uns die Veranstalter bei Festivals später auftreten lassen.

DarkScene: Ihr habt heute auch einen brandneuen Song gespielt, der sehr gut war. Ich habe gehört, dass Ihr an neuem Material arbeitet. Wann können die Fans denn mit einer neuen Veröffentlichung rechnen? Wir warten schon sehnsüchtig darauf!
Robert: Wir auch! Die Produktion neuer Songs geht bei uns leider nicht sehr schnell. Wir schreiben eine Menge, aber wir verwerfen fast alle Ideen wieder. Daher braucht es eine Menge Zeit. Es ist schwer zu sagen, denn manchmal schreibst Du einen neuen Song an einem Tag und dann gar nichts für ein halbes Jahr. Wir hoffen aber auf Anfang nächsten Jahres. Wenn wir bis dann nicht fertig sind, wird es etwas länger dauern, denn das Album muss für uns perfekt sein. Das ist uns enorm wichtig. Wir wollen auch immer einen großen Schritt nach vorne machen!

DarkScene: Was sind Eure wichtigsten Inspirationsquellen für neue Songs?
Robert: Wir sind große Filmliebhaber, mögen vor allem große epische Filme wie „Gladiator“ oder „Braveheart“, aber auch „X-Men“ oder andere. Das inspiriert uns immer. Sobald ich einen Film gesehen habe, möchte ich sofort einen Song dazu schreiben. (lacht)
DarkScene: Welcher Film hat Dir denn die bislang stärkste Inspiration geliefert?
Robert: (überlegt) Das ist wirklich schwer zu sagen. Jeder Film hat seine eigene Geschichte, und wenn er gut ist, dann berührt er Dich. "The Promise" basiert ein bisschen auf der Geschichte von „Dracula“, aber umgekehrt: Im Text geht es um einen Mann, der ermordet wird, und seine Frau schwört Rache an den Mördern. Meistens gibt es allerdings keine allzu direkte Verbindung zu Filmen, denn die Inspiration wirkt sich oft eher indirekt aus.

DarkScene: Eurer übrigens sehr gelungenen Homepage zufolge sind mindestens drei von Euch große Fans der Verfilmung von „Der Herr der Ringe“. Was denkst Du über Peter Jacksons Arbeit?
Robert: Oh, es ist ... brillant! Ich bin sehr froh, dass es endlich einen solchen Film gibt, der ein großes Budget zur Verfügung hatte und auch so gut gelungen ist. Denn es gibt auch viele schlechte Filme mit tollen Effekten. Ich finde die Umsetzung von „Der Herr der Ringe“ beachtlich. Natürlich sollte jeder auch das Buch lesen, denn der Film kann dieses nicht ersetzen. Er stellt viele Dinge wirklich so dar, wie man sie sich beim Lesen des Buches vorstellt. Das Video zu "Mother Earth" wurde ein bisschen davon inspiriert.

DarkScene: Es entsteht zu Musik und Texten des Albums "Mother Earth" der Eindruck, dass Ihr auch eine „Message“ verbreiten wollt.
Robert: Nun ja ... es steckt immer ein Sinn dahinter, aber wir wollen zum Beispiel keine politischen Statements verbreiten. Bei uns geht es um Emotionen, die in eine Story verpackt werden. Es ist uns wichtig, dass Du Deine eigenen Vorstellungen entfalten kannst, wenn Du unsere Songs hörst. Ein Film ist im Vergleich sehr starr, denn Du siehst genau das, was Sache ist. Musik hingegen kann in jedem Menschen individuelle Gefühle und Interpretationen wecken. Natürlich haben wir eigene Ideen und Hintergedanken zu allen Songs, aber jeder Hörer kann auch seine eigenen haben!

DarkScene: In Deutschland habt Ihr neulich Platz 7 der Album-Charts errungen, und diese Woche seid Ihr auch in Österreich eingestiegen – auf Platz 63! (lacht)
Robert: (lacht) Ich weiß. Das ist großartig!
DarkScene: Ich hoffe natürlich, dass das noch besser wird. Euer Erfolg dauert jetzt schon eine Weile an. Hat das für Euch als Musiker irgend etwas verändert - sei das nun Euer Bühnenauftritt oder die Art und Weise, wie Ihr Musik erschafft?
Robert: Nein, es ändert eigentlich nicht viel. Als Musiker spüren wir immer denselben kreativen Drang, ein besseres Album als bisher aufzunehmen. Das hängt nicht vom Erfolg ab, denn Du willst einfach besser werden. Auf der Bühne geben wir immer unser Bestes, was ebenfalls unabhängig vom Erfolg ist. Uns ist egal, ob wir vor 200 Leuten spielen oder vor 20000. Wenn ein Fan extra Deinetwegen kommt und ein Ticket kauft, um Dich zu sehen, solltest Du immer Dein Bestes geben. Was sich durch den Erfolg verändert hat, sind die Möglichkeiten, Videos zu drehen oder bessere Bühnendekorationen zu verwenden. Das ist der gute Teil daran!

DarkScene: Ist es für Euch anders, in Österreich zu spielen, als in manchen anderen Ländern?
Robert: Naja, eigentlich nicht sehr. Es ist ein nettes Metal-Festival und wir sind hier lediglich nicht so bekannt wie in Holland, Belgien oder Deutschland. Dort ist es einfacher, weil Du schon beinahe gewonnen hast, bevor Du begonnen hast. Hier und in manchen anderen Ländern müssen wir härter arbeiten, aber das sind wir gewohnt.
DarkScene: Nächstes Mal wird es für Euch sicher einfacher werden! (lacht)
Robert: Ja, und genau das mögen wir daran. Wir kämpfen gerne um Anerkennung.

DarkScene: Was war der am weitesten entfernte Ort für Eure Auftritte bisher?
Robert: Definitiv Mexiko. Das war eine coole Show, denn wir waren Headliner, obwohl wir nie offiziell ein Album in Mexiko veröffentlicht hatten! Dort gibt es nur Importe. Die Fans waren trotzdem sehr enthusiastisch.
DarkScene: So etwas berichten die meisten Musiker, auch von Südamerika oder auch Japan…
Robert: Ja, Japan wäre sicher auch eine großartige Erfahrung! Dort möchte ich gerne spielen.
DarkScene: Man hört immer, dass die Fans vor dem Konzert ganz ruhig und höflich dastehen, beim Konzert die Sau rauslassen und danach wieder ganz höflich und ruhig sind.
Robert: (lacht) Ja, das klingt sehr nach Japan! Es ist eben eine ganz andere Kultur.

DarkScene: Das neue Video zu „Ice Queen“ ist ungewöhnlich farbenprächtig für einen Metal-Song. Wie kam es dazu?
Robert: Das ist eine lange Geschichte. Wir hatten zuerst ein Video, das nicht gut genug war, also mussten wir ein neues drehen. Wir trafen zwei Wochen lang alle Vorbereitungen und hatten tolle Ideen. Sharon als „Ice Queen“ sollte in der Wüste für Schneestürme sorgen und den Winter verkörpern. Damals kam auch gerade „X-Men“ heraus, und wir dachten, wir könnten jedem von uns auch eine spezielle Fähigkeit zuordnen. Am Drehtag hatten wir bereits riesige Windmaschinen aufgestellt und Unmengen an künstlichem Schnee herbeitransportiert. Dann kam ein Anruf von der Plattenfirma: Ein Musiksender, dessen Namen ich nicht nennen will – aber es gibt ja nicht so viele davon – war plötzlich der Ansicht, dass man im Sommer kein einziges Video mit Schnee darin zeigen werde. Also standen wir plötzlich da und hatten keine andere Wahl, als den Schnee wegzulassen. Für mich ist das Video daher nicht vollständig. Das ist sehr schade, denn uns gefiel die Idee wirklich gut.
DarkScene: Wer verkörperte nun genau welche Urgewalt?
Robert: Bei mir ist es ganz leicht, ich bin das Feuer. Der Bassist verkörpert Schallwellen, der andere Gitarrist Quecksilber, der Drummer Blitz und Donner und der Keyboarder war ein Hologramm. Aber leider gibt es keinen Schnee! Wir haben keine alternativen Szenen mit Schnee gedreht, weil es zuviel Aufwand gewesen wäre.
DarkScene: Vielleicht könnt Ihr eines Tages im Winter doch noch eine Schnee-Version nachdrehen?
Robert: Das wäre ein Traum! (lacht) Für jede Saison eine eigene Version!
DarkScene: Die Idee der vier verschiedenen grafischen Themen für die Website passt auch sehr gut in dieses Konzept.
Robert: Ja, mir gefällt das mit den vier Elementen auch sehr gut. Es war eine Menge Arbeit für den Web-Designer, aber das Resultat ist toll!

DarkScene: Welche anderen Bands dieses Festivals würdet oder werdet Ihr gerne sehen? (wir zeigen ihm das Billing)
Robert: Leider habe ich keine Zeit dazu, Bands anzusehen, weil ich jetzt Interviews gebe und wir danach gleich wieder direkt nach Holland fahren müssen. Mal sehen ... In Flames und Blind Guardian mag ich sehr, Paradise Lost auch – mit denen waren wir ja auf Tour. Vor vielen Jahren mochte ich auch Amorphis sehr. Ich habe früher auch mehr Death Metal gehört, aber jetzt gefallen mir vor allem melodische Sachen. Abgesehen vom Metal ist beispielsweise U2 mein Favorit. Sie schreiben so wunderbare Songs, wie "A Beautiful Day" ... ganz simpel und doch so kraftvoll. Ich liebe seine Stimme. Mir gefällt auch Madonnas "Frozen"-Album, aber nicht das neueste. Es kommt immer sehr auf die einzelnen Alben an. Im Metal-Bereich bin ich ein großer Fan von Paradise Lost, deren letztes Album großartig ist, von Type 0 Negative, und teils von Stoner Rock wie ... ich vergesse immer den Namen ... Monster Magnet! Nicht musikalisch, aber visuell gefällt mir Marilyn Manson gut, oder auch Rammstein.

DarkScene: Welche neuen Einflüsse kann man eigentlich auf dem kommenden Material erwarten?
Robert: Es wird auf alle Fälle neue Einflüsse geben. Es ist schwer, von nichts beeinflusst zu werden, denn wir mögen auch andere Arten von Musik als die, die wir selbst schreiben. Zugleich sind wir so, wie wir sind. Wir wollen anders klingen, aber auch nicht allzu anders. Es soll ein neuer Schritt sein, und das kommende Album ist uns sehr wichtig.
DarkScene: Man sagt ja: „the third album is gonna make it or break it“ ...
Robert: Das stimmt, aber diese Regeln in der Musik verschwinden zusehends. Es gibt mittlerweile schon so viele Bands mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Für manche kommt der Durchbruch erst mit dem vierten oder fünften Album. Es gibt viele Höhen und Tiefen. Für uns ist seit dem letzten Album viel Zeit vergangen, und durch das größere Budget haben wir nun mehr Möglichkeiten als bisher. Das ist unsere Chance, es so zu machen, wie wir wirklich wollen!

DarkScene: Nun eine lustige Frage: möchtest Du uns Deinen Lieblingswitz erzählen?
Robert: Lieblingswitz? (lacht) Oje, ich bin ein furchtbar schlechter Witzerzähler, weil ich alle wieder vergesse. Ich liebe Witze, aber ... Du solltest darüber lieber mit Paradise Lost sprechen, die sind unglaublich lustig. Ich saß eines Abends mit Nick Holmes zusammen und hatte am nächsten Tag noch Kieferschmerzen vor lauter Lachen! Ich persönlich muss bei dieser Frage leider passen, sorry. Ich vergesse Witze genauso schnell wie Namen. Für das nächste Mal werde ich mir einen aufschreiben! (wir lachen)

DarkScene: Ich habe ein Interview mit Euch gelesen, in dem Ihr sehr gute Ansichten über MP3-Filesharing vertreten habt. Derzeit berichten Nachrichten über Klagen der Musikindustrie gegen einzelne User. Was denkst Du darüber?
Robert: Dieses Thema ist ziemlich komplex, weil es zwei Seiten hat. Ich denke, jeder weiß, dass es eigentlich ungesetzlich ist. Du kannst nicht ehrlich die Position verteidigen, dass Du nichts Unrechtes tust, wenn Du unerlaubt Musik kopierst. Es ist und bleibt Diebstahl. Auf der anderen Seite ist es ungerecht, dass einige wenige verklagt werden, obwohl so gut wie jeder dasselbe tut. Die Industrie sollte zuerst Warnungen aussprechen, damit alle Bescheid wissen, bevor sie so hart dagegen vorgehen. Es ist eben schwierig! Ich glaube, die unbekannten Bands und Newcomer könnten wirklich vom Filesharing profitieren, wenn es gelingt, zugleich die Musik der bekannten Bands besser zu schützen. Das würde die frei zugängliche Musik dieser kleineren Bands stark aufwerten.
DarkScene: Musiker können ihre Werke ja auch auf Seiten wie mp3.com vermarkten. Vielleicht ist das die Zukunft.
Robert: Stimmt. Es ist wie bei Software. Jeder kopiert hier und da Programme! Oft ist Software so fehlerhaft, dass man sich damit nur ärgert. Also kopiert man sie, um gratis zu testen. Wenn mir ein Programm wirklich gefällt und ich es oft benutze, dann sollte ich es aber auch kaufen. Musik kann im Internet auch billiger verkauft werden, und man kann sich die einzelnen Tracks selbst aussuchen. Man muss natürlich auch sagen, dass große Bands trotz aller Kopiererei keine wirklichen Probleme bekommen, weil sie noch immer genug verdienen. Für kleine Bands und kleine Labels ist das oft eher problematisch, weil sich niemand mehr traut, viel in die Produktion zu investieren. Wie man sieht, gibt es also viele verschiedenfarbige Seiten bei dieser ganzen Sache, viele Vorteile und Nachteile zugleich. Was die Zukunft bringt, wird die Geschichte wird uns zeigen!

DarkScene: Ich habe gelesen, dass Sharon bisher kein professionelles Stimmtraining absolvierte, was sehr bemerkenswert ist. Wie steht es um den Rest der Band?
Robert: Ich nahm ein paar Gitarrestunden, hatte aber zuwenig Disziplin und ließ es bald sein. Ich fand immer schon mehr Gefallen am eigenständigen Komponieren. Der andere Gitarrist studiert an einer Musikakademie, und der Rest der Band bringt sich auch die meisten Dinge selbst bei.

DarkScene: Möchtest Du noch ein paar letzte weise Worte an uns richten?
Robert: Letzte weise Worte? (überlegt)
DarkScene: Hoffentlich kommt Ihr bald mit einem neuen Album im Gepäck wieder nach Österreich ...
Robert: Ja natürlich! Das sind die Klischee-Worte. (lacht) Wir wollen sehr gerne wieder hier spielen. Und ich freue mich auch schon darauf, im Winter wieder hier Schi zu fahren.
DarkScene: Oh! Wo fährst Du denn Schi?
Robert: Ich war in Zell am See, Kaprun und so weiter. Ihr seid wahrscheinlich damit aufgewachsen, oder? Für uns Holländer ist das sehr außergewöhnlich, weil unser Land total flach ist.
DarkScene: Ihr könntet ja ein Konzert bei uns in den Bergen geben, umgeben von Schnee und Eis als passende Umgebung für „Ice Queen“!
Robert: Ja, das wäre ein Hammer. Aber sehr gefährlich, wenn durch den Schall der ganze Schnee herunterkommt. (lacht)
DarkScene: Vielen Dank für das Interview! Vielleicht treffen wir uns einmal beim Schifahren. (wir lachen)
Robert: Ja! Ebenfalls vielen Dank!

Der geduldige Robert signiert zuletzt noch ein paar T-Shirts, und wir stellen amüsiert fest, beide zu etwa gleichen Teilen aus Haut und Knochen zu bestehen. Sharon posiert indessen für einige Fotos, ehe sich die Musiker unter Zeitdruck, aber immer noch gut gelaunt verabschieden.
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