HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Nasty Savage
Jeopardy Room

Review
The Cure
Songs Of A Lost World

Review
Skid Row
Live In London

Review
Voodoo Circle
Hail To The King

Review
Aries Descendant
From The Ashes Of Deceit
Upcoming Live
Keine Shows in naher Zukunft vorhanden...
Statistics
286 Interviews
391 Liveberichte
196 Specials
Anzeige
Paradox - 30 Jahre Qualität und absolute Selbstreue
Paradox - 30 Jahre Qualität und absolute Selbstreue  
Vom Kuchen des Deutschen Thrash Metal vermochten Paradox eher kleinere Stücke zu pflücken. Dies soll keineswegs über die Klasse der sieben Alben und die Steh-auf-Männchen Mentalität der Würzburger hinweg täuschen, die anlässlich ihres Jubiläums im Original Line-up ins Rampenlicht zurück kehren!
Werner
Werner
(52 Interviews)
DarkScene: Hallo Charly! Wie läuft es Dir im Moment? Das dreißigjährige Bandjubiläum war genau genommen 2016, doch aufgrund der Veröffentlichung von "Product Of Imagination" im Jahre 1987 gibt’s natürlich auch heuer Grund zum Feiern – vor allem aber deshalb, weil Du das Line-up (Roland Stahl/Axel Blaha/Markus Spyth) aus jener Ära zusammen getrommelt hast, um eben zum Runden einige Gigs in alter Vertrautheit zu performen. War das schon länger dein Plan, das alles so perfekt zu timen?

Charly Steinhauer: Im Grunde genommen könnte es kaum besser laufen. Zum 30. Jubiläum unseres Debutalbums "Product Of Imagination" kam die Reunion im Gründungs Line Up gerade recht. Wir standen über die ganzen Jahre immer wieder mal in Kontakt . Als wir uns dann 2016 immer häufiger getroffen haben, zeichnete sich die Wiedervereinigung förmlich ab. Der Zeitpunkt war perfekt. Sicher hatte ich das schon länger im Hinterkopf, aber dass es so reibungslos abläuft hatte mich schon überrascht. Jeder hatte richtig Bock drauf. Wir sind so lange befreundet, dass jeder von uns weiß wie der andere tickt. Das ist der große Vorteil, was das Klima untereinander betrifft. Wir gehen sehr respektvoll miteinander um und wissen es zu schätzen, dass wir es noch einmal geschafft haben zusammen zu kommen. Paradox sind nun wieder eine echte Band, die gemeinsam im Proberaum steht und auch außerhalb Zeit miteinander verbringt. Dass wir darüber hinaus nun auch endlich wieder Konzerte geben können setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Ich habe Paradox über Jahrzehnte am Leben erhalten, aber dass wir das noch einmal gemeinsam erleben dürfen ist für mich der größte Erfolg.



DarkScene: Gab es damals Probleme bzg. des Bandnamens, weil von 1984 – 1986 seid ihr noch unter Warhead gelaufen!? Oder waren da andere Gründe dahinter?

Charly Steinhauer: Nein es gab keine Probleme mit den jeweiligen Bandnamen. Das war alles ein Teil unserer Entwicklungsphase. Als wir im November 1981 die Band gegründet haben, nannten wir uns Overkill. (Hommage an das Motörhead Album von 1979). 1983 hatten wir dann etliche Besetzungswechsel und machten unter dem Banner Maniac weiter, bei dem übrigens auch Micky Wehner (git.) im Boot war, der Jahre später dann Vendetta gegründete. Mit jedem größeren Line-Up Wechsel haben wir dann auch unseren Bandnamen gewechselt. 1984-1985 nannten wir uns dann Warhead. Da es aber mittlerweile eine belgische Band unter gleichem Namen gab und ein weiterer Besetzungswechsel vollzogen wurde, einigten wir uns im Februar 1986 letztendlich fortan unter dem Namen Paradox weiter zu machen. Kurz darauf haben wir die bisher vorhandenen Songs mit 2 Mikrofonen im Proberaum aufgenommen, welches völlig ungeplant die Öffentlichkeit erreichte und in der Tapetrading Szene überaus erfolgreich war. Dann sind wir natürlich bei dem Namen geblieben. Wir wollten als Bandnamen ein Schlagwort verwenden, welcher gut klingt und zudem eine etwas mystische Aussage beinhaltet. Da wir den Song "Paradox" schon 1985 in unserem Songreportoire hatten wurden wir schnell fündig.

DarkScene: Wie es scheint, seid ihr heute alle bei guter Gesundheit, was keine Selbstverständlichkeit ist. Zudem so ein Musikstil wie der Speed/Thrash Metal nicht nur Können sondern auch eine gute Kondition erfordert. Wie verliefen die ersten gemeinsamen Proben? Entbrannte wieder das junge Feuer in den gereiften Männern?

Charly Steinhauer: Es war ein bisschen wie "nach Hause kommen". Es hat gleich bei der ersten Probe gekickt. Wir hatten uns 3 Songs vorgenommen und die haben wir runter gespielt als wäre die Zeit stehen geblieben. Eine Art familiäres Glücksgefühl mit den Jungs wieder im Proberaum zu stehen. Wenn die Gesundheit mitspielt könnte das durchaus eine längere Vorstellung geben. Nicht des Erfolges wegen, sondern weil es einfach Spaß macht mit den Jungs zu musizieren.

DarkScene: Wann man sich die alten Fotos auf eurer FB Seite anguckt, hat man das Gefühl, dass ihr ein unzertrennlicher Haufen Kumpels ward, der vor dem entscheidenden Karrieresprung ist. Wie kannst Du die Endachtzigerphase – wo ihr auch bei großen Festivals wie z. B. dem Dynamo ward – heute charakterisieren?

Charly Steinhauer: Ende der 80er hat man immer noch diesen unzertrennlichen Zusammenhalt der Fans gespürt. Es herrscht zwar heutzutage noch immer eine Superstimmung bei Konzerten, aber durch den Überfluss an Bands weiß der Fan oft gar nicht mehr, auf welches Konzert er zuerst gehen soll, ganz zu schweigen, ob er sich das überhaupt leisten kann. Früher gab es nicht so viele Konzerte und man traf immer wieder Fans an, die man irgendwo schon mal gesehen hat. Heute ist alles viel zu weit verstreut. Es gibt mehr Quantität als Qualität. Die Masse an hochkarätigen Werken hat schwer nachgelassen obwohl jeden Monat viel mehr Alben erscheinen als damals. Die Folgen des Internet ist ein extra Kapitel und würde jetzt den Rahmen sprengen. Ohne Internet gab es aber klar mehr Wertschätzung für Musiker und Bands.



DarkScene: Was waren eure coolsten Erlebnisse dazumal? Mit welchen Bands und Köpfen hattet ihr dazumal den besten Draht?

Charly Steinhauer: Eine spezielle Verbundenheit gab es z.B. mit Tankard, mit denen wir etliche Shows zusammen gespielt haben. Noch engeren Kontakt hatten wir aber mit Vendetta, die nicht weit von uns Ihr Unwesen trieben und 2 tolle Scheiben in den Endachtzigern veröffentlicht haben. Wir feierten zusammen etliche Partys in unseren Proberäumen und die gemeinsamen Jamsessions waren immer geil. Dort lernten wir übrigens auch Achim "Daxx" Hömerlein kennen, der die Texte für die letzten beiden Paradox Alben geschrieben hat und auch Gitarrist und Sänger bei Vendetta war.

DarkScene: Vor allem die damaligen Printmedien haben euch als da nächste große Ding und quasi als das deutsche Pendant zu den damals schon so mächtigen Metallica hoch gejubelt. Wie seid ihr dazumal mit solchen Vergleichen im Alltag umgegangen?

Charly Steinhauer: Das war das größte Kompliment, das wir bekommen konnten. Im englischen "Kerrang!" Magazin schrieben sie beispielsweise "Here they are...the new Metallica". Sicher waren wir am meisten von Metallica beeinflusst. Wir wollten auch so sein wie sie und uns gefiel Ihre Musik am Besten. Das hörte man natürlich aus unseren Songs heraus. Dennoch gab es Songs wie "Pray To The Godz Of Wrath" , die weit weg des "Metallica"-Stils entfernt waren. Es dauerte natürlich auch eine Weile, bis Paradox Ihren eigenen urtypischen Stil entwickelt haben. Unser Debütalbum "Product Of Imagination" war extrem erfolgreich. Damit hatten wir nicht gerechnet. Es lief alles wie ein Traum.

DarkScene: Ich habe das Artwork von eurem Debüt "Product Of Imagination" stets mit dem von Motörheads "Orgasmatron" (1986) assoziiert. Reiner Zufall oder war das damals schon ein taktischer Schachzug in Sachen Promotion?

Charly Steinhauer: Das Cover von "Product Of Imagination" sollte ursprünglich ein Motörhead Cover werden, aber Motörhead hatten ein anderes Konzept entwickelt und wollten es nicht mehr verwenden. Joe Petagno hat uns dann das Artwork angeboten, was uns auf Anhieb gefiel. Zudem war es eine Ehre für uns, dass wir als alte Motörhead Fans den gleichen Coverartist für unser erstes Album bekommen haben. Der Kontakt kam damals durch "Roadrunner Records" zustande.

DarkScene: Was waren eigentlich damals die Gründe, weshalb ihr nach "Heresy" (1989) nicht gleich entscheidend nachsetzen konntet? Alleine das Grunge Phänomen dürfte es wohl nicht gewesen sein, schätze ich mal.

Charly Steinhauer: Das Grunge Problem war der finale Todesstoß, da wir dadurch den Plattenvertrag bei "Roadrunner Records" verloren haben. Sie hatten kein Interesse mehr an Speed oder Thrash Metal und verzichteten auf eine Verlängerungsoption. Die Band brach aber schon vorher zusammen, als wir zuerst Roland Stahl (Bass) verloren hatten. Ihm ist das alles zu stressig geworden und er wollte sich auch beruflich weiter entwickeln. Kurz nach den Aufnahmen zu "Heresy" verabschiedete sich auch noch Markus Spyth (Gitarre). Ich muss gestehen, dass ich damals auch oft etwas eigensinnig war und es dadurch auch zunehmend zu Differenzen kam, was dem Bandklima nicht sehr förderlich war. Bis Juli 1991 komponierte ich noch die meisten Songs für das dritte Album "Collision Course", welches aber erst im Jahre 2000 auf den Markt kam.



DarkScene: In einem alten Metal Hammer Crash Magazin (um ca. 1988) habe ich unter anderem in deinem Steckbrief gelesen, dass James Hetfield und Scott Ian deine musikalischen Vorbilder sind. Hat sich das bis heute so gehalten? Bzw. wie schaut dein Spektrum als Konsument heute außerhalb des Thrash Metal aus?

Charly Steinhauer: Scott Ian eher nicht, aber James Hetfield ist noch immer mein großes Vorbild. Das betrifft den Gesang und die Rhythmusgitarre. Ich bin richtig stolz, dass ich Ihn schon persönlich getroffen habe. Ich bin auch sehr stark von Gary Hold beeinflusst. Sein Rhythmusspiel hat mich inspiriert. Exodus ist meine Lieblingsband. Auch Forbidden haben mich geflasht. Generell bin ich aber sehr breit gefächert was das Konsumieren betrifft. Ich höre gern Sache wie Opeth, Fates Warning, aber auch Dimmu Borgir, Abbath, oder technischen Progmetal wie Gorod, Watchtower oder Extol. Ich mag Evile, The Haunted, aber auch Nevermore (die es leider nicht mehr gibt) oder geiler Power Metal wie Sanctuary, Old Helstar oder Hexx.

DarkScene: Wie hast Du über all die Jahre die Kontakte zu deinen zurück gekehrten Sidekicks gepflegt? Konntest Du im Nu alle überreden für deine Idee?

Charly Steinhauer: Nein ich musste sie nicht überreden. Axel Blaha (Schlagzeug) ist einer meiner längsten und besten Freunde. Wir sahen uns über die Jahre fast jede Woche, weil uns auch private Interessen verbinden. Roland Stahl (Bass) arbeitet nicht weit von mir als Krankenpfleger und besuchte mich auch hin und wieder nach seiner Schicht auf einen Kaffee und Smalltalk. Der Kontakt zu Markus Sypth (Gitarre) kam auch gelegentlich zustande. 2008, spielte er mit uns bei einem Festival den Song "Pray To The Gods Of Wrath". Wir wohnen alle nicht weit voneinander entfernt. Von daher kam es immer wieder mal zu vereinzelnden Treffen. Wir haben irgendwann davon geredet, ob es möglich wäre, dass wir nochmal Musik zusammen machen. Da keiner abgeneigt war sind wir am Ball geblieben. Für Axel Blaha (Schlagzeug) war es aber eine besondere Herausforderung, da er 25 Jahre kein Schlagzeug mehr gespielt hat, während alle anderen immer mit Musik verbunden waren.

DarkScene: Willst Du mit der neuen/alten Mannschaft sogar ein neues Studioalbum einprügeln oder bleibt dies auf den anstehenden Live-Sektor beschränkt?

Charly Steinhauer: Das aktuelle Paradox Album "Pangea" hat sich so gut verkauft, dass AFM Records schon wenige Monate nach Veröffentlichung die Option für ein weiteres Album gezogen hat. Somit steht einem weiteren Masterpiece in der aktuellen Besetzung nichts mehr im Wege.

DarkScene: Auch wenn dies personell nicht ganz gelingen sollte – wäre Harris Johns (Anm.: der „Thrash-Produzenten-Gott“ der auslaufenden Achtziger und frühen Neunziger) nach dem Zweitling "Heresy" (1989) eine neuerliche Option im Sinne der Reunion? Hattest Du mit Harris über den langen Zeitraum gelegentlich Kontakt und auch über diese Möglichkeit gesprochen?

Charly Steinhauer: Du scheinst ja sprichwörtlich eine Nase dafür zu haben. Die Frage gefällt mir. Tatsächlich ist es so, dass wir schon über diese Option gesprochen haben. Ich habe Harris Johns in den Jahren nicht oft, aber gelegentlich wieder getroffen. 2009 hat er uns sogar in Finnland bei einem Festival live gemixt, weil er zufällig auch vor Ort war. In Wacken sind wir uns 1999 und 2009 auch über den Weg gelaufen. Jetzt sind wir in Facebook befreundet und er wird uns beim Bang Your Head Festival live mischen. Der Kontakt zu Ihm häuft sich wieder. Harris ist ein sehr angenehmer Geselle. Ich würde gerne wieder mit Ihm zusammen arbeiten. Er versteht sein Handwerk, kennt das Geschäft und hat ja schon einige Klassiker produziert. Um das Thema Reunion auszuweiten stehen wir neben Harris Johns auch wieder mit den Original Textschreibern Peter & Nigel Vogt ("Product Of Imagination" und "Heresy") in Kontakt.

DarkScene: gibt es schon Ideen und Pläne für neuen Studiostoff? Wäre dann Gitarrist Gus Drax (Black Fate, Sunburst) auch wieder ein Thema?

Charly Steinhauer: Es existiert bereits die von Peter & Nigel Vogt geschriebene Story zu "Heresy 2". Dazu etliche Songtitel, die dann textlich verarbeitet werden. Wo "Heresy" drauf steht muss auch "Heresy" drin sein. Das hat oberste Priorität und macht nur Sinn, wenn so viele Originalitäten wie möglich drauf sind. Vom Musiker angefangen, bis hin zu den Textschreibern, dem Produzenten und natürlich vor allem den Songs. Schon wenn die CD beginnt muss man das Gefühl bekommen, dass Teil Eins und Zwei hervorragend zusammen passen und sich musikalisch ergänzen. Auch was die Produktion betrifft. Das sogenannte Gesamtpaket muss passen. Dann wird es auch uns und dem Fan gefallen.

Nun gilt es das auch zu realisieren, was nicht so einfach werden wird. Es gibt erste (obergeile) Riffs, aber mehr kann ich noch nicht verraten. Was Gus Drax betrifft, hat er schon bei "Tales of The Weird" einen Gastsolo und bei dem aktuellen Album "Pangea" die meisten Solos gespielt. Er ist immer ein Kandidat für eine Guestperformance, weil er einfach ein geiler Gitarrist und angenehmer Typ ist. Trotzdem sind für den "Heresy" Nachfolger keine Gastmusiker geplant.



DarkScene: Wenn Du dir Wunschkandidaten für eine Guestperformance aussuchen könntest, wer wäre das?

Charly Steinhauer: Gary Hold, Jeff Waters, Jeff Loomis, Tommy Vetterli, Joey Belladonna. Da gibt es etliche.

DarkScene: Wie hast Du die Jahre zwischen 1991 und 1998 – also quasi Paradox-los – überbrückt?

Charly Steinhauer: Ich habe in den Jahren den ein oder anderen Song, der auf "Collision Course" gelandet ist, komponiert. Ich mich auch stets über die Szene informiert, brav die Magazine gelesen und viele CD`s gekauft. Außerdem hatte ich einen Vollzeitjob als Zweigstellenleiter eines Großhandels für Heizkörper und anschließend ein paar zeitraubende Fahrerjobs an der Backe.

DarkScene: Wann man sich die deutsche Thrash-Landkarte anschaut, muss man anerkennen, dass im Ruhrpott – und hier können nur Kreator und Sodom gemeint sein – die erfolgreichsten Karrieren hatten und haben. Ok, Destruction konnten und können mit reichlich Verspätung auch noch dazu gezählt werden. Packt Dich manchmal ein wenig der Neid oder eine Art Sehnsucht, oder kannst Du mit deinen Gegebenheiten, so wie sie eben sind, genauso gut leben und mit Stolz auf dein Werk zurück blicken?

Charly Steinhauer: Es wäre schlimm, wenn mich der Neid packen würde. Ich gönne jedem seinen Erfolg den er sich erarbeitet hat und im Falle Kreator, Sodom oder Destruction erst recht. Die haben viel für den deutschen Thrash Metal geleistet. Ich bin Fan. Die letzten Alben aller aufgezählten Bands haben Klasse und gefallen mir sehr gut. Ich hab ein recht gutes Verhältnis zu Schmier. Dieser Mann ist die Verkörperung des deutschen Thrash Metal und für mich ein Held, der Metal lebt. Dem gebührt höchster Respekt. Auch Blind Guardian, die uns früher im Studio besucht haben konnten Erfolge einfahren mit denen sie wohl selbst nicht gerechnet haben als wir zusammen angefangen haben. Also Neid ist fehl am Platz. Ich bin hochzufrieden und stolz dass ich mit Paradox über Jahrzehnte gute Platten abgeliefert habe. Mein Jugendtraum wurde bei weitem übertroffen. Ich habe meine Idole getroffen und viele Länder kennengelernt. All dass hat mir die Leidenschaft zur Musik beschert. Hätten Paradox keine Krankheiten und Besatzungswechsel zu verdauen gehabt und regelmäßig auf Tour gegangen, würde die Band heute ganz oben dabei sein. Aber ich trauere keiner verpassten Chance nach. Es sollte so sein, wie sich das Schicksal entwickelt hat und jetzt gilt es nach vorne zu blicken. Meine Musik wurde vielfach verewigt. Das tut im Herzen gut und macht extrem stolz. Alles was jetzt kommt ist einfach nur Bonus oder das i-Tüpfelchen. Paradox muss niemanden mehr etwas beweisen und wir können ohne Erfolgsdruck unsere Wünsche und Ziele verfolgen. Wir gehen ganz einfach mit viel Spaß unserer Leidenschaft nach.

DarkScene: Wo habt ihr die verrücktesten – also im positiven Sinne – Fans erleben dürfen?

Charly Steinhauer: In Portugal und Griechenland; aber auch die Spanier und Italiener haben viel Dampf gemacht. Jedes Land hat so seine Vorzüge, was das Publikum betrifft. Auch einem stillen Genießer sieht man von der Bühne aus an, ob es Ihm gefällt was er da gerade hört und sieht. Wir hatten natürlich auch in Deutschland euphorisch begeisterte Fans.

DarkScene: Welche Alben sind deiner Meinung nach die essentiellsten Speed/Thrash Alben aus deutschen Landen? Und welche, die außerhalb Deiner Heimat ihren Ursprung haben?

Charly Steinhauer: Aus deutschen Landen gefallen mir die renommierten, oben aufgezählten Thrash Bands auch am Besten. Kreator ist schon die beste Adresse im deutschen "Thrash Metal". Außerhalb Deutschlands sind "Sceptics Apokalypse" von Agent Steel und "Doomsday For The Deceiver" von Flotsam & Jetsam meine liebsten Speed Metal Alben. "Bonded By Blood" von Exodus und die ersten beiden Scheiben von Forbidden, sowie Metallica‘s "Kill‘em All" meine Thrash Metal Faves. Heathen - "Victims Of Deception" nicht zu vergessen. Annihilator - "Alice In Hell". Ich könnte die Liste fortsetzen, aber das würde den Rahmen sprengen.



DarkScene: Und welche fünf Werke – jetzt mal unabhängig vom Genre – würden mit Dir auf die einsame Insel kommen?
Charly Steinhauer:
1) Exodus - "Bonded By Blood"
2) Forbidden - "Twisted Into Form"
3) Opeth - "Heritage"
4) Fates Warning - "The Spectre Within"
5) Mercyful Fate - "Melissa"

DarkScene: Ein Merkmal, was bei dir auffällt, ist, dass Du mit der linken Hand den Rhythmus auf der Klampfe anschlägst. Spontan fällt mir Tony Iommi von Black Sabbath ein, der dafür ebenso recht bekannt ist, der musste allerdings wegen eines Betriebsunfalls (wo ihm die zwei Fingerkuppen leicht abgeschält wurden) diese Umstellung durchziehen. Wie kam der Seiten-verdrehte Stil bei dir zustande?

Charly Steinhauer: Mein Vater hatte eine Gitarre auf der nur noch eine Saite aufgezogen war. Sie hing jahrelang an der Wand meines Kinderzimmers weil er nie damit spielte. Eines Tages habe ich sie in die Hand genommen und darauf herumgezupft. Ich nahm sie links, weil es vom Gefühl her besser passte und bei einer Seite ist es ja egal wie herum man die Gitarre hält. Als ich später dann zum ersten mal alle Saiten aufgezogen habe, blieb ich bei links obwohl ich wusste, dass das falsch war. ich hätte nie das Gefühl für eine Rechtshändergitarre bekommen. Meine Takthand ist links. Ich wusste damals nicht, ob ich jemals auf diese Art das Gitarrenspiel erlernen kann und habe mir dann alles selbst beigebracht. So habe ich dann meinen eigenen Stil und durch den Anschlag auch eigenen Sound entwickelt. Als Linkshänder, der eine Rechtshändergitarre mit rechts aufgezogenen Saiten spielt.

Übrigens habe ich schon in der Schule das Schlagzeug spielen gelernt und meine erste Banderfahrung 1975/76 in einer Schulband als Drummer sammeln können. Das hilft mir heute noch bei der Taktgenauigkeit. Man sieht mich überall herum klopfen. Kein Schreibtisch ist vor meinen Fingern sicher. Später wollte ich vorne in der Mitte stehen. Uns das geht nur als Sänger oder Gitarrist. Deshalb hat mich Vaters Gitarre an der Wand besonders gereizt.

DarkScene: Was muss passieren oder welche Wette müsstest Du verlieren, dass Du Dir nochmals einen Schnurbart wachsen lässt ;-)))? Übrigens, wann hast Du Dein langjähriges Markenzeichen abgesäbelt?

Charly Steinhauer: Der Pornobalken in Form eines Schnurrbartes wurde 2002 gekillt. Ich konnte mich damit nicht mehr identifizieren, auch wenn ich vielleicht damit den ein oder anderen Fan enttäuschen musste, weil es eben ein kleines Markenzeichen war. Ich habe damals auch gleichzeitig meine Haare geschnitten, was ja früher für einen Metalhead ein NO Go war, aber die Haare waren nur noch Steppengras und komplett kaputt. Irgendwann hat es mir gereicht und wollte mein Äußeres komplett verändern. Zum Glück hatte sich diese Entscheidung nicht auf die Musik ausgewirkt.

DarkScene: Hast Du einen Endorsement-Deal am Laufen?

Charly Steinhauer: Ich könnte sicher etliche Endorsement Deals bekommen, aber ich habe mich nie um solche Dinge gekümmert. Oft schon vorgenommen die Firmen anzuschreiben , aber dennoch nicht durchgezogen. Schreibt mich eine Firma an, weil sie interessiert ist mit mir zu werben, dann wäre ich bestimmt interessiert, aber ich will nicht klopfen und bitte sagen. Jetzt auf die alten Tage brauche ich damit auch nicht mehr anfangen.

DarkScene: habt ihr laut darüber nach gedacht, via Online-voting eine Lieblingssongliste von den Paradox Fans zusammen zu stellen oder seid ihr wegen des Dreißigers speziell auf die ersten beiden Album fokussiert?

Charly Steinhauer: Wir sind zunächst erstmal nur auf die ersten beiden Alben fokussiert, denn diese wurden zum Großteil von dieser Besetzung eingespielt. Danach folgen neue Kompositionen und sicher werden wir auch Songs von anderen Paradox Veröffentlichungen einproben um "live" flexibler zu sein und um auch in der Lage zu sein, Fans der neueren Alben zufrieden stellen zu können. Spätestens dann würde auch ein Online-voting Sinn machen.

DarkScene: Charakterisiere mit wenigen Stichworten die bisherigen Paradox Releases:

Charly Steinhauer: "Product Of Imagination" - Ein regelrechter Traumstart. Der erfolgreichste Anfang den man sich als Band wünschen kann.
"Heresy"- Ein kompaktes Album mit deutlich besserem Sound, sowie textlich und musikalisch unser persönliches Meisterwerk welches heute als Klassiker und unter den besten 50 Speed Metal Alben aller Zeiten gehandelt wird.
"Collision Course" - Ein überaus erfolgreiches Comebackalbum und unser Einstand für AFM Records.
"Electrify" - Nach einer weiteren, diesmal durch Krankheit bedingten 8 jährigen Zwangspause erreichte "Electrify" schon vor seiner regulären Veröffentlichung in Japan Platz 1 der Import Charts. Die starken Songs kamen aber dank der recht schlechten Produktion leider nie richtig zur Geltung.
"Riot Squad" - Das bis dato wohl härteste Paradox Album folgte schon 18 Monate später in einer Zeit in der Paradox auch live wieder sehr aktiv waren.
"Tales Of The Weird" - Mein Geheimtipp! Das fast 10 minütige Titelstück ist wohl eines der besten Songs die ich jemals komponiert habe. Leider konnte dieses Album aufgrund meiner nahtlos anschließenden Herzoperation nicht promotet werden. Gemeinsam mit "Heresy" das wohl beste Paradox Werk.
"Pangea"- ...hat mir sehr geholfen, mich zu rehabilitieren. Das vielseitigste und längste Paradox Album mit einer Reihe hochkarätiger Songs und auch zu den Top 5 aller Paradox Releases zählt.

DarkScene: vor ein paar Jahren hab ich gelesen, dass Du massive gesundheitliche Probleme hättest und kurz vor einer heiklen Operation standst. Man kann also davon ausgehen, dass damals alles gut verlaufen ist und dass du schon länger in einem stabilen Zustand bist, oder?

Charly Steinhauer: Ich hatte 2004, 2005 und 2008 lebensbedrohliche Darm Operationen, 2012 eine 4fach Bypass Herz Operation, und habe in dieser Zeit 3 Alben komponiert, aufgenommen und produziert. Ich bin eine Kämpfernatur und habe einen ziemlich starken Lebenswillen, aber spurlos ging das alles auch nicht an mir vorbei. Ich bin seit ca 2 Jahren wieder fit und fühle mich zur Zeit sehr gut. Gut genug, um wieder den Sprung auf die Bühne zu wagen. Aufgeben gehört nicht unbedingt zu meinem Wortschatz.

DarkScene: Ich persönlich habe übrigens mit der „Dreißig“ heuer auch was am Laufen. Vor ziemlich genau drei Dekaden trat ich Dank meines älteren Bruders unwiderruflich in das „Metal-age“ ein. So dauerte es nicht lange, bis ich Anfang 1988 über den bereits angesprochenen Metal Hammer Crash bei einer Spezial-Ausgabe den Roadrunner-7“Flex-Stars On Thrash Sampler in meinen Händen halten durfte. War das eine Ohrfeige!!! Abgesehen von Metallica und Megadeth für mich die endgültige Eintrittskarte in dieses abergeile Genre, wo unter anderem Toxik, Flotsam & Jetsam, The Great Kat, Realm, Atrophy und eben Paradox zu hören waren. Hast Du diesen Sampler noch zuhause?

Charly Steinhauer: Die Fexi Disc hängt neben meinem Schreibtisch an der Wand und ich habe auch noch ein Vinyl Exemplar des Samplers in meinem Paradox Archiv.

DarkScene: Ich hoffe, dass 2017 eines der eindrücklichsten eurer Karriere wird! Danke für die Zeit, Charly, was liegt Dir noch am Herzen, für die Paradox Fans und Thrash-Lunatics im Allgemeinen hier loszuwerden:

Charly Steinhauer: Ich möchte mich im Namen der ganzen Band für den treuen Support der Fans über die Jahre bedanken. Schreibt uns auf unsere Facebookpage:
www.facebook.com/paradoxthrash/
Mehr von Paradox
Nasty Savage - Jeopardy RoomThe Cure - Songs Of A Lost WorldSkid Row - Live In LondonVoodoo Circle - Hail To The KingAries Descendant - From The Ashes Of DeceitDevin Townsend - PowernerdCleanbreak - We Are The FireUnto Others - Never, NeverlandHouse Of Lords - Full Tilt OverdriveVictory - Circle Of Life
© DarkScene Metal Magazin