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8.0
Siehe da, meine ganz große, alte Liebe kann es noch immer. Zumindest kann sie immer noch ein abwechslungsreiches und gutes Album veröffentlichen und die Befürchtung der tristen Jahre "nach" "Ironbound" zerstreuen, dass sie nur noch Mittelmaß produzieren könne. Nach einigen wirklich vollkommen austauschbaren und belanglosen Durchschnittsdrehern, ist "Scorched" nämlich die erste Overkill seit besagtem "Ironbound", die mir richtig Spaß macht und mit Energie und Lebensfreude überzeugt. Dass es deswegen nicht gleich ein neues "Horrorscope" oder "Years Of Decay" ist, lässt sich im 43. Jahr des Bandbestehens locker verschmerzen.
Allein dafür, dass DD Verni, Blitz und Co gleich beim kantigen Titeltrack einen fett aufgebauten Knaller als Einstiegswatschn positionieren, der endlich wieder mal knackig und treffsicher ist, ohne platt nach Schema-F zu poltern, zieht dem Altfan mal sicher ein Lächeln über die Lippen. Vielleicht hat es den Amis gutgetan, dass sie sich diesmal wieder etwas länger Zeit genommen haben. Der Zwei-Jahre Veröffentlichungsrhythmus funktioniert halt nur in jugendlicher Pracht und wenn die Hormone mit der Kreativität noch saftig im Kreis tanzen. Einer älteren Band hat das noch nie geholfen. Das 20. Overkill-Album ist jedenfalls endlich wieder abwechslungsreicher und lebendiger als die letzten und es macht beinahe über voll Strecke wieder richtig Spaß. Es macht Laune und fühlt sich gut an, wenn "Scorched" in typischer Overkill-Manier richtig fett über einen hereinbricht und nebst flotter Dynamik und grooviger Thrash-Riffings auch mit starken Doom-Vibes aufwartet. Die Amis waren immer schon mit am besten, wenn sich ihren Thrash und Speed mit klassischem Metal, mit kompaktem Groove und mit Doom-Akzenten gepaart haben. Das tun sich auf "Scorched" endlich wieder vermehrt und sie setzen auch wieder auf eingängige Hooks und Melodien. "Goin Home" ist ein knackiger Livegroover mit treibender Dynamik und starkem Chorus, der richtig gut abgeht, "Twist Of The Wick" haut mit seinem, im Heavy Metal verwurzelten Thrash, auch gekonnt in die Vollen und "Wicked Place", ein cooler Groover im "I Hear Black"-Style, ist wohl ohnehin mein geheimer Albumfavorit. Dass Overkill dazwischen bewährt gute Thrash-Kost positionieren, sei ihnen erlaubt. Diese Legende darf sich problemlos selbst zitieren und das soll sie und das tut sie auch, wenn auch gar nicht so oft und keineswegs so farblos und monoton wie zuletzt, wie ein locker groovendes "Won’t Be Coming Back" mit dem lässigen Refrain genau so selbstbewusst zeigt, wie das wirklich stark inszenierte und fett groovende "Fever". Um keine falsche Hoffnung aufkommen zu lassen: Wir reden bei "Scorched" keineswegs von einem absoluten Meisterstück und es kann auch weder mit den ganz großen Overkill-Meisterwerken, noch mit den (im Grunde beinahe makellosen) Alben bis einschließlich "Killbox 13" mithalten. Im Reigen der acht überwiegend lapidaren, unauffälligen und austauschbaren Overkill-Alben der letzte zwei Dekaden, kann sich "Scorched" mit seiner Frische und Lebendigkeit aber locker neben "Ironbound" aufs Stockerl der positiven Ausreißer positionieren und das ist schon mehr, als man erhoffen durfte. Genau deswegen ist es auch ein cooles und starkes Overkill-Album wie lange nicht. Trackliste
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