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9.0
Mehr denn je geben uns Enslaved mit "In Times" eine Progressive-Viking-Brachialdusche aus Kalt und Warm, aus Licht und Dunkelheit. Harscher Black Metal-Wut und schwarzer Raserei folgen sphärische Momente mit Klargesängen und betörenden Melodien und Spannungsbögen. Diese Kombination muss man in der Tat mögen und manch einen werden diese bizarren Collagen verstören. Wer Enslaved jedoch kennt und liebt, der wird in jedem dieser sechs überlangen Mammutepen großartige Dichte und musikalische Tiefgründigkeit entdecken.
Die keifenden Vocals und die mehrstimmigen Gesänge könnten sich fremder nicht sein. Dasselbe gilt für die Klangcollagen, die uns Übersongs wie "Thurizas Dreaming" und "Daylight" zu Beginn und zum Abschluss des zu Beginn mitunter schwer zugänglichen Werkes verabreichen. Man muss sich einmal mehr Zeit nehmen, um die Kreationen von Enslaved in voller Pracht zu entdecken. Man darf sich keineswegs von einer lockeren Rhythmik wie der des post-rockig beginnenden "Building With Fire" verleiten lassen. Zwischen den Zeilen haben Enslaved abgrundtiefe Bosheit ebenso versteckt, die strahlend helle Leichtigkeit. Natürlich ist dieser Track ein leichtfüßiger Ohrwurm, das Teuflische von "In Times" steckt aber auch hier im Detail, um ihre ganze Bosheit gemeinsam mit den herrlichen Gitarrenläufen, den herrlichen Gesängen und den üppigen Viking-Chören von "One Thousand Years Of Rain" so verführerisch zu entfalten. "Naughtir Bleeding" schlägt mit monumentaler Wucht und Epik in die selbe Kerbe. Prog Rock Feeling, sphärische Klänge und die eiskalte und raue Wucht des hohen Nordens paaren sich hemmungslos und tiefumschlungen. Die bizarre Schwärze fährt einem durch Mark und Bein, die verführerischen Wogen glätten die Wunden, um auf traumhaft treibenden Gitarren zu erstrahlen, wie man sie nur von dieser Band zu hören bekommt. Dass der Titeltrack von "In Times" in Folge über 10 Minuten eines gleichgesinnten Feuerwerks offenbart, ist kaum verwunderlich. Filigran und transparent nehmen uns Enslaved hier an der Hand, um das gesamte Spektrum ihrer ausschweifenden Kunst mit einem nahezu poppigen Refrain und ausufernden und Post-Rock Akzenten und Prog-Instrumentalmomenten zu krönen und grenzgenial die Paralleluniversen ihres Schaffens zu paaren. Enslaved brillieren einmal mehr zwischen brachialer Schwarzmetallepik, kongenialem Post Rock- und Prog Gehabe und bittersüßer Aura des hohen Nordens. Mehr geht kaum, zumal es die Norweger wie beinahe keine zweite Band schaffen, dabei zu keinem Moment aufgesetzt oder gezwungen zu klingen. "In Times" ist verdammt anspruchsvolles, aber ausnahmslos überdimensional großes Kino und wer sich die Zeit dafür nimmt, der wird mit einem traumhaften Album fernab aller gängigen Handhabe belohnt. Trackliste
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Reviews
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