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8.5
Episch und erhaben bahnen sich die Melodien ihren Weg, wenn das hochmelodische "Night Vision" behutsam und verführerisch schön in die neue Scheibe der Schweden geleitet. Watain nehmen den Hörer einmal mehr zart an der Hand um in beim folgenden Opener gleich richtig abzuwatschn. "De Profundis" geht als roh klopfender Bastard von Bord. Rabiat, hart und rücksichtslos, jedoch trotz aller beinahe chaotischen Prügelattacken im Mittelteil und am Ende mit einem herrlich treibenden Ruderrhythmus gesegnet, der auch den Viking / Pagan Fan und Metalhead von Nebenan bei der Stange hält. Genau das gelingt auch beim etwas schleppenden "Black Flames March", dem mitreisend melodischen "The Child Must Die" mit seiner klassischen Metal Note und der bereits bekannten und dreckigen Vorabsingle "All That May Bleed".
Watain agieren harsch und verbittert und genau diese rohe Energie, die sich mit der elegischen Melodieführung paart, sorgt für jene klirrend kalte Atmosphäre von "The Wild Hunt", die ein absoluter Genuss ist. Das zutiefst nordisch anmutende und bis zu einem gewissen Grad überaus experimentelle und vielfältige Gesamtwerk des fünften Albums der Schweden klingt dennoch immer eingängig und melodisch. Vertrackte Brutalität muss im selben Atemzug genannt werden, wie die grenzgenialen, herrlich bösartigen und richtiggehend barbarischen Vocals, die roh, schwer und wuchtig knallenden Grooves und die majestätischen Gitarren. Watain schminken die Fratze ihres hässlich bösartigen Black / Death Metals einmal mehr so gekonnt mit Melodie und Dynamik, dass sie es wohl auch mit "The Wild Hunt" schaffen werden, weit über ihre Genre Grenzen hinaus Zustimmung zu finden. Dabei ist die Scheibe ohne Wenn und Aber höllisch düster. Watain zeigen sich tiefschwarz, beklemmend und bösartig und wenn beim herrlichen "They Rode On" plötzlich die klare Gesangsstimme von Basser Erik Danielsson zu verführen versucht, kann man sich sicher sein, dass einen diese Platte mit ihrer vorgetäuschten Schönheit und falschen Sensibilität tief in ihren Bann ziehen wird. Dieser beinahe 10-minütige Track ist das Kernstück einer schwarzmetallischen Scheibe, glänzt jedoch nicht mit Wucht, sondern mit Intensität, beschwörenden Dark Wave Vocals und akustischen Gitarren. Großes Kino mit Oliver Stone Touch und das edle Zentrum der Macht, die "The Wild Hunt" ausstrahlt. Nach diesem Ruhepol, diesem betörenden Herzstück und Zentrum der Schwärze hämmert ein puristisches "Sleepless Evil" einmal mehr die Herzen der alteingesessenen Fans höher. Aber auch hier wird die Bremse früh genug gezogen, bevor der Vorwurf der platten Monotonie aufkeimen könnte. Ein monströses Riff sorgt für Abwechslung, bevor der sakral schleppende Titeltrack einmal mehr für ganz dicke Atmosphäre sorgt und die Luft beklemmend dünn macht. "The Wild Hunt" ist ohne Wenn und Aber einer der großartigsten Songs des Albums, führt die behutsame Linie mit klaren Vocals fort und erinnert mit seiner doomigen Struktur und seinen beinahe psychedelisch schönen Gitarrenmelodien nicht selten an das, was Tiamat einst so herausragend machte. Bei "Outlaw" zitieren Watain dann kurz eine martialische Schwärze, wie wir sie auch von Rotting Christ kennen, bevor sie in einen rasenden Black Metal Thrasher fegen, um einen danach mit einem wuchtig erhabenen Instrumental wie "Ignem Veni Mittere" in seinen nordischen Bann zu ziehen und einmal mehr die imaginären Nebelschwaden vorm Langschiff aufzutürmen und im Abspann wohl nachhaltig ihren Gruß an die Gottheit von Bathory zu senden. Mit einem dunklen "Holocaust Dawn" präsentieren Watain dann nicht nur einen Querschnitt ihrer erhabenen Kunst zwischen Dissection, Emperor und Naglfar, sondern sie ziehen auch sehr gekonnt und stilsicher den Schlussstrich unter ein beinahe makelloses Album. Ein faszinierendes Album, das abwechslungsreich und experimentell scheint, ohne jedoch eine Grenze zu überscheiten, die der Aura der Band schaden würde. Ein brachiales, rohes Stück Musik, das mit Gefühl und Melodie, aber in erster Linie mit seiner dunkel und bedrohlichen Atmosphäre und seiner beklemmend düsteren Ausstrahlung besticht. Das fünfte Album von Watain ist von der ersten bis zur letzten Minute spannend, dicht und mitreisend. Ob das nun "echter" Black Metal ist oder nicht ist mir egal. Ob die alten Fans der Schweden damit klarkommen interessiert mich auch einen Dreck. Ich für meinen Teil finde die elf wuchtigen Hämmer, die uns Watain auf "The Wild Hunt" um die Ohren ballern ebenso majestätisch wie stimmungsvoll, und so kann man im Prinzip jedem aufgeschlossenen Fan nordischer Metal Klänge zwischen Black-, Death- und Viking Metal raten, in die unglaublich dichte Atmosphäre dieser Scheibe einzutauchen und sich ihren Ergüssen sakral brachialer Musik voll episch majestätischer Wucht hinzugeben. Trackliste
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Reviews
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25.04.2014: Watain Interview mit Erik Danielsson. |
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