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7.5
Der Titel des fünften Orphaned Land Studiostreichs kommt nicht von ungefähr. Die beherzte Vision der Israelis, die seit Jahrhunderten (mehr oder weniger) verfeindeten Weltreligionen auf eine gemeinsame Welle des Friedens zu hieven, ist sicher gut gemeint und wurde unter anderem anhand diverser Petitionen ins Leben gerufen. Vernachlässigt wurde das musikalische nicht, eher ist dieser Idealismus, das Ansinnen eines neuen Toleranzdenkens in das ohnehin anspruchsvolle Songwriting durchaus farbenreich eingeflossen.
Jedenfalls entspricht "All Is One" einer kleinen Überraschung, denn so straight, bombastisch und wuchtig haben wir den Fünfer bis dato noch nicht erleben dürfen - andererseits auch sehr weit weg von den Death Metal Wurzeln, man nehme das Debüt "Sahara" (...zum Classic) als Gegenpol. Opulente Chöre, gediegene Streicher, Folklore-Instrumentierungen, mächtig getragene Rhythmen, und zu guter letzt ausladende, mehrstimmige Refrains finden sich vor allem im vorderen Abschnitt, dabei kratzen speziell die ersten vier Tracks derart am 10er, dass sich nur mehr so die Balken biegen (auch die schönen Balladen "Brother" und "Let The Truth Be Known" (!) müssen dazu gezählt werden). Doch leider flacht das enorme Spannungslevel von "All Is One" ab der Mitte mehr und mehr ab, obschon "Through Fire And Water" samt seinen female vox und Therionesken Anleihen immer noch zu glänzen weiß. Mit dem eher belanglosen, hebräisch gesungenen "Shama’im" sollten wohl die Ö3 Hörer Israels im Alltag bedient werden, das folgende, ähnlich dahin plätschernde "Ya Benaye" kann das Ruder ergo zu keiner Sekunde herumreißen. Doch das epische, wiederum Chor-lastige "Our Own Messiah" gibt nochmal Hoffnung, ehe "Children" bei aller Ambition jetzt auch nicht der sicher verwandelte Elfer ist: trotz schöner Soundkulissen und feinen Akustikparts fehlt der entscheidende Peak. Da fällt es nicht sonderlich ins Gewicht, dass Frontman Kobi Fahri das Grunzen abgestellt hat, was für sich genommen kein Hindernis wäre, denn die Growls, wie man sie aus früheren Tagen kennt, würden in diesem Kontext wohl kaum harmonieren. Zieht man die erste Hälfte – und speziell das grandiose Starterdouble "All Is One"/"The Simple Man" – heran, wäre der Käse für eine Top-5-Jahreswertung gegessen. Die Kehrseite der Medaille: das hintere, zu stark in diversen Folk & World Music Segmenten hinein ragende Songwriting verlangt hohe Dosen an Aufmerksamkeit und viel (Metaller-) Toleranz. Vielleicht hätte man dieses sonderbare Songdepot für ein multikulturelles Nebenprojekt aufgreifen sollen? Nichts desto trotz mindestens siebeneinhalb Stoßgebete für den Farbbalken, denn diese außergewöhnliche Band hat es abermals geschafft, aus der Masse heraus zu ragen! Trackliste
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