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7.5
Die Vorschusslorbeeren, die ein neues Enslaved Album in die Tür gestellt kriegt sind immer immens hoch. Irgendwie scheint es, als ob die Norweger gar nie was falsch machen könnten und egal wie sie es anpacken, ihre Fans folgen ihnen. Vielleicht bin ich da die Ausnahme, denn auch wenn ich "Axioma Ethica Odini" für ein großartiges, ja ein berauschend geniales Album halte, und obwohl ich mir wirklich viel Zeit für "Riitiir" genommen habe, kann ich nicht in die üblichen Jubelarien für das neue Enslaved Album einstimmen.
Natürlich ist all das was man geboten bekommt ein fein balancierte Mix aus Black Metal, Pagan Sounds und progressivem, ja auch alternativem Rock. "Riitiir" ist der perfekte Kontrast aus Schwarz und Weiß, aus derber Wut und leichtfüßiger Melancholie. Die brachialen Growls und die leichten Gesänge, die mancherorts fast spartanische Rohheit, der post rockige Unterton, spacige Zitate und die Unberechenbarkeit, jederzeit von einer modernen Rocknummer mittels Pagan Epik in einen rasenden Black Metal Exzess fliehen zu dürfen, machen Enslaved immer noch einzigartig. All das macht auch "Riitiir" interessant, der teils gar plakativ scheinende Mix aus Wut und Aggression und schmeichelhafter Eingängigkeit sind mir persönlich am Ende der Reise aber doch eine Spur zu unschlüssig, um wirklich wertvoll für die Ewigkeit zu scheinen. Mir persönlich ist "Riitiir" irgendwie zu viel von allem und zu wenig vom großen Ganzen. Viele große Ideen, aber vielleicht zu viele um "echte" Songs zu gestalten. Die kompakte Treffsicherheit, die den grandiosen Vorgänger so auszeichnete scheint wieder mehr kopflastigen Konstrukten gewichen zu sein, und auch wenn ich weiterhin davon überzeugt bin, dass Enslaved eine geniale Band sind, auch wenn mich "Axioma Ethica Odini" zu einem ihrer Verehrer gemacht hat, hält sich bei mir doch hartnäckig die Meinung, dass es einfach nicht "dem guten Stil" entspricht auch mal Kritik gegenüber dieser Band zu äußern. Bei Enslaved verhält es sich wie bei Porcupine Tree oder Opeth. Offensichtlich muss es jeder Reviewer in jedem Magazin großartig finden. Scheinbar muss einfach jeder die große Brillanz in den oftmals viel zu sperrig und unrund scheinenden Kompositionen finden. Mir egal. Ich finde diese Band wirklich klasse, aber "Rittir" scheint am übermächtigen Schatten seiner großen Bruders zu scheitern und ist meiner Meinung nach einfach eine Spur zu kopflastig. Zu sehr aus dem Hirn, statt aus dem Bauch geschrieben und deshalb an vielen Weggabelungen anstrengend, unrund und in Sachen Melodie und Dynamik nur sehr selten so magisch wie sein Vorgänger. Vielleicht war die Last einfach zu groß, und auch wenn auch am neuen Album der Norweger faszinierende Momente, mach unglaublich Gitarrenabfahrten und große Ideen stattfinden, sind die kopflastigen Songs trotz des lyrisch und künstlerischen Anspruchs sicher nicht jedermann bedenkenlos ans Herz zu legen, und mancherorts einfach mehr Idee als Lösung auf der langen Reise. "Riitiir" ist ein weiteres wertvolles und beeindruckendes Enslaved Album. Die-hard Fans der Band werden entzückt sein, die Zeiten, in denen ich mir jedoch ein Album mit aller Gewalt habe schön hören müssen, sind vorbei. Was nach fünf oder sechs Durchläufen immer noch keinen wirklich herausragenden und bis ins letzte Detail stimmigen Song offenbart, muss bei mir mittlerweile zumeist weichen. Egal ob die Band nun Querkopf oder eben Enslaved heißt… Trackliste
Mehr von Enslaved
Reviews
22.09.2020: Utgard (Review)26.02.2015: In Times (Review) 03.10.2010: Axioma Ethica Odini (Review) 25.02.2009: Vertebrae (Review) 22.02.2002: Monumension (Review) News
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