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Cover  
Volksmetal - Volksmetal (CD)
Label: Soulfood
VÖ: 03.08.2012
Homepage | MySpace
Art: Review
Bruder Cle
Bruder Cle
(178 Reviews)
1.0
Wacken 2021. Der Donnerstagabend rückt näher und somit der von den 140.000 anwesenden Fans der Volksmetal-Szene heiß ersehnte Jubiläumsauftritt der Konstanzer Band, die der ganzen Szene erst ihren Namen gab. Das vorab im Rock- und Volks-Metal Hammer erschienen Sonderheft mit DVD-Beilage über die Geschichte der Bewegung hatte das Feuer noch zusätzlich geschürt. Von den zarten Anfängen bei den Zillertaler Schürzenjägern, den Black Sabbath des Volksmetal, über Inspirationen wie Hubert von Goisern und den obskuren Veröffentlichungen von J.B.O. ("Medtl-Gschdanzl") oder der Original Buam ("Dunkle Seite der Alm") bis zu den weltweiten Erfolgen des mittlerweile größten und erfolgreichsten Subgenres der Metal. Im wogenden Meer aus Trachtenverbandsfahnen, Lederdirndln, Bondage-Krachledernen und weiß-rot gemusterten Hemden ragen nur die tausenden Adlerbefederten Kopfsocken. Und als schlussendlich pünktlich um 22:30 Uhr das Volksmetal-Thema durch die Boxen schallt und ein riesiges Banner mit dem grässlichen Maskottchen der Band – ein überdimensionaler Eichhörnchenbulle mit erigiertem, gepierctem Penis, der aus dem vorne geschlitztem Sissy-Kostüm ragt – entrollt wird, kennt die Ekstase keine Grenzen mehr. Zehntausende schunkeln, pogen und jodeln sich ins Volksmetal-Elysium. Als zum Finale die Gaststars und bekennenden Volksmetal-Fans wie die Vokalakrobaten Van Canto, Lars Ulrich und James Hetfield der Artrockband Metallica sowie der Techno-Rap-Metal-Star 50 Euro die Bühne stürmen, schwappt die Stimmung endgültig über und im abschließenden Edelweißregen liegen sich dann alle in den Armen und sind sich einig, dass man sich bei der Massenfanwanderung am Sonntag Nachmittag wieder sehen wird.

Eine düstere Prognose, aber so ähnlich könnte es in zehn Jahren aussehen. 2021 könnte die Welt tatsächlich voll von einer Generation Vollpfosten sein, die meinen sich als Metalfans bezeichnen zu dürfen, weil sie Volbeat, Metallica, Rammstein und Volksmetal gut finden und jedes Jahr nach Wacken fahren. Und auf der Couch einiger engagierter Underground Metaller sitzen alternde, erfolglose US-Metalmusiker und werden von ihnen als Haustiere durchgefüttert.

Sorry für den langen Prolog, aber anlässlich des Erscheinens der Debüt-CD von Volksmetal muss ich einmal einige Dinge loswerden. Nein. Nicht Sabaton und Powerwolf verballermannisieren die Szene. Sie wird auch nicht durch eine Flut an Glam- und AOR-Alben oder die Thrash-Welle zugrunde gerichtet. Auch nicht durch das Revival von klassischem Swedish Death Metal. Es sind Bands, die mit Metal nichts aber auch gar nichts am Hut haben, aber konsequent von allen Medien mit Heavy Metal in Verbindung gebracht werden. Wie anno dazumal Nirvana & Co. sind es die Van Cantos, Volbeats, Rammsteins und Volksmetals dieser Welt, die mit ihrer von den Medien hochgeputschten Musik den richtigen Metalbands die Luft zum Atmen nehmen, den Platz auf den Titelseiten der Magazine und die guten Slots auf den Festivals klauen. Sie sind wie Unkraut, die die Saat des Rock’n’Roll ersticken. Natürlich ist auch Unkraut ab und zu schön anzusehen, duftet und ist in Maßen verbreitet natürlich ungefährlich. Aber es sorgt immer wieder dafür, dass der Heavy Metal dort bleibt, wo er – die 80er Jahre einmal ausgenommen – immer war: im Underground.

Und ich fürchte Volksmetal könnte tatsächlich das "next big thing" werden und schon in Kürze dem Pagan Metal den Rang ablaufen. Mal ehrlich – die Idee Volksmusik mit Heavy Metal zu verbinden ist so neu nicht. Den Gedanken haben wohl schon einige gesponnen und der Gag, die echten Lederhosen durch Krachlederne zu ersetzen ist auch für ca. eineinhalb Minuten lustig. Eineinhalb Minuten! Aber bitte keine 37 Minuten. Zu Hilfe! Grundgütiger! Texte in schlechter JBO-Manier, Titel wie "Das Deifel Is A Oachkatzerl" (über die wohl garstigste und gefährlichste Bestie des Waldes sollte man nun wirklich keine Witze machen!!!!) und schrecklichstes Tuba- und Quetschn-Geschrammel unterlegt mit einfachen Gitarrenriffs – das ist das Konzept der Konstanzer Band. Uarrgh! Wie gesagt: ein musikalischer Witz, der eventuell eine Nummer lang lustig gewesen wäre, aber über ein ganzes Album nur mehr platt und unlustig wirkt.

Angesicht der Erfolge, die die Wackener Blasmusikkapelle jedes Jahr vor ihrem versoffenen und grenzdebilen Publikum in eben diesem norddeutschen Kaff feiert, ist das in der Einleitung beschriebenen Szenario wohl nicht nur übersteigerte Utopie. Ich könnte kotzen bei dem Gedanken, dass dieser Schrott auf CD gepresst und sich auch sicher nicht schlecht verkaufen wird, während sich Jag Panzer aus Erfolglosigkeit (500 verkaufte Einheiten vom letzten Album in den USA) auflösen mussten.
Fazit: Volksmetal sind ungefähr für Metaller so relevant wie Lady Gaga oder Madonna.
Finger weg!
Trackliste
  1. Da Deifel is a Oachkatzerl
  2. Da Mäddelbänger
  3. Fürstenfeld
  4. Geh lass ma mei Ruah
  5. Bayer
  6. Brutaler Modelwahn
  1. Mausig schaut mei Alte aus
  2. Säuferjodler
  3. Küss die Hand Herr Kerkermeister
  4. Die oide Goass
  5. O'Zapft is
  6. Volksmetal Thema
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