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Cover  
Killing Joke - MMXII (CD)
Label: Spinefarm Records
VÖ: 30.03.2012
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Art: Review
Werner
Werner
(1250 Reviews)
8.0
Es war nahezu unausweichlich, dass Killing Joke ihr neues Studioalbum im Jahre der von den Maya prophezeiten Apokalypse nach selbigem benennen. Als wäre der bisher gelittene Weltschmerz von Jaz Coleman immer noch zu wenig ausgelebt, suhlt sich der personifizierte Schwarzmaler abermals in sämtlichen Globalproblemen und wirft dabei nicht selten diverse Geschosse Richtung Urheberkreatur. Wenn schon Weltuntergang, dann wenigstens mit Killing Joke; könnte man jetzt witzeln.

Wer vollen Ernstes erwartet hat, die britische Postpunk/Industrial Legende würde sich auf ihre alten Tage plötzlich den Labalien des mitteleuropäischen Kleinbürgertums oder der Ästhetik weiblicher Geschlechtsteile bis ins letzte Detail lyrisch hingeben, liegt ohnehin weit abseits. Wenn man einer Band die Sorge um die unaufhörlich sich selbst zerstörende Menschheit bzw. um unsere zunehmend gefährdete Erdkugel abkauft, dann dieser. Doch schweifen wir zur Musik ab.

Ähnlich dem Vorgänger "Absolut Dissent" decken die vier in Originalbesetzung versammelten Phonindividualisten ein breites Spektrum ihrer Schaffensperioden ab. Auffällig dabei ist, dass der Sound anno 2012 nicht mehr derart rau und undifferenziert aus den Boxen dröhnt als beim besagten "A.D." Silberling. Pauschal verglichen ist "MMXII" sogar eine Brise sanfter ausgefallen, was auch die relativ wenig zu Tage tretenden Aggro-Vox von Sänger Coleman erklärt. Ob das auch der Grund ist, weshalb die Scheibe mit Verspätung zündet, will ich damit keineswegs behaupten. Die massiv pointierten Momente ragen jedenfalls nicht mehr so weit hervor, man muss schon etwas tiefer in die Materie eindringen, um selbige mit schaurig-schönen Emotionen zu erobern. Dabei treten mancherorts Affinitäten zu "Democrazy", also dem relativ melodischen 1996er Album, in den Audiofokus.

Highlights gibt es auch auf dieser Scheibe: die treibend-flotten "Rapture" und "Corporate Elect" zum Beispiel – zwei Stücke, die durchaus auf dem Klassiker "Pandemonium" verewigt sein könnten. Dann hätten wir noch das groovig-rockige "Colony Collapse", eine todsichere Livegranate, bei der die atmosphärische Kulisse den Hörer binnen Sekunden am Nacken packt und saftig zudrückt. Die Singleauskoppelung "In Cythera" zeigt die Quadriga im weiteren Verlauf am bedächtigsten, wobei sich der urtypische '80er-New-Wave-Einschlag hier graziel hervor tut, der Bandklassiker "Love Like Blood" lässt freundlich grüßen. Doch der kapitale Rundumschlag steht an Position Acht: das brutalst stampfende "Glitch" hält einen Refrain inne, der an Intensität kaum zu toppen ist – da darf auch mal ruhig die Luft weg bleiben. Der Ausklang namens "On All Hallow's Eve" ist wiederum ruhig ausgefallen. Ansonsten gilt auf "MMXII"„business as usual“ … "Pope Shift", "Fema Camp" oder "Trance" besitzen jene Charakteristika, die man bereits auf den letzten drei Alben "Killing Joke", "Hosannas From The Basement Of Hell" und "A.D." zu hören bekam. Kleiner Wermutstropfen: bei diesen Liedern gingen die Herrschaften für mein Ermessen lediglich auf Nummer sicher.

Auch wenn ich nach dem fulminanten Brecher "Absolut Dissent" „mehr“ erhofft habe: Killing Joke schmeißen rund dreiunddreißig Jahre nach der Bandgründung einen deftigen Brocken Richtung Orbit, der samt seiner Authentizität und Unbeirrbarkeit in einer anderen Liga anzusiedeln ist, als die gefühlten, restlichen 95% des Pop- und Rockmetiers. Alleine das werden die Fans zu würdigen wissen!



Trackliste
  1. Pole Shift
  2. Fema Camp
  3. Rapture
  4. Colony Collapse
  5. Corporate Elect
  1. In Cythera
  2. Primobile
  3. Glitch
  4. Trance
  5. On All Hallow's Eve
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