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Im Jahre 1995 trafen mich My Dying Bride unverhofft mitten ins Herz! "The Angel And The Dark River" war in diesem Jahr in meinem Leben allgegenwärtig, diese Platte war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und katapultierten meine (bisherigen) Hörgewohnheiten in ungeahnte Sphären.
Ich für meinen Teil hatte mich mit der Band vorher nicht beschäftigt, hörte diese Platte am VÖ-Tag in einem Plattenladen und wusste sofort "die muss ich haben!". Dass dies dann schlussendlich eine meiner Platten für die Ewigkeit werden würde, konnte ich damals aber noch nicht im Geringsten ahnen. "The Angel And The Dark River" ist wie eine dunkle Knospe, die anfängt zu blühen… voll morbider Schönheit – aber dennoch in schwarz-weiß gehalten. Ein Brocken von einem Album, den man nicht so leicht verdaut, der aber in seiner Intensität umso nachhaltiger wirkt, wenn sich einem das Gesamtkunstwerk erschlossen hat. Die Stücke sind teils sehr komplex, aber trotzdem ist kein Ton zu lang, keine einzige Note überflüssig. Es ist die Kombination aus der omnipräsenten, klagenden Violine & Aaron Stainthorpe’s (Sprech-)Gesang, die einem eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt. Bereits auf dem zweiten Album der Doom Metaller "Turn Loose The Swans" verband Aaron Stainthorpe erstmals klaren Gesang mit seinen Growls, auf "The Angel And The Dark River" wurde diese Symbiose aber perfektioniert und die Death-Metal Anteile in den Hintergrund gedrängt. Der mittlerweile neutrale und somit lesbar gewordene Band-Schriftzug sowie das in weiß gehaltene Cover unterstrichen diese Entwicklung auch im grafischen Erscheinungsbild der Band. Schon der Opener "A Cry Of Mankind" demonstriert wie man mit ein paar Tönen eine hypnotische Spannung aufbaut. Der Song beginnt mit einem Gitarrenfigur und spätestens beim Einsatz von Keyboard, Drums etc. hat einen der Song. Eine solche Wucht, gepaart mit unendlich schöner Melodie und Laut/Leise Kontrasten – man merkt wie ambitioniert die Band an diese Platte heran gegangen ist. My Dying Bride weben einen Sound, der oft nur durch Fragmente zusammengehalten wird. Sänger Aaron verliert sich im Sound… er leidet, grunzt, würgt sich manchmal nur brüchige Silben raus….seine Lyrik spricht mit wenigen Worten eine leidvolle Sprache, die den Hörer in einen tiefen Sog von Melancholie zieht. Die gesamte Platte ist wie ein regennasser Spaziergang durch einen einsamen Wald im nebligen Spätherbst. Die Töne gehen jedenfalls direkt in die Nackenhaare und wer dabei nichts fühlt, der hat sich wohl sämtliche Gefühls- und Geschmacksnerven durch zu viele stupide 08/15 Beton-Bands abgetötet. Einzelne Songs herauszupicken ist zwecklos: Ob "Two Winters Only", "A Sea To Suffer In", "From Darkest Skies", "Black Voyage" – es handelt sich hier um ein Meisterwerk, das man am Stück genießen muss. Die Briten aus West-Yorkshire öffneten mir mit dieser Platte die Augen und bewiesen, dass Metal-Bands nicht zwangsläufig Metal-Songs schreiben müssen. Gerade die ruhigen Momente wussten auf Anhieb zu überzeugen und es war eines dieser Alben, die die (oft verteufelten) 90er-Jahre so spannend machten, weil der Metal sich weiterentwickelte und vor allem die "dunkleren" Bands plötzlich mit schon fast poppigeren Melodien/Arrangements spielten. Es schien zu dieser Zeit alles möglich zu sein: auch Tiamat, The Gathering, Anathema, Theatre of Tragedy und Paradise Lost entwickelten sich in eine ähnliche Richtung. Man musste aber - zugegebenerweise - schon dafür offen sein, was diese Bands da einem plötzlich boten. Verfechter der Anfangstage dieser Bands hatten da sicher ihre Probleme damit und nicht jede Band vollbrachte das Kunststück diese Metamorphose im Bandsound so überzeugend zu vollziehen. Doch genau diese Platten waren oft die spannendsten, schönsten, intensivsten und kontroversesten Scheiben der 90er. Im Falle von "The Angel And The Dark River" ist dies der Beweis einer Band am Zenit ihres kreativen Schaffens. So gut und mutig waren My Dying Bride weder davor, noch danach. Das Nachfolgewerk "Like Gods Of The Sun" mit teilweise noch eingängigeren Songs und violett/schwarzem Artwork konnte mich noch überzeugen, aber mit dem Ausstieg des Violinisten und der anschließenden Rückkehr zu alten, härteren Tugenden (mit Zwischenabstecher in gar Industrial/TripHop-Gefilde), war es meiner Ansicht nach um die Band letztendlich geschehen. In den späteren 00er Jahren gab es zwar einige Versuche, den Sound wieder etwas zu beleben (inklusive der Wieder-Hinzunahme der Violine), aber ein "The Angel And The Dark River" schreibt man nur einmal in seiner Karriere. Natürlich würde man das Album im Jahre 2011 wohl anders produzieren/mastern, aber gerade der Umstand, dass das Album den 90er Jahre Charme atmet, macht es als Klassiker so unverzichtbar. Mit ein paar Jahren Abstand gesellt sich mittlerweile auch eine ordentliche Portion Nostalgie zur Schwermut. Heißt zwar nicht unbedingt, dass der (insbes. Gothic-/Doom-)Metal früher besser oder aufregender gewesen ist, auf My Dying Bride trifft es aber allemal zu. Im allgemeinen Wettrüsten um neue, härtere/klinischere Sounds zu dieser Zeit, gaben mir My Dying Bride das Gefühl, dass eine gewisse Grundmelancholie das viel Tiefgründigere und Erstrebenswertere in den eigenen Hörgewohnheiten sei. Zugeben zu können, dass einem die Klänge einer Violine mehr zusagen als die runtergestimmten Gitarren von Krawalllmachern, machten uns Liebhaber dieser Platte zu etwas besonderem. Selbst die ungläubigen und verachtenden Blicke von Kollegen aus der Hartwurstfraktion bestätigten nur die eigene Haltung. Für old-school Death-Metaller, suizidgefährdete Lebewesen oder vergebens auf die Liebe wartende Menschen ist das Album wahrhaftig nicht zu empfehlen. Aber jeder, der auf ins Detail ausgearbeitete Melodiebögen steht, den Soundtrack für neblige, kalte Spätherbsttage benötigt oder sich einfach in einem Bad voller Melancholie suhlen will, den wird diese Platte begeistern. Höchtsnote! Trackliste
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Reviews
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