Potzblitz…was brutzelt denn da aus den Boxen? Völlig unerwartet hält das in seinen letzten Zügen liegende Metaljahr noch einen
Kracher für die gepflegte Frostdepression bereit! Die Chilenen
Procession gelten ja schon seit geraumer Zeit als
Underground-Geheimtipp. Nach der Veröffentlichung einer EP sowie Singlegigs in Europa (u.a. Keep It True XII) schlossen die Chile-Slowsters nunmehr den Pakt, die Welt mit ihren sorgenvollen Hymnen zukünftig mit Unterstützung des tschechischen Doomentia – Label (CD) bzw. High Roller Records (LP) zur Verzweiflung zu bringen.
Schon der vergleichsweise kurz geratene Opener
"Hyperion" taucht den Hörer in ein
Wechselbad aus ganz großen Gefühlen. Die sechs
Hymnen für die Ewigkeit kriechen langsam aus den Boxen durch die Ohren in die Herzen der Doomjünger und rauben ihnen den Verstand. Einzig der sägende Rhythmus-Doomer
"Destroyers Of The Faith" ist etwas flotter gehalten. Unverkennbar standen
Candlemass,
Count Raven oder
Solitude Aeturnus beim
epischen, kraftvollen Doom – Metal der Südamerikaner Pate.
Hingebungsvoll und inbrünstig, erfüllt von Welt- und Seelenschmerz, teils tieftraurig, mal melancholisch, mal düster sprechen
Procession mit ihren Doom-Hämmern die Gefühlswelt der geneigten Hörer an. Einmal in diesen Tälern der Tränen angekommen, holen
Procession den Doomjünger mit einem Riff, einer Gesangsmelodie jäh zurück und katapultieren sie eine Sekunde später in
himmlische Gefilde der grenzenlosen Euphorie und Glückgefühle.
Das folgende, behäbig-stampfende, schaurig-wehmütige
"The Road To The Gravegarden" ist gleich die nächste Hymne von epochaler Größe.
Epic-Doom im XXL-Format ist aber vor allem das übermächtige, traurig-beschwörende
"Chants Of The Nameless", das den Hörer mit seiner Magie verzaubert, diese Songperle sprüht förmlich vor Emotion, das erzeugte Gänsehautfeeling lässt einem die Körperhaare gefühlte 2 Meter in die Höhe stehen!
"Destroyers Of The Faith" ist
das Album, auf das Doom-Jünger das ganze Jahr gewartet haben. Der
Pathos quetscht sich aus jedem Ton dieser genialen Scheibe voller Düsternis und Epik, die elegisch angelegt und mit
großer songwriterischer Dramatik erschaffen wurde. Kraftvoll und fett produziert wird das Album von einer
unglaublichen Dichte, sowohl im Sound, als auch in der Emotion, zusammengehalten.
Wenn man einen Schwachpunkt suchen wollte, so wäre dieser sicher an Sänger und Bandkopf Felipe Kutzbach festzumachen. der andererseits allerdings sein leicht kaputtes Charisma entfaltet. Mit einem Sänger wie Messiah oder auch Rob Lowe in ihren Reihen würden die Chilenen wahrscheinlich vollends abheben und Leif Edling müsste sich mit Candlemass wahrlich warm anziehen.
"Destroyers Of The Faith" ist
Epic/Doom-Breitwandformat, die ganz
große Offenbarung des heurigen Jahres, eine
Pflichtscheibe für die Zielgruppe, besser war Doom im heurigen Jahr nicht! Gleich wie die Riffs im Eingangssong sägen Procession am Thron der immer noch mächtigen Candlemass. Das Trio erschafft
wunderschöne Melodien zum Sterben - was für ein Soundtrack zum Winter, um sich in Selbstmitleid und Weltschmerz zu suhlen ...!
(leider mäßige Audio-Qualität)