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Volle Deckung! Amplifier kredenzen mit ihrem dritten Studioalbum "The Octopus" ein ziemlich üppiges Festmahl, das den Hörer ob dessen Ausmaß und Umfang ersteinmal ordentlich schlucken lässt. Ganze vier Jahre hat es gedauert, bis die drei Musiker aus Manchester einen Nachfolger zum ausgezeichneten zweiten Album "Insider" aus dem Jahre 2006 eingetrommelt haben. In Anspielung auf den langen Entstehungsprozess meinte die Band dazu erst kürzlich: “Wir sind langsam, keine Frage! Wir haben ein ganzes Jahr nur mit jammen zugebracht. Und dabei auch viel von dem, was wir gespielt haben, mitgeschnitten. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Sicher wären wir schneller gewesen, wenn uns Hunde gejagt hätten, aber das ist ja, was A&R ausmacht, nicht?" Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen und hören lassen.
Amplifier sind und bleiben Kritikerlieblinge. Dazu genügt ein Blick in den Musik-Blätterwald jenseits des Ärmelkanals. Und tatsächlich will sich beim ersten Hördurchlauf beinahe Euphorie einstellen. Dennoch relativiert sich dieser Eindruck zusehends bei jedem weiteren Durchgang. Wie der Namensgeber des Albums, einem Kopffüßer aus der Ordnung der Kraken ist "The Octopus" über weite Strecken eine kopflastige Angelegenheit. Drei-Minuten-Songs wird man auf "The Octopus" vergeblich suchen (na ja, bis auf den Opener vielleicht). Hier überwiegen Prog-Monster aus den Untiefen des Alternative-Ozeans. Überlänge ist Programm. Von radiokompatiblen Songs weit und breit keine Spur. Das ist nicht immer als Kritik zu verstehen und hat auf einigen Songs schon auch seine Berechtigung. Dennoch laufen Amplifier ein wenig Gefahr, an ihrer gewaltigen Ambition zu scheitern. Zu überbordend die Arrangements, bombastisch und elegisch über weite Strecken die Songs. Nichtsdestotrotz wartet das Album mit vielen Perlen auf. Als Anspieltipps seien das fantastische "Intergalactical spell", "Interstellar" mit seinem vertrackten Seventies-Riff und den genreuntypischen aber sehr geschmackvoll eingesetzten Congas, oder das eingängige "Golden ratio" genannt. Cool vor allem das Video zu "The Wave". Beeindruckend, was Sel Balamir auf diesem Album an der Gitarre leistet. Fast meint man, man hätte es mit einer mindestens doppelt so grossen Band oder einem kleinen Orchester zu tun. Balamir fährt auf "The Octopus" ein Effektarsenal sondergleichen auf. Bin gespannt, wie sich die neuen Songs live anhören werden (Anmkg.: Am 7. Juni im Wiener Chelsea bietet sich hierzu die Gelegenheit. Nebenbei bemerkt zu einem attraktiven Kartenpreis). Auf den philosophischen Hintergrund, über den man an anderer Stelle in diversen Magazinen schon lesen konnte, will ich hier nicht näher eingehen. Fest steht, dass man auf "The Octopus" nicht nur in musikalischer Hinsicht einen monolithischen Riesen erschaffen hat ... Amplifier gehen mit "The Octopus" aufs Ganze - sowohl in künstlerischer als auch in finanzieller Hinsicht. Von den Zwängen einer Plattenfirma befreit, begibt sich das Trio auf "Octopus" auf einen wunderbar kreativen Tauchgang der besonderen Art. Fans der Band werden kaum enttäuscht sein. Ob es jedoch der von der Band erwartete große Wurf geworden ist, sei an dieser Stelle dahingestellt. Das Trio hat einen unverkennbaren, eigenen Sound und diesen auf ihrem neuesten Opus Magnum auch folgerichtig weiterentwickelt. Allein dafür, und dass Amplifier auf eigene Faust, ohne finanzkräftige Unterstützung einer Plattenfirma, sich den beinharten Realitäten des Musikgeschäfts stellen, muss man ihnen Respekt zollen! Auch wenn ich mich den übertrieben euphorischen Kritiken, vor allem der britischen Presse, nicht ganz anschließen kann, ist Amplifier ein wichtiges Werk gelungen, das Plattenfirmen und Bands gleichermassen zu denken geben sollte. Positiv vermerkt sei an dieser Stelle noch die durchaus faire Preisgestaltung, vor allem der limited Edition Digipacks im bandeigenen Web-Shop, selbst wenn man die Versandkosten aus dem Vereinigten Königreich mit einkalkuliert. Amplifier haben jede Unterstützung verdient ... Wie sagen die Briten so schön? Alle acht Tentakel: Thumbs up! Trackliste
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Reviews
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