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Cover  
Forbidden - Omega Wave (CD)
Label: Nuclear Blast
VÖ: 22.10.2010
MySpace
Art: Review
Professor Röar
Professor Röar
(123 Reviews)
9.0
Wenn eine Band seit über 20 Jahren beständig große Songs produziert, trotzdem aber ständig nur in der 2. Liga dahindümpelt, dann muss das Gründe haben. Forbidden, die Speerspitze der sogenannten 2. Welle der S.F. Bay Area Thrasher, konnten nie zu den ganz Großen des 80er-Thrash Metal aufschließen. Somit mussten sich Forbidden, die Band um Sänger Russ Anderson und Gitarrist Craig Locicero, immer mit Testament, Vio-Lence, Exodus oder den Arizona-Rabauken Flotsam & Jetsam (deren letztes Werk "The Cold" wirklich massivst gelungen ist) um den Platz in der vordersten Reihe prügeln. Dass Slayer, Megadeth, Anthrax und natürlich Metallica immer um ein paar Millionen Tonträgerverkäufe voraus waren, hatte jedoch plausible Gründe: Denn trotz durchwegs großartiger Songs fehlte es Forbidden im Gegensatz zu den Big 4 immer an echten Hits, die Songs waren zwar – ähnlich wie bei Flotsam & Jetsam – musikalisch erste Sahne, doch der letzte, entscheidende zündende Funken wollte einfach nicht zu den Massen an Gelegenheits-Thrashern überspringen, die sich eben lieber eine der großen Bands einpfiffen, anstatt es mal mit einer weniger bekannten Band zu versuchen.

An diesem Status Quo wird sich wohl auch mit dem nunmehr 5. Forbidden-Album "Omega Wave" nicht viel ändern, auch wenn man mit Nuclear Blast eines der stärksten Label im Metalbereich hinter sich hat und das Songmaterial wiederum durchwegs erstklassig ist. Knappe dreizehn Jahr eist es her, seit Forbidden mit "Green" wenig erfolgreich versuchten, ihren Sound durch Alternativ-Elemente anzureichern und danach sang- und klanglos verschwanden und sich schließlich auflösten. Auf "Omega Wave" besinnt sich die nun wieder auferstandene Band, in der mit dem charismatischen Russ Anderson an den Vocals, Basser Matt Camacho und Wahnsinnsgitarrist Craig Locicero immerhin ein Großteil der klassischen Besetzung noch aktiv ist, wieder ihrer Stärken und knüppelt ein kompromissloses old-school-Techno-Thrash-Album der Spitzenklasse aus den Boxen. Die Eckpfeiler des Forbidden'schen Sounds sind natürlich Russ Andersons unverkennbare Vocals, die auch nach 25 Jahren immer noch mühelos zwischen aggressivem Sprechgebrüll und höchst melodiösem Gesang alternieren und die fantastische Gitarrenarbeit von Craig Loicero und Neuzugang Steve Smyth von Nevermore und Vicious Rumors, seien es die brutal alles zermalmenden Riffs oder die Soli und Melodieläufe, die jedem Gitarrenaficiando die Freundtränen in die Augen treiben werden. Im Vergleich zum aktuellen Werk von Exodus ist "Omega Wave" eindeutig der Vorzug zu geben, denn im Gegensatz zu den Bay Area-Kollegen um Gary Holt setzen Forbidden nicht nur auf entfesselte Härte. Zwar sind einige Teile von "Omega Wave" durchaus im oberen Geschwindigkeitsbereich angesiedelt – beispielsweise der hyperschnelle Titeltrack - es wimmelt jedoch vor Breaks, Rhythmuswechseln und schleppenden Teilen, die für die nötige Abwechslung sorgen. Zudem ist auch Russ Anderson dem Exodus-Shouter Rob Dukes um Welten überlegen. Forbidden agieren auf jeden Fall technischer und verspielter, kratzen stellenweise gar am Prog-Thrash und setzen eher auf Düsternis, wo andere Bands lediglich mit dem Vorschlaghammer losprügeln. Besondere Beachtung verdient hier der Song "Dragging My Casket", der mit seiner schleppenden, ungewöhnlich melodiösen Strophe trotzdem für beste Horror-Düsternis sorgt und einen überragenden Beweis für Forbiddens Vielseitigkeit liefert.

Wer nun nur eine Scheibe fürs sorglose Zwischendurchbangen sucht, liegt bei Forbiddens neuestem Streich aber vollkommen falsch, denn leichte Kost ist "Omega Wave" auf keinen Fall. Beim ersten Hören erweist sich das Album sogar als extrem sperrig und schwer zugänglich, doch die besten Alben sind ja bekanntlich diejenigen, die sich erst nach mehrmaligem Hören offenbaren. Somit wird es die Band weiterhin schwer haben, die Massen für sich zu begeistern und wohl weiterhin leider nur ein Geheimtipp unter anspruchsvollen Thrashern – ja, die gibt's tatsächlich – bleiben.

Der Professor, der immer schon lieber zu unrunden Scheiben als zum dumpfen Geradeaus-Mitklatsch-Stadionhymnen-Metal der Marke Sabaton und Manowar gegriffen hat, verleiht Forbidden für ihr grandioses Comeback 9 von 10 möglichen Knüppeln aus dem Sack und hofft, dass sich die laut Aussage von Mastermind Locicero "dunkle, negative Energie der Omega Wave" für Forbidden zum Positiven wandeln möge und trotz der Verweigerung der Massenkompatibilität – ein Song heißt ironischerweise "Adapt Or Die" – zumindest ein paar CDs mehr als die Grobiane von Exodus verkaufen.

Trackliste
  1. Alpha Century
  2. Forsaken at the Gates
  3. Overthrow
  4. Adapt or Die
  5. Swine
  6. Chatter
  1. Dragging My Casket
  2. Hopenosis
  3. Immortal Wounds
  4. Behind the Mask
  5. Inhuman Race
  6. Omega Wave
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