Heart – dafür sind die aus Seattle stammenden Schwestern
Ann und
Nancy Wilson hauptverantwortlich, die mit immer wieder geändertem Line Up versuchten, den Rockolymp zu stürmen und in der eher männerdominierten Welt des Rock ihren Platz zu finden und zu festigen.
Etliche Tophits in den 80ern geben ihnen recht und sie waren Dauergast in den Billboard Charts. Wer kennt Hits wie
"Alone",
"These Dreams" (beide Nr. 1 Hits),
"Never",
"What About Love",
"All I Wanna Do (Is Make Love To You)",
"If Looks Could Kill" oder
"Wild Child" (was für ein geiler Rocker) nicht??? Oder wer kann sich noch an die wunderschöne, aus dem Film
Footlose stammende Megaballade
"Almost Paradise" erinnern, mit der
Ann Wilson im Duett mit dem
Loverboy Frontman
Mike Reno 1994 die Charts stürmte. Auch ein Duett mit
Robin Zander von
Cheap Trick im Jahr 1989 war von Erfolg gekrönt und ihr Titel
"Surrender To Me" stieg bis auf Platz sechs der Singlecharts. Alben wie
"Heart",
"Bad Animals" und
"Brigade" sind absolute Klassiker im AOR Bereich, zeitlose Songs für die Ewigkeit!! Leider blieb den Wilson Sisters, wie so vielen tollen Ami Bands der Achziger, der Erfolg in unseren Landen versagt. Man mußte schon MTV (gottseidank hatte ich den schon) empfangen, um in den Genuß ihrer Videos zu kommen. Schon in den Siebzigern, wo sich ihr Sound noch mehr am Folkrock orientiert hatte und sie als die weiblichen
Led Zeppelin galten, konnten sie mit
"Barracuda" oder
"Magic Man" zwei Smashhits landen. Das 1993 veröffentlichte, nicht minder schlechte Album
"Desire Walks On" mit dem grandiosen Rocker
"Black On Black" oder dem Top Hit
"Will You Be There (In The Morning)" war dann das letzte offizielle Studioalbum bis vor sechs Jahren…..aber dazu später….
Ganz untätig waren die zwei Grazien aber trotzdem nicht! Auf der einen Seite die Arbeit mit ihrem neuen Baby, den
Lovemongers, wo beide wieder zurück zu ihren Wurzeln gingen, oder aber auch die Zusammenarbeit Nancys mit ihrem Mann, dem Hollywood Regisseur
Cameron Crowe (Jerry Maguire, Vanilla Sky oder Almost Famos), dem sie bei seinen Filmen musikalisch unter die Arme griff! Live war man sowieso immer präsent und über die Livequalitäten (wenn sie schon nicht, bis auf ein paar Ausnahmen, nie in Europa zu Gast sind) kann man sich mit der 2003 topproduzierten und tollen DVD
"Live In Seattle" selbst ein Bild machen, denn die zeigt wirklich einen schönen Überblick über das Geschaffene!
…2004,…eine neue
Heart CD soll erscheinen… und ich war wie aus dem Häuschen.
"Jupiter´s Darling" der Titel! Die Vorfreude kennte keine Grenzen aber leider war es mit der beim ersten Anhören schon wieder vorbei! Auch der mehrmalige Durchlauf konnte daran nichts ändern. Was soll denn das sein?!?
…und ähnlich geht es mir jetzt!! Nach 6 Jahren kehren Heart mit ihrem neuen Output
"Red Velvet Car" zurück. Wo sind die genialen Hooklines und Melodien geblieben, für denen sie in den 80ern von den AOR Fans geliebt wurden? Man geht den Weg, den man schon vor sechs Jahren oder auch schon mit den
Lovemongers eingeschlagen hat, kontinuierlich weiter. Back To The Roots! Die 70er lassen grüßen, Anleihen an
"Dreamboat Annie" oder
"Little Queen", wenngleich diese beiden Alben noch etwas eingängig und rockiger klingen, hat das, was hier geboten wird, nicht mehr viel mit Rockmusik zu tun! Folkig-bluesiger Hippiesound!! Wer braucht das?? Melodien fehlen leider gänzlich, nur spärlich instrumentiert, denn hier überwiegt die Akustikgitarre. Hits oder eingängiges Material sucht man vergeblich! Die Stimme, der schon in die Sechziger gekommene
Ann Wilson hat leider auch etwas an Kraft verloren und kommt bei weitem nicht mehr so präzise wie noch zu besseren Zeiten.
Kommerziell wird das hier sicher nicht der große Wurf, ich vermute aber, das wollten die guten Damen damit auch nicht erreichen, sondern einfach das machen, was ihnen gefällt, denn den werden sie mit diesem Silberling sicher nicht einfahren!! Songs hervorzuheben ist extrem schwer, denn es gibt keinen, der nicht eher kraft- und leidenschaftslos wirkt! Noch am nettesten sind der Opener
"There You Go" und
"Safronias Mark", der recht rockig und vielleicht mit einem Hauch an Eingängigkeit rüberkommt oder der letzte Titel des Albums,
"Sand", eine recht gefühlvolle Ballade für kuschelige Abende. Auf der Europressung kommen wir dann noch zum Genuss zweier Bonus Tracks, die man aber auch nicht wirklich braucht!!
Fazit: Schade, denn ich hätte mir dieses Mal mehr erhofft, denn
"Jupiter´s Darling" war nur erschreckend schlecht! Vielleicht einen Tick besser ist
"Red Velvet Car"! Aber die 80er werden Geschichte bleiben….leider!! Nach 30 Millionen verkaufter Alben hätte man mehr zu bieten! Aber das wollen sie anscheinend nicht! Muss man so akzeptieren!