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Ich kann mich noch gut an das irrsinnig düstere Cover von "Into The Pandemonium" erinnern, als mir ein Kollege 1987 die Vinylversion (inkl. stimmungsvollem Innencover) unter die Nase hielt, das mich schwer in seinen Bann gezogen und sich in mein Hirn gebrannt hat. Doch nicht nur das Albumcover von Hieronymus Bosch (eine größere Abbildung findet sich hier) war faszinierend, auch der Inhalt stellte meine noch kleine und junge Metalwelt förmlich auf den Kopf.
"Into the Pandemonium" war zur damaligen Zeit absolut anders, revolutionär, einzig- und eigenartig, avantgardistisch und wundervoll ästhestisch. Wenngleich Celtic Frost keinen hochtechnisierten, komplizierten Progressivsound spielten, ist "ITP" ein komplexes, sehr anspruchsvolles Stück zeitgenössischer Musikkunst, eigentlich ein schwerverdaulicher Brocken, dem seine trotzdem durchschimmernde spielerische Leichtigkeit durch die erkennbare Eingängigkeit (vor allem wegen der Refrains bei z.B. "Mesmerized", "Inner Sanctum" oder "Babylon Fell") wiedergegeben wurde. In der Besetzung Tom G. Fischer (v., g.), Martin E. Ain (b.) und Reed St. Mark (d.) eingespielt, enthält "ITP" die bandtypischen dröhnenden Gitarren, ein leicht schepperndes Schlagzeug, als Krönung das einzigartige, gewöhnungsbedürftige, gepresste Organ von Tom Warrior sowie die schrägen Schrammel-Soli (siehe "Babylon Fell"). Von der Band selbst produziert, hat das Klangbild immer ein wenig den undergroundigen Probekellercharme. "ITP" ist auf knapp 48 Minuten eine abwechslungsreiche, über weite Strecken experimentelle Platte, die uns mit folgenden Songs zum Teil echte Unikate und Innovationen lieferte: Ein perfekter Einstieg gelingt der Band mit dem Semi-Hit und Wall Of Voodoo – Coverversion "Mexican Radio". Das folgende "Mesmerized" fällt melancholisch, düster , schräg und wegen des Refrains doch packend aus, wohingegen "Inner Sanctum" eher straightes Uptempo fährt und mit den Celtic Frost-typischen „Uuh´s“ ausgestattet ist. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch noch "Babylon Fell", das mit einem einprägsamen Refrain und schrägem Solo aufwartet. Relativ eingängig ist auch "I Won't Dance", das seinerzeit auch als Maxi-LP erschienen ist und in seiner wunderbaren Ästhetik und Morbidität ebenfalls einen Semi-Hit darstellt. Bei folgenden Songs ging´s allerdings für die damaligen Zeit (nicht zu vergessen - wir schreiben das Jahr 1987!) so richtig ins Eingemachte: Beim avantgardistisch angehauchten "Tristesses De La Lune", das mit französischem Text und einem apokalyptisch anmutenden Chor aufwartet oder "Caress Into Oblivion", das eingeleitet von orientalischem Gesang in leidendem Gesang / Lamentiererei endet. Auch "One in Their Pride" ist in seinem Industrialgewand und der Kommandostimme aus dem OFF wie das mit hohen Opernstimmen und schrägen Streichereinsätzen aufwartende "Rex Irae" anders und originell. "Oriental Masquerade" rundet den gewagt – wilden Reigen mit pompösem Getöse würdig ab. Diese Scheibe wurde in ihrer vollen Pracht und Tragweite, auch ob der stilistischen Offenheit und der vielfältigen Einflüsse seinerzeit verkannt, hinterließ allerdings – wenn auch der damaligen Metalwelt nicht klar und nicht immer gleich offensichtlich - tiefe Spuren in der Musikwelt – egal, ob im Doom- Black- und Death Metal, oder auch Industrial (One In Their Pride). "ITP" schürft sehr tief und ging seinerzeit weit über die Grenzen des musikalisch am harten Sektor Vorstellbaren und Vereinbaren hinaus. "Into the Pandemonium" ist eine umstrittene, vieldiskutierte Platte, die definitiv ihrer Zeit voraus war und eine Vielzahl genrefremder Elemente und Einflüsse beinhaltete (orientalische Einflüsse, avantgardistische Chöre, französischer Sprechgesang, Industrialsounds etc.), welche nicht zu Celtic Frost und schon gar nicht in das damals gängige Metalschema passte. Die Vorgeschichte von Celtic Frost, die aus den Gründervätern Hellhammer hervorgingen sei als bekannt vorausgesetzt. Nach "Into The Pandemonium" waren Celtic Frost ein Paradebeispiel dafür, wie kläglich eine innovative, einflußreiche und stilprägende Band (durch amerikanisierte, monetäre Gedanken verdorben) mit Alben wie "Cold Lake" (1988) oder "Vanity/Nemesis" (1990), gewandet in Poserklamotten und mit Pudelfrisuren ausgestattet, gescheitert ist und eine solche kommerzielle Bruchlandung hingelegt hat, dass es nur so eine Freude für Old-School Fans war, woraufhin die Schweizer alsbald die Segel gestrichen haben. Trackliste
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Reviews
05.06.2006: Monotheist (Review)News
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