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Cover  
Bruce Dickinson - The Chemical Wedding (CD)
Label: Air Raid Records
VÖ: 1998
Homepage
Art: Classic
Werner
Werner
(1250 Reviews)
Gerade mal ein Jahr war vergangen, als der "Mister Airraid Siren" die Passion zu purem Metal wieder entdeckte: der "Accident Of Birth" war alles andere als ein Betriebsunfall – ein Longplayer, der auf Anhieb überzeugte. Und da läuteten auch schon die Alarmglocken bei Ex-Chef Steve Harris, genauer gesagt Richtung Iron Maiden Reunion. Exakt in dem Jahr, wir sprechen also nun von 1998, als die eisernen Jungfrauen Blaze Bailey das zweite und letzte Mal ans Mikro ran ließen. Retrospektive eine logische Konsequenz, denn die Akzeptanz des ex- Wolfsbane Sängers hielt sich nach wie vor in Grenzen, die Stimmen für eine Reunion wurden indes lauter und "Virtual XI" war – abgesehen von den frühen Iron Maiden Glanztaten – ohnehin ein mittelschwerer Flop, ja im direkten Vergleich zu Bruce’ fünften und bis dato (vielleicht) bestem Ausrufezeichen fast schon ein Armutszeugnis.

Rund um das zentrale Thema Aleister Crowley, dem wohl berühmtesten Alchemisten Englands, dessen Biographie ja derzeit unter der Regie von Tausendsassa Dickinson höchstpersönlich verfilmt wird, ist das Album geprägt von einer eben solchen magisch-düsteren Stimmung, ja fast schon von einer Art Besessenheit, der man sich nur schwer entziehen kann. Der verlängerte Arm Dickinsons, Multitalent Roy Z, der Hauptverantwortliche in Sachen Songwriting, und ein gewisser Adrian Smith an der zweiten Axt münzten die Grundthematik derart gekonnt auf instrumentale Ebene um, die "The Chemical Wedding" vom Stand weg Klassikerambitionen angedeihen ließen … und 2008, also zehn Lenze später kann man diese Zeit- und Reifeprüfung definitiv unterzeichnen.

Nicht nur die souverän inszenierten Riffs in ihrem bodennahen Tiefflug ob des exzellenten Gespanns sind es, nicht nur ein brillant agierender Dickinson ist es, es ist ganz simpel gesagt ein betörendes Ambiente, wo alle Komponenten perfekt abgeschmeckt weit mehr als deren Summe ergeben.

Jenes Potpourri aus klassischen Heavy Metal Versatzstücken sowie nicht unbedingt vorhersehbaren Songstrukturen, sprich dezenten Überraschungsmomenten und die eine daraus resultierende, kontinuierlich aufrecht bleibende Spannung, welche sich in solch Granaten wie "King In Crimson", "The Chemical Wedding", "The Tower", "Gates Of Urizen" und "The Alchemist" manifestiert, bürgt einerseits für wildes Bang-Verlangen, andererseits zum Dahinschwelgen in einer koexistenten Welt voll von Mythen und Sagen. Episch angehauchte Lieder wie aus einem Guss, die gewisse Sehnsüchte auszulösen imstande sind. Da war es sicher kein Zufall, dass die jungen Finnen Machine Men gleich selbigen Songtitel – hier an neunter Stelle rangierend – übernahmen, klingen die Rotzlöffel teils frappierend ähnlich obendrein. Fecht/Fliegerpilot- und weiß Gott was Ass Dickinson, dem viele Wichtigtuer erst zwei Jahre zuvor noch unterstellten, kein ernstzunehmender Metalhead mehr zu sein, strafte seine Lügner in Grund und Boden.

Mehr noch: sie mussten neidlos anerkennen, dass das Genie auch ohne Harris und Co. fantastischen Metal mit mächtig dicken Eiern zu kreieren im Stande ist. Sein kongenialer Counterpart Roy Z, der ihn seit "Accident Of Birth" wieder auf die „richtige“ Strasse führte und nebenbei einen ziemlich organischen Sound für "The Chemical Wedding" rausbratete, war und ist allerdings keine Eintagsfliege – im Gegenteil, wirkte der stets bescheiden wirkende Kalifornier neben seiner Latinorock- Maincombo Tribe Of Gypsies schon unter anderem bei so namhaften Bands wie Halford, Judas Priest, Rob Rock, Warrior oder Wasp als Komponist und/oder Produzent mit.

Ob der angemessenen Lobeshymne möchte ich eventuellen Fehlinterpretationen vorbeugen, denn es sei hier festgehalten, dass mir JEDES Soloalbum von Bruce Dickinson, also auch die frühen Taten wie "Tattooed Millionaire" (1990) sowie "Balls To Picasso" (1994) und "Skunkworks" (1996) auf jeweilige Art trotz geringer metallischer Ausrichtung gefallen. Man darf also weiter gespannt sein, was uns diese britische Sängerikone neben seinen zahllosen Beschäftigungen (da wären „irgendwie“ auch, räusper … Iron Maiden dabei) mit seiner Soloband ausbrüten wird …

Trackliste
  1. King in Crimson
  2. Chemical Wedding
  3. The Tower
  4. Killing Floor
  5. Book of Thel
  1. Gates of Urizen
  2. Jerusalem
  3. Trumpets
  4. Machine Men
  5. The Alchemist
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