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Als mein älterer Bruder im Jahre '88 mit der zweiten Mekong Delta LP "The Music Of Erich Zann" einlief, hatte ich noch keine Ahnung, dass wenige Minuten später, nach Absetzen der Diamantnadel, meine Magenwände einstürzen würden. Schwer traumatisiert von der ersten wahren Begegnung mit Progressiv Metal, war klar, künftig nie mehr wieder mit solch vedrehten, schmerzfördernden Sounds meine Gesundheit zu ruinieren. Wohl gerade deswegen ließ der Sadismus meines Bruderherzes es sich ein Jahr später nicht nehmen, das Drittwerk "Principle Of Doubt" (diesmal auf CD) zu erwerben, um weitere akustische Qualen zu verbreiten.
Der nächste vermeintliche Fluchtversuch vor dem Deutschen Prog Flaggschiff scheiterte kläglich, als sich plötzlich ein seltsamer, irgendwie unabweisbarer Reiz im Hörzentrum breitmachen konnte. "Question Of Trust", der fulminante Eröffnungsschlag offenbart ein, für damalige Verhältnisse gewaltiges Sammelsurium an metallischen Kunststücken: First Class Thrash, zerschnitzelt von zahlreichen schrägen Breaks und Gegentaktfreudenfesten, der dem geneigten Hörer noch kaum Zeit zum durchatmen läßt, wird dank kurzem Schlagzeugsolo mit anschließend psychotisch gefärbten Parts im bevorstehenden Finale, welches sich vor Ort ein spektakuläres Klampfensolo erlaubt, unter zähem Sauerstoffmangel beendet. Weniger schnell, aber komplex genug bieten der von exzessiven Tempiwechseln geprägte Titeltrack, "Once I Believed" oder "Ever Since Time Began" ein Progressiv Spektakel, das seinesgleichen sucht (wie gesagt, wir schreiben erst das Jahr 1989!). Hierbei möchte ich auf die eigenwillige, sicher nicht leicht verdauliche Gesangsperformance von Sänger Wolfgang Borgmann (Pseudonym: Keil) aufmerksam machen, der stilistisch Lichtjahre von den meisten Vokalakrobaten im Genre Metal entfernt liegt - hier scheiden sich die Geister des Geschmacks. Zudem hielt noch die moderne klassische Musik auf diesem Album Einzug: "Twilight Zone" wurde vom zeitgenössischen Komponisten Marius Konstanz geschrieben und von Labelchef, Bandboss, Produzent und Bassist Ralph Hubert (Pseudonym: Björn Eklund) für MD umarrangiert - äußerst hörenswert! "Shades Of Doom", "The Jester" und "No Friend Of Mine" können dann zwar mit den ersten sechs Schleudersitztests nicht ganz mithalten, das beeindruckende Bass Solo "El Colibri" wertet die Scheibe gegen Ende aber wieder erheblich auf. Auch optisch gibt's was zu erhaschen: Das schlicht geniale Coverartwork von Joachim Lütke reflektiert die musikalische Stimmung kongenial, läßt im 12" Format das Auge des Betrachters immer wieder neue, kleine Details erkunden. Aus heutiger Sicht sind der selbstbetitelte, relativ straighte Erstling, inzwischen auch - jaja, man lernt nie aus "The Music Of Erich Zann" und der Nachfolger "Dances Of The Death (And Other Walking Shadows)", der für viele als das MD Album schlechthin gekürt wird absolut zu empfehlen. Die Ruhrpötter wurden neben den Bayern Sieges Even eine Zeit lang als deutsche Antwort auf die texanischen Pioniere Watchtower gehandelt, was beiden Combos kommerziell gesehen nicht wirklich viel einbrachte. So wurde es in den letzten fünf, sechs Jahren um Mekong Delta verdächtig ruhig - nach letztem Stand der Dinge engagiert sich Multitalent Ralph Hubert seit Jahren ausschließlich für klassische Musik. Wer noch auf der Suche phonetischer Herausforderungen ist und dem Thrash nicht abgeneigt zu sein glaubt, sollte ein Ohr für diese Scheibe riskieren. In diesem Sinne: Prog on! Trackliste
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Reviews
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