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9.0
Wie schwer kann es für eine Band sein, wenn sie zwei absoluten Meilensteinen, die sie obendrein bis an die Spitze der Charts führten, einen würdigen Nachfolger reichen muss? Wie große muss der Druck sein, der auf einer sympathischen Truppe nach einem Überalbum wie "The Silent Force" lastet? Wie auch immer, allen Kritikern und Zweiflern zum Trotz, legen Within Temptation mit "The Heart Of Everything" ein weiteres absolutes Hammeralbum vor, das sich nahezu problemlos auf die selbe Stufe wie seine beiden genialen Vorgänger stellen lässt.
Nahezu problemlos mag man denken? Nun denn, gerade der Einstieg ins neue Kunstwerk stellt sich als ohne Zweifel gut aber eher unspektakulär dar. Das bombastisch hart und eingängige “The Howling”, die – bereits allerorts bekannte, sehr modern und ohrenscheinlich auf den amerikanischen Markt ausgerichtete – im Duett mit LOA Winzling Jeith Caputo eingetütete Single „What Have You Done“ und das schön aber unspektakuläre „Frozen“, stellen leider nicht gerade den glücklichsten Start in ein Album dar. Ohne Frage drei sehr sehr geile und auch abwechslungsreiche Songs, aber eben bei weitem noch nicht die Spitze des Eisberges, in keinster Weise das was die Holländer wirklich können und im Endeffekt sogar die drei schwächsten Momente eines mächtigen Albums, das sich mit Fortdauer immer mehr zu steigern vermag, das von Durchlauf zu Durchlauf an Größe und Schönheit gewinnen kann. Kann nicht sein mag man glauben? Spätestens ab den ersten traurig schönen Momenten von „Our Solemn Hour“ kommt aber die wahre Magie auf und genau hier wird die grenzenlose Dramatik und Macht dieser Band eindrucksvoll entfaltet. Düster sakrale Chöre, mächtige Grooves und schier endlos schöne Gesangslinien, der wohl derzeit besten Sängerin einer gesamten Szene, fesseln und packen von Beginn an und lassen erstmals die Gänsehautfaktoren gen Himmel schnellen. Genau in jene Kategorie der absoluten Meisterwerke, genau in diese Liga von unumgänglich perfekten Göttergaben schlagen der sehr knackige, und dennoch fast zum Weinen schöne Titeltrack oder das ungeheuer rifforientiert treibende „Hand Of Sorrow“, mit seinem überirdisch bombastischen Refrain und breitwandtauglichen Arrangements. Große Kunst, ganz großes Kino! Hier bleibt kein Raum für Kritik, hier sitzt jeder Ton und jedes Chorarrangement einfach nur perfekt. Genau hier sind wir am Limit des Schaffens der Holländer. Besser, eigenständiger und abwechslungsreicher geht’s kaum. Und hier, genau hier kommen wir zum absoluten Höhepunkt eines grandiosen Albums. „The Cross“ ist Dramatik pur. Ein durch seine Moderne und Härte nicht immer eingängig, aber nach einigen Durchläufen schier unwiderstehliches Stück himmlischer Kunst. Ein Song wie ein Gebet. Ein von Sharon in engelsgleicher Manier vorgetragener Refrain, der tief unter die Haut geht. Eine Melodie, die nicht von dieser Erde scheint. Ein Song, wie von Gotteshand geschrieben. Besser geht’s nicht! Besser wird’s auch nicht, obwohl Nummern wie das sehr harte „Final Destination“, die wunderschönen Balladen „All I Need“ und „Forgiven“ und das absolut grandiose „The Truth Beneath The Rose“ mit seiner unbefleckten Schönheit, seinen jungfräulichen Gesangslinien, wie sie nur von einem Engel kommen könnten und seinem gnadenlos großen Finale, ohne Zweifel zum Besten zählen, das die Holländer je von sich gaben. "The Heart Of Everything" besticht durch eine gnadenlos perfekte Produktion und zeigt eine der begnadetsten Bands unserer Zeit weiterhin Zenith ihres Schaffens. Within Temptation machen einen weiteren, nachvollziehbaren Schritt in ihrer Evolution ohne ihre Geschichte zu leugnen, erschallen an vielen Ecken noch einen Tick moderner, gitarrenorientierter und lassen die märchenhaften Melodien von "Silent Force" ein wenig in den Hintergrund rücken um einem breiteren musikalischen Spektrum Raum zu geben ohne sich selbst zu kopieren. "Mother Earth" und "Silent Force" können zwar nicht wirklich getoppt werden, in Summe und nebst all dem großen Songwriting - vor allem in Hinsicht auf eine Sharon Den Adel die es mit all ihrer grandiosen Stimmvielfalt mühelos schafft vom bestimmt aggressiven Gesang über moderne Facetten bis zum absoluten Engelsstimmchen alles zu bieten - kann und muss man Within Temptation aber ohne Umwege weiterhin zum Besten zählen, das die Symbiose aus orchestralen Arrangements, Hollywood-tauglichem Bombast und gefühlvollem Gothic Metal zu bieten hat. "The Howling" Die Holländer sind die erste Band seit Saviour Machine, die es auf diesem Level schafft ganz große Emotionen zu vermitteln und unter die Haut gehende Kompositionen zu kreieren und so bleibt mir am Ende einer traumhaften Reise durch ihre Welt neuerlich einfach nichts anderes übrig, als mich ganz tief vor ihrer gefühlvoll und düster schönen Kunst zu verneigen. Mehr von Within Temptation
Reviews
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