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Pain, Moonspell, Swallow The Sun, Lake Of Tears
10.11.2012, Backstage, München
Als das Line Up der Into The Darkness Tour bekannt gegeben wurde, stand bereits vor Monaten fest, dass sich eine gehörige Darkscene Abordnung gen München, in eine der besten Konzertlocations unserer Breitengrade, das Backstage-Werk begeben würde, um einem großartigen Package die Ehre zu geben. Was will man mehr: Die Peter Tägtgren Hitmaschine Pain, die seit ihrem vorletzten Album wieder in alter Pracht und Stärke erstrahlenden Moonspell als Co-Headliner und dazu ein hochkarätiges Vorprogramm mit Swallow The Sun und den zeitlebens einzigartigen Lake Of Tears versprachen eine perfekte Nacht.
Scar Of The Sun Früh übt sich, wer ein Großer werden will. Ob Scar Of The Sun früh genug dran sind, und ob wir in einigen Jahren noch mal von den Griechen hören werden, getraue ich mich heute jedoch nicht zu behaupten. Diese Band ist musikalisch ohne Frage gut, ihre Kunst jedoch ist weder Fisch noch Fleisch. Nicht nur optisch sind Scar Of The Sun der nichtssagende Gast dieses Abends, denn vor allem soundtechnisch hat man irgendwie alle paar Minuten das Gefühl, dass die Jungs aus Athen nicht so recht wissen, ob sie nun Doom, Gothic, Metal Core, Power oder Melodic Death Metal auf ihren griechischen Schild prägen sollen. Was am Debütalbum "A Series Of Unfortunate Concurrencies" und mit der selbst gewählten Bezeichnung des "Modern Atmospheric Metal" mit einiger Anstrengung noch halbwegs unter einen Hut passt und funktionieren kann, will live überhaupt nicht zünden. So bleibt am Ende der Nacht, und vor Allem nach den herausragenden Auftritten die noch folgen sollten, reichlich wenig von Scar Of The Sun in Erinnerung, von dem hier unbedingt erzählt werden müsste. Lake Of Tears Mein persönlicher Höhepunkt sollte bereits um knapp 19:30 stattfinden. Seit "Headstones" bin ich ein begeisterter Lake Of Tears Fan, schaffte es aber noch nie, die einst so tourfaulen Herren aus Borås live zu erleben. Heute sollte es also endlich soweit sein und spätestens nach einigen Minuten verflüchtigen sich auch alle Ängste, dass die Band einen schlechten Sound erwischen, zu viele Mushrooms oder sonstige lethargischen Störgeräusche erwischen könnte. Die Schweden starten mit dem "Illwill" (zum Review) Doppelschlag "Taste Of Hell" und dem morbiden "Illwill" grandios in ihren Set, der gottlob und wider Erwarten auch nicht zu kurz ausfallen sollte. Es sollten 45 intensive und betörende Minuten unverkennbarer Lake Of Tears Kunst folgen. Beeindruckend, intensiv und in aller Einfachheit so unverkennbar genial. Hat man früher oft lesen müssen, dass die Schweden keine gute Liveband wären, schiebt dieser Auftritt all diese Befürchtungen beiseite. Lake Of Tears erwischen (ebenso wie alle anderen Bands) einen perfekten Sound und auch wenn der illustre, mir namentlich nicht bekannte, Tourgitarrist optisch mit seinem DRI Käppi nicht so recht zur Optik der Band passen will, kann und muss man von einem großartigen Set sprechen. Mag sein, dass Lake Of Tears und ihre intensive Kunst manchen, die den Sound der Schweden nicht kennen, zu behutsam und atmosphärisch klingen. Ich für meinen Teil und als altgedienter Fan der ersten Stunde bin während der Dreiviertelstunde des Sets absolut überwältigt und beeindruckt. Egal, ob LOT das herrliche "Headstones" Manifest "Ravenland" (zum Classic Review), die großartigen "Forever Autumn" Gefühlswelten von "So Fell Autumn Rain und "Demon You / Lily Anne" zitieren, den unausweichlichen "Boogie Bubble" oder das depressiv intensive "House Of The Setting Sun" in die Halle rocken. Jeder gottverdammte Ton geht unter die Haut, Daniel Brennares charismatische Vocals sind brillant und die typische Arbeitsweise der Schweden, die Songs simpel und schnörkellos zu halten, trifft auch livehaftig absolut ins Schwarze. So einfach gestrickt, so schwer zu definieren ist sie, diese unverkennbar und einzigartige Lake Of Tears Schwermut, die sich in hart doomenden, auch noch das letzte Eck der bereits sehr gut besetzten Halle vollständig füllenden Gitarrenwänden mit sphärischer Atmosphäre, düsterem Rock mit 70er Pink Floyd Flair, und den großartigen Vocals von Daniel Brennare definiert. Egal wie man die Kunst nun nennen mag. Ich liebe sie, ich liebe diese Band und ich hätte Lake Of Tears heute noch stundenlang zuhören können. Vor allem wenn man bedenkt, wie viele großartige Songs diese Band noch in der Hinterhand hätte, und dass kein einziger Track vom superben "Moons and Mushrooms" (zum Review) seinen Weg in die Setlist gefunden hat. Lake Of Tears haben ein großartigen Auftritt geboten, der trotz all des Großen, dass dieser perfekte Konzertabend noch bringen sollte, mein persönliches Highlight der Nacht darstellt! Setlist Lake Of Tears: 1. Taste of Hell 2. Illwill 3. Demon You / Lily Anne 4. Raven Land 5. The Greymen 6. Boogie Bubble 7. So Fell Autumn Rain 8. House of the Setting Sun 9. Crazyman Swallow The Sun Auch wenn es nach dieser, mir tief unter die Haut gehenden Lake Of Tears Messe, sichtlich schwer fallen sollte, sich zu sammeln: Auch vom Auftritt der finnischen Extravaganz-Doomer hab ich mir einiges erwartet, zumal mich der melancholisch düstere Sound von Swallow The Sun am 2009er Release "New Moon" (zum Review) richtig faszinieren konnte. Aber auch wenn die Finnen einen ebenfalls perfekten Sound erwischen, und das Stageacting der 6-köpfigen Band richtig mitreisend und klasse ist, können mich Swallow The Sun heute irgendwie nicht berühren. Zu langatmig, zäh und kopflastig scheint ihr pechschwarzer und schwermütiger Doom Metal. Monotonie macht sich breit, wenn die Monolithen der Nordlicher schwer voneinander zu unterscheiden sind, und man die überlangen Songs des neuen Albums "Emerald Forest and the Blackbird" nicht genau kennt. Swallow The Sun sind eine tolle Band, ihr Sound ist absolut intensiv und der Auftritt im Prinzip makellos. Wenn man am Ende der 45 Minuten aber das Gefühl hat, einen einzigen großen, höllisch eindimensionalen Düster Doom Song gehört zu haben, dann sollte man auch die Kritik stehen lassen dürfen, dass die Kunst von Swallow The Sun zwar gut, aber durchaus langatmig und monoton ist. Setlist Swallow The Sun: 1. Emerald Forest and the Blackbird 2. Out of This Gloomy Light 3. Labyrinth of London (Horror pt. IV) 4. Hold This Woe 5. Descending Winters 6. Night Will Forgive Us Moonspell Es ist der redliche Lohn ehrlicher Arbeit, den Moonspell seit mittlerweile fünf Jahren wieder ernten. Was haben die Portugiesen, die Mitte der 90er Jahre völlig zurecht einer der heißesten Acts der Szene waren, doch Hohn und Schelte dafür geerntet, dass sie wie viele andere versuchten neue Wege zu beschreiten. Aber all das ist lang vorbei. Dark Wave Nuancen dürfen immer noch sein, aber die Basis muss harter Metal bleiben, und dass sie das immer noch können, dass ihre Gabe Atmosphäre, düstere Romantik und schauderhafte Stimmungen in raue Death Metal Fragmente einzuweben keineswegs verblasst ist, haben Moonspell auf "Night Eternal" (zum Review) und vor allem auf ihrem brettharten, großartigen aktuellen Werk "Alpha Noir" (zum Review) eindrucksvoll bewiesen. Umso mehr darf man sich immer wieder auf eine Liveshow der Portugiesen freuen, und wie erwartet sollten Moonspell heute ohnehin so was wie der heimliche Headliner sein. Der Publikumszuspruch und die Stimmung verdeutlichen das von Beginn an eindrucksvoll. Die Band selbst ist live ohnehin immer sehr gut. Heute jedoch, sind sie nahezu fabelhaft. Natürlich liegt das an der grandiosen Setlist, deren Schwerpunkt neben "Alpha Noir", denkbar treffsicher, auf den Meisterwerken "Wolfheart" und "Irreligious" (zum Classic) liegt. Was aber ohne Zweifel Mitgrund dafür ist, dass die Iberer heute absolut grandios sind, ist der beinharte Sound und das unglaublich energiegeladene Stageacting der Band, die von vom Frontman bis zum Drummer eine Stunde hemmungslos Vollgas gibt, als ob es kein Morgen gäbe. Natürlich merkt man Moonspell auch zu jeder Sekunde ihres Tuns an, dass sie ein wahrer Headliner sind. Fernando Ribeiro hat Charisma, weiß sich zu inszenieren und hat das Publikum von Beginn an im Griff. Dass er dabei nicht ganz nüchtern scheint, tut nichts zur Sache. Er und die Band legen los wie ein Orkan. Der "Alpha Noir" Doppelschlag "Axis Mundi/Alpha Noir" trifft die Halle wie ein Beben. Lange nicht mehr hat man Moonspell so rau und hart erlebt. Vor allem dann, wenn Keyboarder Pedro sein Tastenwerkzeug zur Seite schiebt, um die zweite Gitarre abzufeuern, drückt der Sound in ungeahnter Brutalität von der Bühne. Großartig und mitreisend, und dass die Herren aus Lissabon nichts anbrennen lassen, steht dann fest, wenn sich bereits als dritter Akt das unwiderstehliche "Opium" vorstellt. Die Matten kreisen, das Publikum feiert und bangt, und spätestens jetzt weiß man wieder nachhaltig, dass diese Band ihren Status völlig zurecht inne hat. Pausen sind hier nicht angebracht. Unfassbar, welch bizarre Stimmung "Awake" versprüht, wie genial sich der "Wolfheart" Epic "Wolfshade (A Werewolf Masquerade)" noch immer unter die Haut schleicht, und wie perfekt sich "Vampiria" immer wieder als blaublütiger Schauderhit und als makellose Paarung von Dark Wave und Death Metal offenbart. Da ist es nur Beweis für die neuerliche Stärke der Band, wenn sich ein brachiales "Opera Carne" und ein martialisches "Em Nome Domedo" perfekt zwischen diese großen Hits einreihen können, ohne die Stimmung zu dämpfen, und mehr Kompliment, als dass man als alteingesessener Fan der Band nach einer Stunde perfekter Moonspell Darbietung, nach dem unglaublichen "Alma Mater" und dem finalen, in seiner majestätischen Dunkelheit immer wieder herrlichen "Full Moon Madness" wie geplättet vor der Bühne steht, gibt es kaum. Jeder der Moonspell seit ihrer Erscheinung Mitte der 90er Jahre verfolgt der weiß, dass diese Band auf der Bühne sogar in jenen Zeit gut war, als sich ihre Alben auf poppigen Irrwegen befanden. Dass Moonspell heute und nachdem sie sich wieder auf ihre Wurzeln besonnen haben, jedoch so ein Brett abfackeln würden war nicht zu erwarten. Und dass die Band in Sachen Stageacting und Publikumsinteraktion heute so eine Energie ausstrahlen darf, zeugt von dem Feuer, dass in den Portugiesen immer noch lodert, und das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erhofft. Die knappe Stunde dieses lauten, aber durchwegs perfekten Auftritts manifestiert in jedem Fall alles, was Moonspell seit Beginn ihrer Tage unverkennbar ausmacht: Martialisch schaurige Aura, verpackt in rohen, harten und pechschwarzen Metal mit Gothic Touch. Tiefschwarz, stimmungsvoll und voll von jener fesselnden Atmosphäre. Diese Show heute war zu jeder Sekunde Metal und ein absoluter Knaller! Setlist Moonspell (aus dem Gedächtnis des Verfassers und ohne Gewähr): 1. Axis Mundi 2. Alpha Noir 3. Opium 4. Awake 5. Wolfshade (A Werewolf Masquerade) 6. Vampiria 7. Opera Carne 8. Em Nome Do Medo 9. Vampiria 10. Alma Mater 11. Full Moon Madness Pain Zu Beginn der lang herbei gesehnten Pain Show steht kurz mal leichte Enttäuschung zu Buche. Kein Intro ziert den Einmarsch der Gladiatoren und auch der Bühnenaufbau ist bei Weitem nicht so eindruckvoll wie jener, den wir auf der letzten Tour, bei der uns Pain in Bruneck (zum Live Review) die Ohren frisieren durften, erlebt haben. Dafür ist der Sound besser und wer Pain schon öfter gesehen hat, der weiß, dass das nicht immer so war. Bereits während die Band den frentischen Opener "I'm Going In" durch die Halle zimmert, darf man jedoch aufatmen. Der Sound ist nicht perfekt, aber sehr gut und die Balance aus Gitarren, Industrial Drums, Vocals und Keyboard (die wie immer vom Band kommen) stimmt. So kann das genau die Watschn werden, die wir uns alle erhofft haben, denn egal wo Pain auftreten, egal wer vor oder nach ihnen die Bühne betritt: Pain kommen, fräsen und siegen! Die zu jedem Moment hitverdächtige Soundwand aus Rock, Industrial, Metal und Pop trifft immer ins Schwarze, und auch wenn man Pain als Band und weil Peters Seitenmänner wieder mal relativ farblos bleiben, nicht die Bühnenpräsenz von Moonspell zusprechen kann, reicht ein schillernder Peter Tägtgren mit seiner freakigen Schminke und seiner Zwangsjacke völlig aus, um den perfekten Blickfang für den knapp 1-stündigen Set zu mimen. Was kann man denn schon falsch machen, wenn man einen Hit nach dem anderen in die Halle bumsen darf? Was kann mit unwiderstehlichen Hämmern wie "Dirty Woman", "Zombie Slam", "End of the Line", "Suicide Machine", "The Great Pretender", "Let Me Out" oder meinem Liebling "Monkey Business" schon schief gehen? Nichts! Coolness und Klasse hat man oder hat man nicht. Tägtgren hat beides und dazu ist er einer der besten Songwriter und Frontmänner unserer Zeit. Wenn Zwangsjacken-Peter, trotz offenbar neu erstandenem Ehering, rockstar-like illustre Gesten über seine Augenringe kullern lässt, während die Riffwände und ballernden Drumrhythmen breitspurig alles an die Wand drücken, was sich nicht festhält, herrscht Ekstase. Wenn das monströs hymnende "Same Old Song" wie die russische Armee über die Matten der Fans marschiert, und das geniale "Shut Your Mouth" in Nebelschwaden von der Bühne schremmt, kann man nur ausrasten. Wer hier still steht, hat das Herz am falschen Fleck, und nach dieser Vollbedienung, kann man es auch verschmerzen, dass Pain die Bühne nach 60 Minuten und während neuerlich die Klänge zu Sinatra’s "My way+ vom Band kommen, ebenso spontan verlassen, wie sie sie betreten haben. Es war Grandios. Aus und vorbei! Setlist Pain: (aus dem Gedächtnis des Verfassers und ohne Gewähr): 1. I'm Going In 2. Monkey Business 3. Walking on Glass 4. Zombie Slam 5. Dirty Woman 6. Crashed 7. The Great Pretender 8. It's Only Them 9. End of the Line 10. Let Me Out 11. On and On 12. Same Old Song 13. Shut Your Mouth Langer Rede, kurzer Sinn: Die Into The Darkness Tour hat alles gehalten, was sie versprochen hat. Vernichtende Pain, imposante Moonspell und unter die Haut gehende Lake Of Tears. Das was wir hier und heute erleben durften, war definitiv das Konzerthighlight des bisherigen Herbstes und es wird sehr schwer werden, das noch zu toppen! @C |
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