Dass sich Heavy Metal-Fans und Musiker nur von Bier, Fritten und Burger ernähren ist glatt gelogen. Dank Annick "Morbid Chef" Giroux haben wir jetzt auch den über 200 Seiten starken Beweis in Form eines Heavy Metal Kochbuchs mit insgesamt 101 Rezepten von ebenso vielen Bands der unterschiedlichsten Genres.
Die Autorin ist einigen Underground-Fans vielleicht als Herausgeberin des "Morbid Tales"-Fanzines bekannt. Die Frankokanadierin arbeitet in Ottawa als Webdesigner und nebenbei als DJ in einem lokalen Club. Ihre Leidenschaft für die schönste Musik der Welt wird nur noch durch Ihre Begeisterung für gutes Essen übertroffen. Kein Wunder also, dass Annick ihre über viele Jahre gesammelten Kontakte im Business dazu nutzte, mit großem Engagement dieses Buch zusammenzustellen.



Wie die meisten Rezeptsammlungen ist auch "Hellbent For Cooking" in mehrere Kapitel unterteilt. Von den Vorspeisen über die verschiedensten Hauptgerichtkategorien bis hin zu Desserts und Cocktails. Die einzelnen, teilweise recht unterhaltsam geschriebenen Kochanleitungen sind mit witzigen Anekdoten (oder besser vielleicht "Annickdoten") und geistreichen Kommentaren sowohl zu den Bands als auch zu den Rezepten selbst versehen und durchgehend reich bebildert.

Die liebevolle, detailreiche Aufmachung macht das Buch zu einem kleinen Schmuckstück im Regal und auch für Leute interessant, die mit dem Kochlöffel auf Kriegsfuß stehen.
Die Gerichte selbst sind fast alle sehr einfach nachzukochen und auch die Zutaten sind in der Regel einfach zu bekommen. Auf exotischere Beiträge, wie zum Beispiel "gefüllte Meerschweinchen" von den peruanischen Black Metallern Goat Semen oder "Stewed Dog" von Piledriver hat Annick verzichtet, da sie – Originalzitat – "es nicht über das Herz brachte, die Dinger in der lokalen Zoohandlung zu kaufen, um sie dann zu schlachten".

Wenig überraschend, dass uns Doro eine "Schwarzwälder Kirschtorte", Tankard eine "Bierteigpizza" oder Mille von Kreator "vegetarische Burger" servieren. Ausgefallener sind da schon Autopsy Mastermind Chris Reiferts "Mumifizierte Jalapenos", Gwars "Rinderherzen mit Süßbrot" oder Mantaks "Nasi Lemak". Eher in die Kategorie "gewöhnungsbedürftig" fallen Häppchen wie beispielsweise Witchfynder Generals "Devils Porridge" (Haferbrei mit Datteln) oder "Stierhoden" aus dem Hause von Masters Hammers Necrocock.

Alles in allem ein kulinarischer Streifzug durch die unterschiedlichsten Esskulturen, die es dem Leser erlauben, einen Blick in die Kochtöpfe von Kultbands wie Anvil, Possessed, Exciter, Rotting Christ, Death SS oder Blasphemy zu werfen. Wer fehlt ist übrigens King Diamond, der sich mit folgenden Worten entschuldigte:
"Ich habe keine Rezepte. Ich bin ein schrecklicher Koch. Und glaub mir: wenn ich eines hätte – Du würdest es nicht haben wollen."

Auf jeden Fall ein Buch, dass nicht nur den Hobbyköchen unter den Metallern vergnügliche Stunden bereitet, sondern jedem Metalfan auf amüsante Art und Weise einen originellen Einblick in den kulturellen Background der unterschiedlichsten Metalbands aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika sowie Australien bietet§.

Grandios! Das Teil ist am einfachsten auf Amazon oder auf Bestellung im regulären Buchhandel sowie einschlägigen Metalmailorders zu bekommen.