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Rob Zombie - The Haunted World of El Superbeasto
Rob Zombie - The Haunted World of El Superbeasto  
"It's okay to masturbate to cartoons,
the Japanese do it every day."
Nach einer Reihe ultra-brutaler Horrorfilme bricht Rob Zombies super-vulgäres Zeichentrickdebut Tabus, Geschmacksgrenzen und Zwerchfelle.
Professor Röar
Professor Röar
(1 Specials)
Dass Rob Zombie, mit bürgerlichem Namen Robert Cummings, nicht nur extrem coole Musik macht, wird besonders den Gorehounds unter unseren Lesern seit Jahren bekannt sein. Denn Zombies primäres Betätigungsfeld liegt inzwischen nicht mehr im Metal, sondern im Inszenieren kompromissloser Horrorfilme. Dieser Schritt erscheint nur logisch, wenn man sich Zombies Biographie ansieht: Schon sehr früh, Mitte der 1980er, sammelte er Erfahrung als Produktionsassistent bei Kinder-TV-Shows, führte bei all seinen Musikvideos selbst Regie und entwarf auch das Artwork der meisten seiner LPs/CDs. Wie so viele junge Regisseure ging er nicht zur Filmschule, sondern lernte sein Handwerk durch Experimente und das Analysieren von Filmen. So drehte er schon als Kind mit der Super-8-Kamera seiner Eltern Kurzfilme. Auch seine Vorliebe für Horrorfilme, besonders die Klassiker von den 1930ern bis 1970ern, spiegelt sich in seinem musikalischen wie auch filmischen Schaffen wieder. Und so kann sein künstlerisches Werk immer wieder als Hommage an die Horrorfilme vergangener Epochen gesehen werden, sei das nun in Form von Remakes, Zitaten oder Inspiration.

Das filmische Werk von Rob Zombie ist definitiv keine leichte Mainstream-Kost fürs Multiplex-Kino, denn seine Filme müssen sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, in ihrer selbstzweckhaften, ausufernden Gewaltdarstellung mehr als nur einmal die Grenzen des Erträglichen überschritten zu haben. Besonders auf sein Filmdebut House of 1000 Corpses (2003) und die Fortsetzung The Devil's Rejects (2005), der in Sachen Gewaltdarstellung die Schraube nochmal kräftig anzog, treffen diese Vorwürfe mit Vorbehalt zu. Die beiden Filme über die sadistische und serienmordende Firefly-Family, eine schrille, bis ins Groteske überzeichnete Karikatur amerikanischer White Trash-Familien, sparen nicht mit expliziter Gewalt und fügen sich damit in eine Reihe mit anderen Zelluloid-Gewaltexzessen des Torture-Horror-Kinos der letzten Jahre von Saw bis zur Hostel-Reihe. Dem produzierenden Studio Universal war House of 1000 Corpses letztlich ein zu heißes Eisen und aus Angst vor einer NC-17-Freigabe, in den USA gleichzusetzen mit Pornos und normalerweise der sichere kommerzielle Tod eines Filmes, reichte man den Film an das Independentstudio Lionsgate weiter.
So mancher Kritiker stellte auch Zombies Fähigkeiten als Regisseur und Drehbuchautor in Frage. Besonders im Bereich Dialoge, Charakterzeichnung und –motivation sind die Drehbücher zu House of 1000 Corpses und The Devil's Rejects definitiv unausgegoren und auch so manches filmische Stilmittel wurde äußerst amateurhaft eingesetzt. So scheint insbesondere bei dem manchmal surreal anmutenden House of 1000 Corpses der ständige Wechsel zwischen übertriebener Gewalt und Humor nicht wirklich geglückt. Trotz dieser offensichtlichen inhaltlichen und formalen Mängel stellt House of 1000 Corpses durchaus gelungene Genreware dar, der man anmerkt, dass sie von einem Horrorfan für Horrorfans gemacht wurde. Rob Zombie ist eben der bad metal boy des Gorefilms und somit werden Fans bei diesem Werk eher den durchaus vorhandenen Undergroundspirit goutieren und über "Kinkerlitzchen" wie schauspielerische Unzulänglichkeiten gnädig hinweg sehen.



Die Fortsetzung, das rohe, dreckige Devil's Rejects, ist dann auch stilistisch vollkommen anders geartet und bezieht seine Inspiration eindeutig von diversen Backwoods-Slashern aus den 1970ern wie Tobe Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" oder Wes Cravens "Last House on the Left" und "The Hills Have Eyes". The Devils's Rejects spielt nicht nur in den 70ern, sondern beschwört auch den Geist der Filme dieser Ära herauf. Das beginnt beim zeitweise beinahe dokumentarisch anmutenden Handkamera-Stil, dem brutalen Nihilismus und dem vollkommenen Fehlen der nach Wes Cravens Scream so modisch gewordenen In-Jokes über die Regeln des Horrorfilms. Statt der schrillen, psychedelischen Atmosphäre von House of 1000 Corpses gibt es bei den Devil's Rejects ausgewaschene Farben und den billigen Look von 16mm-Film. Die Filmmusik und als Stilmittel geschickt eingesetzte veraltete Editing-Techniken tun ihr Übriges dazu, die trashigste Seite der 70er auf der Leinwand wieder auferstehen zu lassen. Gerade wegen dieser gelungenen Hommage an das rohe Independent-Horror-Kino der 70er kam der Steifen auch bei den Kritikern weit besser weg als Zombies verunglücktes Debut.



Auch bei seinem nächsten Mini-Projekt ließ sich Rob Zombie (im Bild mit Gattin und Muse Sheri Moon) von seiner Vorliebe für die 70er leiten, diesmal war es grindiger Naziploitation-Trash der Marke Ilsa, She Wolf of the SS.
Denn Quentin Tarantino und Robert Rodriguez hatten das rohe, ungeschliffene Potential dieses Mannes erkannt und engagierten Rob Zombie für ihre eigene 70er-Hommage Grindhouse, zu der Zombie einen der drei Fake-Trailer, die in den USA zwischen dem Double Feature Planet Terror und Death Proof liefen, beisteuern durfte. Werewolf Women of the SS hieß dieser "geschmackssichere" Film, der nie das Licht der Welt erblicken soll und im Trailer trifft man unter anderem auf die Trash-Ikonen Sybill Danning und Udo Kier als Nazi-Schergen (was sonst?) und einen hysterischen Nicolas Cage als Dr. Fu Manchu. Aber wie gesagt handelt es sich hier lediglich um einen Fake-Trailer und Zombie würde wohl – allen Internet-Gerüchten, der Film sei schon halb fertiggestellt, zum Trotz – bei der Suche nach Financiers für derart anrüchige, politisch nicht ansatzweise korrekte Filmware auf unüberwindbare Hindernisse stoßen. Somit müssen sich Fans der Werewolf Women wohl bis auf weiteres mit dem gleichnamigen Song auf Rob Zombies letzter, durchaus gelungener CD Hellbilly Deluxe 2 zufrieden geben.



Mit seinem Remake des unsterblichen John Carpenter-Klassikers Halloween, der 1978 quasi ein ganzes Genre – den Slasherfilm – mit Minimalstbudget erfand, bewies Rob Zombie 2007 jedoch, dass ein durchaus ernst zu nehmender Filmemacher in ihm steckte. So war seine Version der Geschichte des unbezwingbaren Serienkillers Michael Myers nicht einfach eine aufgewärmte Variante für das MTV-und Playstation-verbildete Jugendpublikum des 21. Jahrhunderts, sondern versuchte, der Geschichte neue Aspekte abzugewinnen und gab dem bisher eher mysteriös als Phantom agierenden Michael Myers eine Vorgeschichte, wenn auch eine arg klischeehafte. Als Horrorfilm funktioniert Zombies Halloween jedoch hervorragend und wären da nicht der durch eine vollkommen deplatzierte Vergewaltigungsszene verdorbene Director's Cut und die mehr als misslungene Fortsetzung Halloween 2 aus dem Jahre 2009, man hätte Rob Zombie gar schon unter die heißesten Anwärter für große Dinge in Hollywood reihen können. Gerade Halloween 2 fiel bei der Kritik durchwegs durch, wieder einmal wurde die unnötig brutale Gewalt angeprangert, der Film wirkte unfertig, teils unzusammenhängend und besonders im Kontext mit dem ersten Teil nicht schlüssig, speziell in Bezug auf inkonsistente Charakterzeichnung der Hauptpersonen Dr. Loomis und Laurie Strode.



Hatte man nach dem wirklich vollkommen missglückten Halloween 2 Rob Zombie schon wieder abgeschrieben, überraschte er alle Fans und Kritiker im letzten Jahr mit seinem bisher gelungensten Streich: Mit The Haunted World of El Superbeasto versuchte sich der umtriebige Rob Zombie erstmalig an einem Animationsfilm, der aufs Neue beweist, wie vielseitig dieser Mann bei all seiner wechselhaften künstlerischen Qualität sein kann. Basierend auf Zombies eigenem Comic-Book aus dem Jahr 2007, ist El Superbeasto eine mehr als nur schweinische Satire auf Superheldenhefte mit dem Spirit von Undergroundcomics, der ähnlich gelagerte Werke wie Ralph Bakshis "Fritz the Cat" durchaus handzahm erscheinen lässt. Rob Zombie wirft in dieser wahnsinnigen Genre-Mischung alles zusammen, was Spaß macht - Komödie, Satire, Musical, unflätige Dialoge, Sex, Splattergewalt – und würzt diesen Cocktail mit unzähligen Zitaten aus Film und Popkultur, so dass das Ergebnis wirkt wie eine tollwütige Kreuzung aus The Simpsons und Sponge Bob auf LSD.
Die Geschichte spielt in einer Cartoonwelt, die scheinbar nur von Monstern, Aliens und anderen grotesken Gestalten bevölkert ist und dreht sich um Superbeasto, einen Fettsack mit blauer Wrestlermaske, der sich die Zeit abwechselnd mit der Rettung der Welt, Pornofilmdrehs, Ficken, Besuchen in Stripclubs, Ficken und der Rettung der Welt vertreibt. Als seine neueste Flamme, die ständig aufs Derbste fluchende Stripperin Velvet Von Black, von einem wahnsinnigen Oberbösewicht namens Dr. Satan entführt wird, gibt es für den dauergeilen Superbeasto kein Stoppen mehr beim Versuch, das Objekt seiner Begierde aus den Fängen des Bösen zu befreien. Denn Dr. Satans Plan ist der, Velvet von Black bei Vollmond zu seiner Höllen-Braut zu machen und infolgedessen zu einem weltbeherrschenden Superdämon zu erwachsen. Auf seiner Rettungsmission wird Beasto unterstützt von seiner Schwester, der blonden, vollbusigen Sexbombe Suzie-X, die abwechselnd ihre Brüste bildschirmfüllend zurecht rückt oder mit ihrem ständig geilen und liebeskranken Roboter-Sidekick Murray auf der Jagd nach Hitlers Kopf in einem Einweckglas Nazi-Zombies verwurstet. Neben diesen schon ordentlich durchgeknallten Charakteren gibt es noch so unvergessliche Figuren wie Dr. Evils sprechenden Gorilla-Assistenten Otto, der nicht nur einmal sein Befremden über Velvet von Blacks loses Mundwerk kundtut und der einzige Anker der Vernunft in diesem Potpourri des Wahnsinns zu sein scheint, eine Gang von schwulen mexikanischen Wrestlern und natürlich … Adolf Hitlers Kopf im Einweckglas.
Einen Gutteil seines Erfolg verdankt The Haunted World of El Sperbeasto neben den simplen, jedoch durchaus gelungenen 2D-Animationen auch den witzigen Songs des Comedy-Duos Hard'n Phirm, die jedem Charakter seinen eigenen wahnwitzigen Theme-Song gönnen und als Running Gag ständig das Geschehen am Bildschirm kommentieren – zu einem Zeitlupen-Catfight zwischen der nur mehr spärlichst bekleideten Suzie-X und Velvet von Black singen Hard'n Phirm die unsterblichen Zeilen: "It's okay to masturbate to cartoons, the Japanese do it every day."
Maßgeblich zum Unterhaltungswert des Filmes tragen zudem die wirklich erstklassigen englischen Synchronstimmen bei, darunter Paul Giamatti, Rosario Dawson und Rob Zombies Angetraute Sheri Moon, die für die Figur der Suzie-X wie geschaffen scheint. Darum sollte man unbedingt zum englischen Original greifen, auch wenn in der deutschen Fassung Superbeasto von Komiker Oliver Kalkofe synchronisiert wird.

Musste Zombie bei all seinen bisherigen filmischen Anstrengungen immer wieder Kompromisse eingehen, scheint er im Animationsfilm endlich das Medium gefunden zu haben, das seine durchgeknallten Fanboy-Fantasien ohne Einschränkungen transportieren kann. Die wilde Mischung aus dem Surrealismus von "Chicken & Cow", der Bösartigkeit von "South Park" und der ungebändigten Dreckigkeit von Ralph Bakshis "Fritz the Cat" stellt zwar keine intellektuelle Herausforderung dar – ein Gutteil der Witze bewegt sich gar auf dem Niveau gerade ihre Körper entdeckender Pubertierender – doch Rob Zombie mischt diesen Bodensatz an vulgärstem Tittenhumor mit gelungener Satire und popkulturellen Seitenhieben, so dass das Ergebnis ganz sicher zum Unterhaltsamsten der letzten Jahre zu zählen ist. Die Empfehlung kann daher nur lauten: Unbedingt ansehen, wenn man über 18 ist und für 77 Minuten auf intellektuellen Diskurs verzichten kann.

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