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Siegfried - Nibelung Track-by-Track-Attack
Siegfried - Nibelung Track-by-Track-Attack  
Mit "Nibelung" steht das dritte Album der Tiroler vor den Toren und als Vorgeschmack schildert uns Hagen Hintergründe und Gedanken zu den neuen Siegfried-Songs aus dem Reich der Sagenwelt...
DarksceneTom
DarksceneTom
(154 Specials)
Am 27.11. 2009 überreichen Siegfried ihrem Gefolge ein neues Machwerk.

"Nibelung" ist das mittlerweile dritte Album der Tiroler und sollte jede Fans der Band begeistern. Die Songs stammen einmal mehr aus der Feder von Daniel Bachmaier alias Ortwin, sämtliche Texte vom Szene-Urgestein Bruder Cle alias Hagen.

Aufgenommen, gemischt und gemastert wurde das Album diesen Sommer in den Mastersound Studios, als Produzent agierte Alex Krull, der sich zusammen mit Daniel Bachmaier auch für den Mix des Albums verantwortlicht zeigt.
Die Songs von "Nibelung" werden Freunden der Band einmal mehr großartige Stunden bescheren. Siegfried gehen reifer, epischer und detailverliebter als bisher zu Werke und all jene, die es schon heute kaum erwarten neuerlich in die Sagenlandschaft der Österreicher einzutauchen und mit ihnen in die heidnische Welt von Siegfried, Brunhild, in Welten von Drachen und Schlössern zu entfliehen, die werden mit der Track-by-Track-Attack von Hagen bestens bedient. Und all jene die genau lesen und hinhören, die werden merken, wie viel Herzblut in der Kunst von Siegfried steckt, wie viel Ehrlichkeit sie zwischen den Zeilen offenbart und sie werden auch merken dass jeder noch so sagenhaften Erzählung Thematiken, Situationen und Probleme zu Grunde legen, die auch in ihrer realen Welt allgegenwärtig sind…



"Nibelung" Track-by-Track-Attack by Hagen:

"Der Ring der Nibelungen"

Dieses Mal haben wir uns vom Konzept her völlig auf die Nibelungensage beschränkt und erzählen die Geschichte anhand einiger wichtigen Szenen von Anfang bis zum Ende. Wie immer funktionieren unsere Texte auf mehreren Ebenen. Vordergründig erzählen sie einen Abschnitt aus der Sage. Es schwingen aber stets allgemein gültige Botschaften mit, in denen auch manches Mal noch eine tiefe persönliche Bedeutung für mich aber auch jeden anderen Hörer zu Grunde liegt.
Den Anfang macht natürlich Der Fluch des Nibelungengoldes der im Ring der Nibelungen wohnt. Der Fluch der Nibelungen steht für die ewige Versuchung des Menschen durch Geld, Macht und Ruhm. Der Mensch verrät Ideale, Träume, Freunde – nur um an diesen vermeintlichen Schatz zu gelangen. Am Ende stellt er fest, dass er betrogen wurde, denn es bleibt nichts außer Trauer, Verzweiflung und Tod. Die fundamentale Aussage des Nibelungenepos hat heute in Zeiten der aktuellen Wertekrise mehr Gültigkeit denn je.
Der Song wird von bombastischen Orchesterpassagen eingeleitet, die deutlich zeigen, welch großen Einfluss Filmsoundtracks und ganz besonders die Werke von Hans Zimmer auf das Songwriting hatten. Der Kontrast zu den komplexen Gitarrenriffs könnte nicht besser sein. Gleich beim Opener offenbart sich die Bandbreite von "Nibelung" – noch epischer aber auch noch metallischer. Und wenn Sandra beim „Ring…“ einsetzt, bekomme sicher nicht nur ich auch nach tausendmal Hören noch eine Gänsehaut.

"Fafnir"

Fafnir ist eine oft missverstandene Kreatur. Der Drache ist keinesfalls böse. Er bewacht den Schatz. Aber nicht aus Habgier, sondern um die Menschen vor dem Fluch zu schützen, was ihm schlussendlich das Leben kostet. Außerdem symbolisiert Fafnir das Heidentum, den Prometheus oder Luzifer Lichtbringer als Gegenstück zum Christentum. Als solches bewahrt er den „Schatz des alten Wissens“ in seinem Drachenherz. In der Zeit in der das Nibelungenlied spielt, kämpfen das Christentum und die alte Naturreligion um die Vorherrschaft in der Gesellschaft und in den Herzen der Menschen. Auch dieser Konflikt zieht sich durch das gesamte Nibelungenlied. Fafnirs hasserfüllte Ansprache gegen die Kirchen, die mit ihrem unnatürlichen Glockenlärm die Ruhe der heiligen, keltischen Heiligtümer in Wäldern und an Quellen stören, mag radikal und böse klingen. Aber vielleicht sollte man unverbesserlich Arroganten manchmal die Finger in die Wunde legen. Für die unzähligen Opfer von Inquisition und Hexenwahn, die im Namen des Glaubens erbarmungslos zu Tode gefoltert wurden, hat es nie auch nur ein Wort der Entschuldigung gegeben. Kein Schuldeingeständnis, nichts. Der Papst und die Führungsriege der ach so barmherzigen Kirche haben während der Shoah tatenlos als Zaungast zugesehen, wie Millionen von Juden abgeschlachtet wurden. Dafür wurde die Nächstenliebe bei der Fluchthilfe für Nazi-Kriegsverbrecher groß geschrieben. Ohne Hilfe des Vatikans wären unzählige nicht entkommen. Ganz zu schweigen, von all dem psychischen Leid, dass die Kirche durch die Jahrhunderte mit ihren Höllenmärchen in die Seelen von Kindern und Erwachsenen gepflanzt hat.
Der Song an sich ist von zentraler Bedeutung. Nach dem spannungsgeladenen Intro explodiert der Song in einen schnellen Banger, der von Siegfried-typischen Gitarrenriffs getragen wird. Die zentrale Stelle ist sicher der Monolog Fafnirs im Mittelteil, der unheimlich böse rüberkommt. Dem guten Tosso, der den Teil mit mir aufgenommen hat, sind im Studio dabei förmlich die Kopfhörer durchgebrannt. Das klaustrophobische Geflüster am Schluss des Songs bildet gleichzeitig den Anfang von Alberich. Das ist übrigens das erste Stück, das durch die Melodieführung und die vielen bösen Gesangsparts Reminiszenzen an King Diamond weckt.



"Alberich (Die Eisenfaust)"

Eine weitere heidnische Figur mit großer Symbolkraft. Das verborgene „unsichtbare“ heidnische Element. Unter Alberichs Tarnkappe verbirgt sich auch heute noch gerade in Österreich ein riesiges keltisches Erbe, das lange unterschätzt und erst heute langsam in seiner Bedeutung erkannt wird. Hallstatt war am Ende der Bronzezeit ein Welthandelszentrum mit Kontakten bis nach Ägypten und in der Eisenzeit waren die Kontakte und der kulturelle Austausch mit den Etruskern besonders eng. Der durch Beimengung von Meteoreisen besonders hochwertige norische Stahl ebnete später Rom den Weg zur Weltmacht. Und das heidnische Erbe der Kelten lebt in vielen Heiligen, Brauchtümern, Feiertagen, Sagen, Orts-, Berg- und Flussnamen bis zum heutigen Tage weiter.
Heute vermutet man in den Sagen von Zwergen wie Alberich oder Laurin die Erinnerung an die Bergleute der Eisen- und Bronzezeit. Wie hätte man sonst Leichenfunde wie den Mann im Salz früher erklären können als mit solchen Sagen.
Das Urwüchsige und der Stein, mit dem sich die Zwerge so eins fühlen, werden hörbar durch die fetten, mit Death Metal-Growls unterlegten Riffs, die die Strophen dominieren. Der Refrain steht dazu im krassen Gegensatz – ein schönes Duett von Werner und Sandra. Genial! Ein straighter, harter Banger!

"Die Prophezeiung"

Schon im Studio fiel oft das Wort King Diamond, wenn wir über die Musik, Strukturen und Vocal-Arrangements von „Nibelung“ diskutierten. Im Studio bekam ich sogar den Spitznamen Cle Diamond, haha. Ich glaube bei "Die Prophezeiung" ist vieles davon gut zu hören. In der Tat erinnert der Song etwas an den König: komplexe Gitarrenriffs, ein wunderschönes Duett im Refrain und bösartige Ketzervocals zwischendrin. Die Gesangslinie, die sich Werner hier ausgedacht hat, ist übrigens meiner Meinung nach absolut genial. Überhaupt muss man sagen, dass Werner auf "Nibelung" einen Wahnsinnsjob abgeliefert hat. Einfach irre! Ohne ihn würden die Stücke einfach nicht dass sein, was sie sind. Mit diesem Album haben wir es auch erstmals geschafft, die perfekte Balance zwischen allen Stimmen/Charakteren zu finden.
Das Stück handelt von Hagen und den Rheinjungfrauen. Hagen zwingt die Flussgeister ihm weiszusagen, wie das Ende der Burgunder aussieht. Nur einer wird überleben, nämlich der christliche Priester, den Hagen später bei der Überfahrt der Burgunder über den Rhein ins Wasser wirft. Alle anderen werden sterben. Angst vor dem Tod wie sie heute weit verbreitet ist, kannten unsere Vorfahren nicht wirklich. Sie begriffen das Leben und die Natur als ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Diese Furchtlosigkeit ließ ihre Feinde bis ins Mark erschaudern…

"Brunhild"

Und noch eine heidnische Figur. Sie ist die tragischste unter allen, was durch das düstere Thema zu Beginn des Songs unterstrichen wird. Ihre Liebe zu Siegfried wird aufs schändlichste betrogen. Brunhild steht für das Heidentum selbst, das seiner Magie und seiner Kraft beraubt wird. Im Nibelungenlied ist es der Gürtel – ein Zeichen der Macht, der ihr von Siegfried, der für das Christentum steht, abgenommen wird.
Nach Götterdämmerung ist dieser Song für mich derjenige mit der tiefsten persönlichen Bedeutung. Enttäuschte Liebe schneidet tief. Bemerkenswert sind hier sicherlich die majestätischen Chöre und die Sandras Melodieführung im Refrain. Wenn ich Texte schreibe, schreibe ich ja quasi die Gesangslinie mit. Sandra überrascht mich dann aber immer wieder mit einer noch viel besseren Variante. Auch hier war es wieder mal so. Sie ist eben nicht nur eine großartige Sängerin sondern sie schreibt auch einfach geniale Gesangslinien.



"Sachsensturm"

Unser Schlachtlied! Die Hörner zu Beginn sprechen Bände und jagen das Adrenalin in die Blutbahnen. Thematisch geht es um den Sachsenkrieg, den Siegfried für die Burgunder gewinnt. Ein weiteres Beispiel für Sandras unglaublich feines Gespür für Melodien ist der Mittelteil, in dem sie mit ihrer Stimme unglaubliche Passagen intoniert und die Orchesterpassagen damit veredelt. Für mich eine der schönsten Stellen auf „Nibelung“. Der Gegensatz ihrer weichen, fast zärtlichen Stimme zur nachfolgenden Strophe ist fantastisch. Der Refrain ist bewusst supereingängig und einfach gehalten. Ein Stück wie geschrieben für die Liveschlachten, die uns hoffentlich noch bevorstehen;) und obendrein eine Hommage an einige unserer treuen, deutschen Fans. Auch wenn natürlich nicht alle Sachsen sind…

Einen Höreindruck von "Sachsensturm" gibt es hier!

"Totenwacht"

Der Moment in dem Kriemhild erkennt, wer ihren Gatten getötet hat und ihr Racheplan Gestalt annimmt: an Siegfrieds Totenbett, wo sein Blut zu fließen beginnt, als der Mörder den Raum betritt. Ein Stück das vor allem vom Wechsel zwischen den verträumten, traurigen Passagen und flotten, rhythmischen Parts lebt. Besonders gelungen finde ich hier auch das Wechselspiel zwischen Gitarren- und Orchesterparts und den Schluss, in dem sich das Hauptthema des Songs immer wieder scheinbar neu erfindet.

"Der Todesmarsch"

Unser ältestes Stück auf diesem Album, das wir schon 2004 live gespielt haben. Was für ein Banger und was für eine Hymne! Der Zug der Nibelungen ins Land von Etzel zu ihrem Untergang. Auch hier lässt der König wieder grüßen;) Große Chöre, treibende Parts zum Headbangen und dann wieder unheimliche, düstere Stellen sowie ein packender Refrain. Der Song hat alles, was Siegfried ausmacht, ist fast wie eine Visitenkarte. Sicher eines meiner Lieblingsstücke überhaupt. Der Mittelteil in dem wir unsere „Worte aus geronnenem Blut und den Tod“ beschwören, wird live sicher eine tolle Sache. Ave Burgund!



"Die Götterdämmerung"

Meiner Meinung nach ist Götterdämmerung vielleicht das Stück, das uns bislang am besten gelungen ist. Epik pur! Hier passt einfach alles und Sandra ist fantastisch. Für mich hat dieses Stück rund um Hagens Tod eine tiefe persönliche Bedeutung. Ich habe den Text geschrieben, als Sandra dazumal mit ihrer schweren Krankheit zu kämpfen hatte. Vielleicht ist er manchen zu pathetisch, aber zur Hölle: Metal ist nun mal so! Außerdem denke ich, dass wir jeden der in seinem Leben einmal einen lieben Menschen verloren hat, mit diesem Stück berühren können. Die Toten leben in unseren Liedern fort. Ich liebe vor allem den Refrain und den aufwühlenden Mittelteil, der sich dann im grande finale auflöst. Hagen lebt….

Den Balmung hoch zum letzten Gruß!

Bruder Cle


....und für all jene die erst jetzt neugierig geworden sind sei hier nochmals der 27.11.2009 als Relasedate von "Nibelung" notiert und seitens Darkscene ein ausführliches Interview versprochen, in dem alle weiteren interessanten Fakten über Siegfried und die Entstehung des neuen Albums zu Protokoll gebracht werden.

Bis dann und unser Dank geht an Bruder Cle für die prompte Bedienung!
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