"Ich wollte eine Band, die eine okkulte Mischung aus The Lords Of The New Church, Adam And The Ants, John Carpenter und Billy Idol ist. Das Endergebnis ist schwerer, blutiger und dunkler als das, aber das war wahrscheinlich sowieso unser Schicksal." Große Ambitionen, die Bandkopf-Joakim Knutsson für das Debüt seiner Gothic-Rock-Soupergroup offenbart, bei der sich Mitglieder von u.a.
Gehennah,
Ghost oder
The Coffinshaker zusammengefunden haben, um mit schwierigem Bandnamen versehen, die Idole des Genres zu ehren.
Benannt und beeinflusst von einer ominösen Intellektuellengruppe, die um die Wende zum 20. Jahrhundert aktiv war, erschaffen
Die Oberherren anarchistische, okkulte und apokalyptische Bilder von Propheten des Krieges, des Armageddon, der Dekadenz und der Liebe. Alte, aber eben auch brandaktuelle Themen und Ideen , die mit urtypischen Gothic Rock, Dark Wave Mustern untermalt werden. Die Paten sind nebst den zitierten Idolen des Mainman natürlich auch die Großen des Genres. Eine dezente Dark-Western-Note, Wave-Rhythmen und lässige Gitarren, die durchaus mal die
Fields Of The Nephilim-Nähe schnuppern dürfen, treffen auf deutliche musikalische Rhythmik -Referenzen von
The Sisters Of Mercy auf derem frühen Meisterstück
"First And Last And Always" (
"Something Wicked") oder eben auch auf den jungen
Billy Idol in dessen Goth-Wave-Phase (
"The Blood Or The Wine",
"Clans Of Darkness And Smoke").
Richtig gut heißen muss man dazu neben dem kultigen Artwork auch gleich die Stimmung und den Sound von
"Die By My Hand".
Rau, rockig und keineswegs überproduziert, entfachen Die Oberherren eine okkulte, packende und spannende Stimmung. Die acht Songs klingen authentisch, sind allesamt spätestens am zweiten Anblick packend und lassen sich ungemein stimmig durchhören. Einzelne Momente hervorzuheben scheint entbehrlich.
"The Horned One Stabs" könnte aber wohl problemlos beim nächsten Indie-Movie als Soundtrack dienen und die düstere, im Duett vorgetragene Murder-Ballade
"Guns An Pills" ist ohne Frage auch klasse.
"Die By My Hand" ist ein unerwartetes, frühes Highlight des neuen Plattenjahres und in Bild und Ton prädestiniert für eine Vinyl-Anschaffung. Unpolierte
The 69 Eyes,
Beastmilk,
Dead Soul,
Me And That Man und die genannten Ikonen der Dark Wave Szene dürfen für
Die Oberherren sodann ebenso als Referenz genannt werden, wie auch jüngere Vertreter der okkulten Düsternis ala
Uncle Acid And The Dead Beats und
Bloody Hammers. Die beiden letztgenannten weniger aufgrund der Ähnlichkeiten im Sound, sondern wegen der gleichgearteten Stimmung und Atmosphäre.
Letztendlich ist
"Die By My Hand" zwar sicher nicht das mancherorts propagierte Meisterwerk, aber ein richtig
cooles, ein verdammt starkes und sehr erdiges Retro-Gothic-Wave-Rock-Album mit artgerechtem Mid-80er-Jahre-Gruftie-Charme, das keinen Fan genannter Bands enttäuschen wird.