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9.0
Es lag an "The Blue Hour" (zum Review) mich vor vier Jahren tief in die 90er Jahre zurück zu katapultieren und mir meine liebste britische Alternative-Rock-Band ever wieder so nahe wie Jahrzehnte nicht zu bringen. Suede waren immer schon einzigartig und grandios. Jeder, der sie je als normale Brit-Pop Band bezeichnet hat, muss sich Frevler schimpfen.
Suede waren immer schon anders. Schwerer, intensiver, introvertierter, verletzlicher, melancholischer und dennoch schon immer größer und besser und in ihrer frühen Pracht bedingungslos eine der glamouröstesten und besten Indie-Bands ever. Suede hatten immer diese so besondere introvertierte Dekadenz, diesen Glanz des Understatements. Geradezu "bowiesk" haben sie ihre nachdenkliche, zutiefst wehmütige und britische Kunst in laut und leise zelebriert, während die unendliche Melancholie immer schon ihr ganz großes Kapital war. Wo "The Blue Hour" durch sein Konzept und seine cineastische Choreografie oft nur am Stück seine ganze Pracht offenbarten konnte, scheint "Autofiction" nun nahezu das perfekte Album einer reifen Band, die weder ihre Energie, geschweige denn die großen Gefühle, noch ihre Inbrunst verloren hat. Suede gehen rau, kompakt und dicht zu Werke. Songorientiert und dennoch mit dem Blick auf die Dichte und Atmosphäre des Gesamtkunstwerkes, wird "Autofiction" fast zu perfekten Platte, jedenfalls zur besten Suede seit der Wiederauferstehung. Intoniert vom superben Opener "She Leads On Me", lässt das perfekt verpackte Werk letztendlich keinen Schwachpunkt zu. Große Gitarrenmelodien, großes Pathos und ein charismatisch guter Brett Anderson gehen fast durchwegs unter die Haut. Ein überragendes "Black Ice", das traumwandlerische "That Boy On Stage" oder schlicht perfekte Suede-Songs wie "The Only Way I Can Love You" oder "It’s Always The Quiet Ones". All das ist makellose Alternative-Rock-Hymnen voll großartiger Gitarrenläufe, mitreißender Dynamik und herrlicher Suede-Romantik. Bei energischen Songs wie "15 Again" oder "Shadow Self" präsentieren sich die Briten post-punkig wie selten. Man könnte fast an Joy Division oder Beastmilk denken, während das Bowie’ske konstant durchschimmert. "Autofiction" ist voll von Emotionen und dennoch direkt und kompromisslos. Mehr Rock, Punk und Alternative Pop als Brit Pop, nie jedoch zu rau, um die bittersüße Suede-Schönheit zu schmälern. Dafür sind allein die beiden Trauerweiden und zum Niederknien schönen Balladen "Drive Myself Home" und "What Am I Without You" zu mächtig. Emotion pur und sicher nichts für schwache Gemüter. Schwermut total. Wie hoch die Dunkelziffer der Suede-Suizide ist, weiß man nicht. Ich für meinen Teil kenne wenige Bands, die einen so tief im Herzen erwischen und die einen emotional so enorm verwunden können. Der Grat ist schmal, aber grandios! Das gilt für jeden Moment von "Autofiction". Suede sind und bleiben einzigartig, unkonventionell und unkommerziell. Dennoch treffen sie den Nerv der Masse. Eine Kunst, die neben Bowie nur wenige so beherrschten. Kommerz und Kalkül klingen anders. Suede und ihre Kunst passen mit "Autofiction" mehr denn je in den kleinen Club genauso wie in große Stadien und das ist eines der größten Komplimente, das man dem neunten Album der Briten machen kann. Jenen Briten, deren urtypische Suede-Romantik und Schwere, deren Melancholie bei mir immer die Aura einer verlassenen Bahnstation an einem trübnassen Regentag im kalten London verbreitet. Diese Aura ist es auch, die Suede so hypnotisch, so fesselnd und so einzigartig macht und die mit der flehenden Schönheit der Songs das imaginäre Bild des einsamen, tragischen Protagonisten vermittelt, dessen Hände tief in den Taschen stecken, der seine Kapuze tief im Gesicht trägt und mit seinem Herzschmerz und seinem tragischen Schicksal im Gepäck tagträumend und mit einer Träne im Auge durchs Leben zieht. Suede schaffen ihre ganz eigenen Bilder. Intensive Hymnen. Bittersüß, romantisch, melancholisch, schön und trist zugleich….genau dafür werde ich diese Band immer lieben! Trackliste
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