Aber hallo! Unverhofft, kommt also doch auch heute noch. Während ich das
Northtale Album in die Playerscheide schiebe, bin ich mir gar noch sicher, ein Resultat puren Kaufhaus-Metal-Durchschnitts unserer Zeit zu erhaschen. Umso mehr
überrascht und überzeugt mich die "schwedisch-amerikanisch-brasilianische-Power-Metal-Truppe " mit trendfreiem, zeitlosen Power Metal melodischer Gattung. Ein Album wie "Eternal Flame" hätte uns in den späten 90ern und Anfang des neuen Jahrtausends allesamt zu Freudensprüngen gebracht. In Zeiten, wo der Tod des Metal vieldiskutiert wurde und Bands wie
Hammerfall,
Sonata Arctica oder auch
Majestic und
Angra im Schatten launisch agierender Melodic-Titanen ala
Helloween und
Stratovarius geradezu zu
Kreuzrittern der Spandexhose wurden, hätten
Northtale sofort ihren Platz an der Tafelrunde gefunden.
"Eternal Flame" macht nun auch 2021 alles richtig, was ein melodisches Power Metal Album machen soll. Auf großen Kitsch wird verzichtet. Die Gitarren dürfen anständig braten und die durchwegs melodischen Songs heavy genug machen, um auch kritische Ohrenzeugen zu bezirzen. Gerade der Mix aus knackig harten Power Metal Kanten Marke
Gamma Ray,
Angra und früher
Helloween und melodischen Ohrwürmern, wie sie eben auch von
Stratovarius,
Malmsteen oder
Sonata Arctica stammen könnten, macht diese Scheibe so kurzweilig. Nach dem Ausstieg von Christian Eriksson hat bei
Northtale ein Brasilianer namens Guilherme Hirose das Mikro übernommen. Chapeau! Der Mann, der mit seiner Hauptband
Traumer in Japan eine amtliche Nummer ist, klingt in der Tat wie eine Mischung aus dem leider, nicht mehr unter uns weilenden,
Andre Matos (
"The Land Of Mystic Rites" könnte ohnehin auf
"Holy Land" stehen) und
Michael Kiske (man höre das melodische
"Wings Of Salvation") und siehe da: Manchmal kommt einem glatt in den Sinn, dass
"Eternal Flame" weitgehend so sehr nach
Helloween klingt, dass einige Songfragmente auch am Comeback der Kürbisse Platz gefunden hätten. Wenn
Northtale indes ihre symphonische, teils neoklassisch verspielte Note forcieren, kommen einem wie beim Titeltrack
Stratovarius aber auch
Yngwie Malmsteen in den Sinn.
Klingt üppig? Ist es auch. Jedoch gottlob über volle Albumlänge so gekonnt, dass es nie aufdringlich wird oder nervt. Ganz im Gegenteil: Songs wie
"Midnight Bells",
"Future Calls" (mit
Kai Hansen als Gast am Mikro), das gute
"Judas Be My Guide"-Cover oder
"Ride The Storm" sind astreine Genre-Knaller, die einfach zu gut sind, um nicht gehört zu werden.
Northtale sind sicher nicht die Band, auf die wirklich jemand gewartet hat. In jedem Fall sind sie aber
eine zeitlos gute, melodische Power Metal Band mit einem großartigen Sänger und tollen Musikern. Eine Band, die genau in jenes Regal passt, das noch immer von Bands wie Helloween, Angra, oder eben auch Stratovarius und Majestic in hoher Perfektion regiert wird. Und seien wir uns ehrlich. Richtig trendy und populär ist dieser Sound derzeit ja auch nicht, was
"Eternal Flame" letztendlich noch eine Spur interessanter macht.
Fans genannter Bands sollten in jedem Fall reinhören!