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9.5
Nach fast 30 Jahren das zweite LIFE ARTIST-Album hören zu dürfen ist eine der schönsten Geschichten, die das Corona-Jahr 2021 für uns bereithält. Und genau darum geht es bei "Lifelines": Um Geschichten, die das Leben schreibt, wie zum Beispiel die von vier Männern, die durch dieses Projekt und ihre Liebe zur Musik auch ihre Freundschaft wiederentdeckt haben. Dabei handelt es sich um Marco Witte (Gesang), Frank Jauernik (Gitarre), Dirk Eckhard (Bass/Gesang) und Ingo Holzhauer (Multiinstrumentalist & Tontechniker). An den Drums werden die vier Lebenskünstler von Andreas Tegeler (u.a. Poverty`s No Crime) unterstützt, der sich zwischenzeitlich leider den Arm gebrochen hatte, mittlerweile aber wieder fit ist.
Seit dem ersten Lebenzeichen der wiedervereinigten LIFE ARTIST mit der Single "Antisocial Networks" sind immerhin fünf Jahre vergangen und es ist schon eine kleine Überraschung, dass dieser bockstarke Song es nicht auf "Lifelines" geschafft hat. Laut Hauptsongwriter Marco Witte passt das Stück aus vielerlei Gründen einfach nicht aufs Album, was der Rezipient nach mehreren Durchläufen gut nachvollziehen kann. Denn "Lifelines" ist genau so stimmig wie es ist. Nach dem Intro "Prelude" hauen einem die Jungs erstmal den knapp neunminütigen Brocken "Lambs And Lions" vor den Latz, der nicht Prog-affine Zeitgenossen komplett überfordern dürfte. Die Zielgruppe wird allerdings feuchte Höschen ob der dargebotenen musikalischen Klasse bekommen. Vor allem bei den Gesangsarrangements hat sich Marco richtig viel Mühe gegeben. Bei deren Umsetzung wird er nicht nur durch Bandkollege Ecki, sondern auch durch eine ganze Reihe toller Gastsänger wie Andreas Lohse (u.a. ex-Moment Of Detonation), John Knight (SynaptiK) und Haye Graf (Bleeding) unterstützt. Das beste Beispiel dafür ist vielleicht der wunderschöne Refrain des Titletracks oder auch das darauffolgenden "Tightrope Walker". Aber auch instrumental sind alle Stücke sehr abwechslungsreich ausgestaltet: Djent-artige Passagen wechseln sich mit atmosphärischen ab, Jazz/Fusion trifft auf Klassik, Piano und Akustikgitarre werden organisch integriert, wie zum Beispiel beim zweiten Neunminüter "Spirit Of The Sea" und dem treibenden "Sacrilege Of Sysiphos". Dieses ist eingebettet in das kurze Klavierstück "Shadowplay" und das Opus Magnum "Labyrinth Of Time And Space", das "Lifelines" mit einem Paukenschlag beendet. Hier wird ein wahres Feuerwerk abgefackelt und vor allem die Vollprofis Frank und Holzi zeigen aus welchem Holz sie geschnitzt sind (Pun intended!). Das Cover vom bekannten Künstler Thomas Buchta ist einfach atemberaubend (Es wird auch eine limitierte Vinyl-Ausgabe geben!) und ein Grund mehr sich dieses kleine Meisterwerk umgehend zu besorgen: www.ragnaroek-records.com. Wer LIFE ARTIST schon in den Neunzigern mochte, wird ohnehin zugreifen und wer auf Bands wie Leprous oder Sieges Even (RIP) steht, sollte dies ebenfalls tun. Denn hier haben wir es mit wahrhaft progressiver Musik zu tun, die fernab des Genreeinerleis zu begeistern weiß. Trackliste
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