Viktor Smolski hat seine Altersteilzeit nach dem
"One Way Ticket" bei
Rage seelisch offenbar überwunden und mit
Almanac nun eine neue Mission am Start.
Bombastisch inszenierter Melodic Power Metal mit Rockopernflair und dezenter Rüschenhemdnote darf angetestet werden. Dabei muss man zwar durchaus durch die ein oder andere arg kitschige und aufdringliche Gesangslinie oder manchen Pastelltonrefrain durch, musikalisch brennt natürlich dennoch nichts an. "Tsar" ist ein Album, das von gutem und kompaktem Songwriting lebt. Kein Album auf das die Menschheit oder ich persönlich gewartet hätten, aber eine Scheibe, die man der Zielgruppe im Zentrum zwischen
Nightwish,
Lingua Mortis und
Avantasia wohl ohne Zweifel ans romantische Metal Heart legen kann. Dafür ist alles, was man bei
Almanac hört einfach zu gut und professionell gemacht. Von den klassischen Arrangements des Orquestra Barcelona Filharmonia, über die mehrstimmigen Gesänge und Chöre, bis hin zu den Solostimmen ist hier alles auf Top Niveau. Wie erwartet, wenn Smolski was raushaut. Die Arbeit des Meisters ist ohnehin bärig und dass unverkennbare und markante Gastsänger wie
Andy B. Franck und
David Readman über jeden Zweifel erhaben sind, wissen wir natürlich auch. Neben diesen beiden Kalibern darf man auch noch die
Lingua Mortis Diva Jeannette Marchewka erwähnen. Sie schließt den Reigen der Solostimmen und auch sie macht ihre Sache erwartet gut. Wenn man diese Empfehlung nun allesamt ausgesprochen und noch die Fußnote notiert hat, dass Songs wie
"Self Blinded Eyes",
"No More Shadows" oder
"Children Of The Future" ziemlich eingängige Hits der zweiten Reihe sind, hat man eigentlich alles gesagt.
Das
Almanac Debüt ist
objektiv sehr gut, subjektiv jedoch überladen, kitschig und bis zu einem gewissen Grad auch zu konstruiert. Bombastisch, melodisch und romantisch ist die Sache natürlich auch, dabei zwar nicht unbedingt ergreifend oder packend und im Jahre 2016 auch keineswegs originell oder gar spannend aber in jedem Fall top professionell und durchdacht. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Welt hat trotz der Top-Performance letztendlich sicher nicht auf "Tsar" gewartet, ich natürlich auch nicht und anhören tu ich's mir nun halt auch kein weiteres mal...