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Cover  
Europe - War Of Kings (CD)
Label: Warner Music
VÖ: 06.03.2015
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Art: Review
Maggo
Maggo
(323 Reviews)
10.0
Welche 80ies Hardrock-Band ist nach einer über 10 Jahre dauernden Pause am Anfang des neuen Millenniums mit dem Anspruch wieder zurückgekehrt, nicht nur auf der Nostalgiewelle nochmals ein paar schnelle Scheinchen zu verdienen, sondern sich musikalisch zu 100% neu zu erfinden und sich im Genre wieder absolut an der Spitze zu etablieren?

Stellt man Rock-Liebhabern in Insiderkreisen, die sich ihre wertvollen Trommelfelle nicht mit Mainstream-/Kommerzradio-/Casting Show-/Plastikpopsternchen-Kacke zumüllen lassen, diese Frage, dann erhält man in 9 von 10 Fällen wie aus der Pistole geschossen den Namen Europe präsentiert. Und das ganz zurecht, haben doch die 5 sympathischen Schweden rund um Gesangsgott Joey Tempest seit ihrer Reunion 2003 wirklich eine bemerkenswerte Karrierephase 2.0 absolviert.

Hat man in der Anfangsphase mit dem 2004er "Start From The Dark"-Album (zum Review...) und dem 2006er Nachfolgewerk "Secret Society" (zum Review...) zwar musikalisch hochwertig, aber trotzdem klar erkennbar, noch ein wenig nach der endgültigen musikalischen Ausrichtung gesucht, hat das 2009er-Hitalbum "Last Look At Eden" (zum Review...) schon zart angedeutet, wo die Reise stilistisch hingehen würde. Die Auflösung des Rätsels kam dann vor knapp drei Jahren mit "Bag Of Bones" (zum Review...), worauf das Quintett aus Upplands-Väsby - einem Stockholmer Vorort - die Vorliebe für 70er Jahre beeinflussten Hardrock nicht mehr verschleiern konnte, wobei die Intensität der 70ies-Schlagseite für viele Fans doch alles in allem etwas zu weit ging. Nun, mit Studioalbum Nummer 10 der Bandgeschichte namens "War Of Kings"schließt sich der Kreis und Europe sind nun mit der Verwebung der 70ies-Vibes mit einer gewaltigen Portion Heaviness endgültig am Höhepunkt ihres kreativen Schaffens angelangt.

"War Of Kings" ist ein Meisterwerk, das sich dem Hörer nicht beim ersten, nicht beim zweiten und auch nicht beim dritten Durchlauf zwingend erschließt. Den sofort zündenden Crowdpleaser sucht man vergeblich. Zugegeben, für Fans der frühen Jahre der Band könnte man sogar von einem schwer verdaulichen Brocken sprechen, obwohl sich notorische Nostalgiker, die auch 30 Jahre danach noch immer ein zweites "The Final Countdown" verlangen, sowieso schon längst zur 50. Kiss-Abschiedstour verabschiedet haben. Ist man jedoch gewillt, den stilistischen Weg der Band mit offenem Visier mitzugehen, wird man mit jedem einzelnen Durchlauf mehr und mehr realisieren, dass man gerade Augen- und Ohrenzeuge des - sozusagen - musikalischen Orgasmus einer mehr als nur in Würde gealterten Band ist.

Auf "War Of Kings" befindet sich nicht ein einziger schlechter Takt. Das Songwriting der 12 Tracks ist schlicht perfekt. Abwechslungsreich und vielseitig, unfassbar dynamisch und dennoch schnörkellos auf den Punkt, mal dunkel, heavy und dramatisch ("War Of Kings), mal "happy go lucky" beste Vibes versprühend ("Days Of Rock'n'Roll"), mal melancholisch ("The Second Day", "California 405") und dann wieder mit Uptempo voll auf die 12 ("Hole In My Pocket"). Mir gehen die Superlative aus.

Sänger Joey Tempest führt die Truppe ein weiteres Mal majestätisch mit seiner wiederum überirdischen Gesangsleistung an, wobei der gute Herr im Vergleich zu anderen Altersgenossen am Mikro das Ganze auch noch live in perfekter Manier rüberbringen kann. Das Riffing des Hexers an den sechs Saiten - Mr. John Norum - erinnert verblüffenderweise recht oft an selige "Wings Of Tomorrow"-Zeiten und auch solotechnisch lässt der Meister wieder recht ungezügelt die Sau raus. Die Rhythmussektion (Drummer Ian Haugland und John Leven am Bass) pflügen ultratight eine Schneise in die Speaker, in der der Rest der Truppe erst so richtig das Fundament zum Zaubern findet und wenn der Mann an den Keys - Mic Michaeli - wie bei "
California 405" so richtig die alte Hammond-Orgel würgt, erquicken wohltuende Schauer den alternden Körper des hier tätigen Rezensenten.

Highlights des Albums? Alles! Müsste man trotzdem einige Perlen aus dem 10 Punkte-Pool noch extra hervorheben, kommt man am phänomenal groovenden Mittempo-Walzer "
The Second Day", an "Rainbow Bridge" mit seinem Mega-Chorus, am grandiosen Titelsong "War Of Kings" und speziell an der Ballade "Angels (With Broken Hearts)+ nicht vorbei. Das ist wahrscheinlich die unkitschigste, unkommerziellste Killerballade, die ich je hören durfte. Die zum Teil spärliche Instrumentierung lässt Tempests Goldkehlchen brillieren wie einen geschliffenen Hochkaräter und wenn er dann gefühlvollst und mit letzter Kraft im kurzen, nur mit einem Hammond-Teppich unterlegten Zwischenteil "out of the night, come these angels with their broken hearts" intoniert, singt einem der in London lebende Stimmbandartist gewissermaßen die Tränen aus den Augen. Wenn dir das als Künstler gelingt, dann hast du definitiv alles richtig gemacht.

Ich wiederhole mich gerne. Europe ist das Kunststück gelungen, als Band in Würde zu altern, indem man sich musikalisch neu gefunden und etabliert hat, sich ständig weiterentwickelt, regelmäßig relevantes und qualitativ hochwertiges neues Songmaterial über einen langen Zeitraum veröffentlicht hat und das - wie "War Of Kings" zeigt - auch weiterhin tut und nicht seit 15 Jahren denselben Greatest Hits-Set zum Besten geben muss, weil man, was das Songwriting betrifft, schon seit 1989 keine neue gute Idee gehabt hat. Beispiele dafür gibt es genug... ich nenne aber keine Namen.

Abgerundet wird das Hardrock-Album des Jahres durch eine fantastische, knackige Produktion der Herren Dave Cobb und John Netti und auch das Artwork ist äußerst gelungen.

Als Fazit zitiere ich Mr. Tempest und gebe ihm mit seiner Behauptung "It doesn't get much better than this!" zu 100% recht. "War Of Kings" ist das Meisterstück einer in allen Belangen grandiosen Band, die sich nicht auf verjährten Lorbeeren ausruht, sondern riskiert und damit gewinnt. 10 Punkte!!!

Trackliste
  1. War Of Kings
  2. Hole In My Pocket
  3. Second Day
  4. Praise You
  5. Nothin' To Ya
  6. California 405
  1. Days Of Rock n Roll
  2. Children Of The Mind
  3. Rainbow Bridge
  4. Angels (With Broken Hearts)
  5. Light Me Up
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