Stil haben der prägnante Bandname, der einfach aber konsequente Albumtitel und das wirklich stimmungsvolle Artwork von
"London" ohne Zweifel. Im ersten Anblick hoffe ich bei
Voices auf Großes, zumal auch das Bandfoto schlicht und stilvoll von grenzenloser Kunst erzählen will. Grenzenlos zeigen sich die ex-
Akercocke Musiker von
Voices dann in der Tat. Ein wenig zu sehr leider.
Die Engländer bezeichnen ihren Sound als
"aggressivesurrealabstractconfrontinghypnotictrance" und das stimmt dann auch. Das Quartett ist überall, aber nirgends richtig daheim. Progressive Ansätze, Post Rock Stimmungsbögen und brachiale Extreme-Metal Ausbrüche muss man nicht zwingend paaren. Wenn man es denn tun will, dann muss man schon ein Genie ala
Devin Townsend sein, um dabei den berühmten roten Faden zu behalten und seine Hörer mit solch experimenteller Kunst fesseln zu können. Genau das schaffen
Voices leider viel zu selten.
"Vicarious Lover" hat gute Ansätze, auch
"The Antitode" und
"Hourglass" locken mein Interesse. Am Ende der zugegeben sehr transparent und knackig produzierten 14 (!) Songs von
"London" bleibt aber zu wenig Prickelndes hängen, als dass ich mir die mittlerweile zweite Scheibe der Briten zwingend gleich nochmal anhören wollte. Zu nervig sind modern eingezimmerte Prog-Black-Metal Krawallbrüder wie
"Music For The Recently Bereived",
"Imaginary Sketches Of A Poisoned Man" oder
"The Fuck Trance" in ihren wütenden Momenten. Da hilft auch der eingestreute Klargesang wenig und auch die Übergänge vom sphärischen Intro mit seinen poppigen, ruhigen Gesängen, hin zu solchen Wüterichen sind mir hier einfach zu wenig stimmig. Dann lieber gleich
Zimmers Hole,
Biomechanical oder
Strapping Yound Lad und danach eine schöne Brise Post Rock oder
Katatonia. Oder auch nicht? Naja, wer's alles zusammen und in wüstem Mix braucht, der wird hier eh bedient.
Voices sind ohne Frage begnadete Musiker, die einige tolle Momente aneinanderreihen und zwischendurch auch eindeutig zum Hinhören zwingen. Einen richtig guten Song, oder den berühmten
"prickelnden" Moment, will ich auch diesem massiven Brocken eines schwer verdaulichen Albums aber nicht unbedingt herausfinden.
"London" ist abstrakte Kunst der härtesten Gangart. Wirr und widerspenstig. Manchmal zerbrechlich zart und schön. Nicht weniger oft schwarzmetallisch und im Todesblei verwurzelt hart und modernst brutal. Voices machen ihre Sache gekonnt. Mir persönlich machen sie sie aber eine Spur zu "gewollt" abgefahren, eine Spur zu betont wirr, somit zu wenig stimmungsvoll und somit zu stressig.