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Cover  
Brainstorm - Firesoul (CD)
Label: AFM Records
VÖ: 04.04.2014
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Art: Review
Bruder Cle
Bruder Cle
(178 Reviews)
9.0
Seit 1989 gibt es Brainstorm und man erlaube mir einen eher persönlich gefärbten Rückblick auf ihre Karriere, die ich mehr oder weniger intensiv seit dem Album "Hungry" (1999), also seit 15 Jahren, mitverfolgen darf. Mit immer stärkeren Songmaterial und der herausragenden Stimme von Andy B. Franck (u. a. auch Ivanhoe und Symphorce) „bewaffnet“ stürmte man schnell an die Spitze des deutschen Metal-Olymps. Spätestens mit dem Album "Metus Mortis" war wohl die ganze Presse in Deutschland einhellig der Meinung, dass Brainstorm die besten Karten für einen weltweiten Durchbruch hatten. Und in den darauf folgenden Jahren tat die Band ihr allerbestes, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. "Soul Temptation" und das wohl bislang wichtigste Album der Bandgeschichte "Liquid Monster" sind Platten, die jeder Metalfan im Schrank stehen haben sollte. Die ewigen und in meinen Augen musikalisch nicht ganz passenden Vergleiche mit Vicious Rumors sind dabei lediglich dem Umstand geschuldet, dass es kaum eine vergleichbare Band gibt, die eine so dichte Wand an Gitarrenpower gekrönt von erhabenen Melodien, in ihrem Sound vorweisen kann. Es folgten Nummer Eins-Platzierungen in den Charts, weltweite Tourneen, grandiose Festivalauftritte und keiner zweifelte daran, dass Brainstorm in Kürze ganz an der Spitze stehen würden. Der Smash-Hit "All Those Words" dröhnte damals fast bei jedem Metal-Happening aus irgendeiner Stereoanlage oder Autoradio und ist bis heute ein Standard bei vielen Metal-DJs. Unvergessen der Moment, als dieser Song beim Rock Hard Festival von tausenden Fans im Amphitheater noch minutenlang nach Ende des Sets weiter gesungen wurde. Aber der allerletzte Schritt ins Profilager erwies sich als praktisch undurchführbar, denn Geld war trotz allem noch nicht viel zu verdienen und wenn man als Familienvater mehrere Mäuler zu stopfen hat, hat man auch Verantwortung und so kam es leider wie es kommen musste. Die Band wurde fast aufgerieben zwischen den immer intensiveren Bandaktivitäten, Job und Familienleben. Schwere Krankheiten und auch viel Frustration waren die Folge, obwohl das bei einer so genialen Scheibe wie "Downburst" keine Sekunde lang zu hören war.

Ich habe selten in meinem Leben einer Band so sehr den Durchbruch und weltweiten Erfolg gewünscht wie Brainstorm und gelernt, dass man mit seinen Wünschen sehr vorsichtig sein sollte. Vielleicht war es für alle Beteiligten gescheiter so und wider besseres Wissen hoffe ich, dass sich alle Musiker heute bester Gesundheit und einer ausgewogenen work-life-balance erfreuen. Auf den nachfolgenden Scheiben "Memorial Roots" und "On The Spur Of The Moment" war man sichtlich bemüht, neue Wege zu gehen und den Sound von Brainstorm auf ein neues Level zu hieven. Das Ergebnis klang ambitioniert und hochklassig, aber nicht mehr so zwingend wie das der Hochphase aus den 2000ern. Die Neugier war allein schon deshalb also groß, als die Band nach drei Jahren Pause nun "Firesoul" ankündigte. Allein schon das Cover ist sozusagen „back to the roots“ und knüpft an die Artworks von "Soul Temptation" und "Liquid Monster" direkt an. Aber tun sie es auch musikalisch?

Ja, denn schon fünf Sekunden nach dem mir das Riff von "Erased By The Dark" den Schädel von den Nackenwirbeln schraubt, breitet sich dieses bekannte, wohlige Gefühl im Bauchraum aus – fuck yeah! Brainstorm are back! Die dezenten Keyboards, die dem Gesamtsound noch mehr von diesem molligen Volumen verleihen, das geniale, wie so oft leicht orientalisch angehauchte Solo und die getragene, epische Melodie, von Andy wie immer unvergleichlich dramatisch vorgetragen, machen den Opener zu einem akustischen Breitwandkino-Erlebnis. Der nachfolgende Titelsong kommt im Strophenteil noch flotter und erdiger rüber und ist ein Headbanger wie er im Buche steht. Gepaart mit der Mehrstimmigkeit in Chorus und Bridge ein echter Winner, der vor allem live seine Wucht voll entfalten wird.



Mit dem Double-Bass-Kracher "Descendants Of The Fire" geht es in gleicher Manier weiter. Jede Menge Power, originelle Leads und jede Menge Dramatik im Chorus! Keine Gefangenen! Es folgt das treibende "Entering Solitude", bei dessen Refrain sich die Haare am Arm wieder mal um einen Standplatz raufen. Oh Gott! Ein Song der Marke "Liquid Monster", der sich direkt in mein Fanherz groovt und bei dem Andy einmal mehr alle Register seines Könnens zieht. Für mich ein perfekter Kandidat für eine Single-Auskoppelung. Mit "Recall The Real" schaltet man dann bewusst in Sachen Tempo einen Gang zurück. Aber nur um feineren Stimmungs-Nuancen, Atmosphäre und packender Dramatik Platz zu schaffen, denn auch dieser Song ist ein absoluter Kracher und nistet sich schnell und nachhaltig in die Gehörgänge ein. Toll, wie virtuos die Jungs hier mit Gitarreneffekten und originellen Songparts arbeiten, die sich perfekt in die Gesamtstimmung des Stückes einpassen. Ganz großes Kino!
Zur Halbzeit kann man auf jeden Fall schon mal zusammenfassen, dass jeder einzelne Titel bislang auch auf "Soul Temptation" oder "Liquid Monster" hätte stehen können. Nur ist alles noch feiner arrangiert, mit mehr Bedacht auf Feinheiten und kleinen Verzierungen ohne aber den jeweiligen Kompositionen ihren Grundcharakter zu nehmen.
Die zweite Hälfte startet mit den drei flotten Bangern "Shadowseeker", "Feed Me Lies" und "What Grows Inside", die allesamt das Niveau des Albums halten können. Beim etwas ruhiger geratenen "The Chosen" zeigt sich aber deutlich, das solche Stücke der Band ganz besonders liegen. Der Refrain erinnert stark an die melodischen Judas Priest der Mittachtziger und hätte auch auf "Screaming For Vengeance" eine gute Figur gemacht. Hammer! Und dann kommt das Gänsehaut-Finale mit "…And I Wonder", das sich atmosphärisch schön zwischen "End In Sorrow" und "All Those Words" einreiht. Einfach nur geil und traumhaft schön!

Eine der wichtigsten und auch sympathischsten Bands Deutschland hat es geschafft, an ihre absoluten Glanzzeiten anzuknüpfen und ihren Stil noch weiter zu verfeinern. Alte wie neue Fans werden gleichermaßen begeistert sein. Hier von einem Comeback-Album zu sprechen, halte ich allerdings für unangebracht, denn das würde den durchwegs guten letzten Platten nicht gerecht. "Firesoul" ist aber auf jeden Fall ein Monsteralbum geworden, dass die Band wieder dorthin katapultieren sollte, wo sie hingehört: Auf die großen Festivalbühnen dieses Planeten. Auch wenn ich vorsichtig geworden bin mit meinen Wünschen – das und nichts anders haben Brainstorm sich redlich verdient.
Alles Gute Jungs!
Trackliste
  1. Erased By The Dark
  2. Firesoul
  3. Descendants Of The Fire
  4. Entering Solitude
  5. Recall The Real
  1. Shadowseeker
  2. Feed Me Lies
  3. What Grows Inside
  4. The Chosen
  5. ...And I Wonder
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