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6.0
"Plagues Of Babylon" beginnt pathetisch und hymnisch. Das Intro ermahnt an die historischen Ausflüge von Jon Schaffer, bevor ein typischer Neo-Iced Earth Takt vorgegeben wird. Dezent vertrackte Rhythmik, ein Sänger der immer noch wie Matt Barlow klingt und harmonische, hymnische Gesangslinien: So klingen Iced Earth heutzutage immer noch.
Das ist immer noch top-professionell und ganz gut, aber keineswegs herausragend. Auch wenn Mastermind Jon Schaffer im Laufe von "Plagues Of Babylon" mehrfach beweist, dass er immer noch einige saugute und markante Riffs schreiben und spielen kann, sind die Songs meiner ehemaligen US Power Metal Götter heutzutage einfach nur mehr langweilig, lahmarschig und völlig harmlos. Nicht nur der Opener schafft es nicht wirklich auf den Punkt zu kommen. Democide" hat so ein Riff, das kurzzeitig an die seligen alten Tage zwischen den Überalben "Night Of The Stormrider" und "Something Wicked…" erinnert. Hier ahnt man Energie und Schmackes und hier glaubt man kurz ans Gute und verschmerzt selbst den eher klebrigen Refrain. Die Enttäuschung folgt jedoch auf den Fuß und man kann es einfach nicht oft genug betonen: Jon Schaffer’s große Kunst ist seit dem ersten Demons & Wizards Albumflop einfach nicht mehr die Alte. Auch wenn sich Iced Earth mitunter krankhaft an alten Tagen orientieren wollen, werden sie die überdimensionale Euro-Metal Note nicht mehr los, die genau damals Einzug in ihre Kunst genommen hat und alles kaputt machte, was die Band einst so genial machte. Die Zeiten in denen ich mir ein vorhersehbares "copy 'n' paste-Schaffer-Album" wie "Plagues Of Babylon" mit Gewalt schön höre, sind jedenfalls lang vorbei. Das bringt nichts, so sehr ich Iced Earth für ihre ersten fünf Meisterwerke bis heute liebe und verehere- Die Band und Schaffer danken es einem ja auch nicht wirklich. Anders wären höhepunktslose und abgedroschene Iced Earth Langweiler wie "The Culling" oder "The End" ebenso unmöglich wie viele gleichartige auf der zweiten Albumhälfte. Es gibt viel Schwaches, einiges Durchschnittliches und manch Grausames auf "Plagues Of Babylon". "If I Could See You" geht nahtlos und schamlos den "I Died For You / Melancholy / Watching Over Me / Blessed Are You" Weg weiter. Das ist zwar gut, aber altbekannt und wenig kreativ. Von der eigentlichen Härte soll aber noch erzählt werden. Was sich Jon-Boy bei einem 08/15 Banger wie "Among The Living Dead" und seinem trostlosen Tralala-Bierzelt-Chorus gedacht hat, mag mir nicht einfallen. Ebenso wenig verstehe ich, warum er die Idee hatte auf einer Iced Earth Scheibe einen schnöden Countrysong a la "Highwayman" mit Gastsängern (Hansi Kürsch, Russell Allen und Michael Poulsen) zu covern, oder mit "Resistance+ gar einen neuen Karrieretiefpunkt zu markieren, der von Beginn an mit fehlender Struktur und mangelnden Ideen nervt und sich mit seinem Zeltfestrefrain selbst die Arschlochkrone aufsetzt. Drei solche Totalnieten auf einem Album das neuerlich jene Besserung versprach, an die eh keiner mehr glaubt, sind des Guten eindeutig zu viel. Meine Wenigkeit hat mit dieser Scheibe genau jetzt abgeschlossen. Ich hasse diese Art von Iced Earth Alben, will die Band hier aber auch nicht komplett tot reden. Wer diese einstige Ausnahmeinstitution nicht von Beginn ihrer Tage an verfolgt und liebt, wird mit einem hymnischen und harmonischen Standard (Power) Metal Album wie "Plagues Of Babylon" vielleicht seine Freude haben und auch über die unerträglich sterlie Selbstkopie hinwegsehen können. Ich für meinen Teil entsage den neuen Werken von Schaffer und Co. nun schon seit Jahren und behaupte, dass blutleere Alben wie diese einst unvorstellbar gewesen wären. Hier klingt alles nach dem selben, detailliert geplanten Schablonenmuster. Hier gibt es keine Überraschungen, keinen Tiefgang und schon gar keine Extraklasse mehr. Die seligen Zeiten, in denen unfassbare Riffssalven, fette US Power Metalwände und eine durch und durch packende Atmosphäre und Dichte jede einzelne Iced Earth Platte geziert haben und in denen die US Power Metal Ikone Gänsehaut ohne Ende provozieren konnte sind einfach schon lange vorbei. Trackliste
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Reviews
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