Die
"Gutter Ballet/Streets" Gitarre, der Bühnenvorhang und die Aufmachung von
"Raise The Curtain" machen den Sava-Freak alter Tage postwendend neugierig, als er die erste eigentliche Jon Oliva Soloscheibe beäugt.
Oliva ist nun aber weder die Rückkehr zu alten Tagen, noch ein billiger Abklatsch des
Trans Siberian Orchestras oder
Jon Olivas Pain.
"Raise The Curtain" ist bombastischer 70er Jahre Rock mit Rock-Oper-Note, erinnert immer wieder an theatralische Zitate vergangener Rockgeschichte, wird beim Savatage Fan zwischen den Zeilen aber auch einige glänzende Momente seiner Lieblinge in Erinnerung rufen.
Mit dem Fazit, ob das nun richtig geil, oder einfach nur unspektakulär gut ist, hadere ich nun schon seit Wochen. Einerseits könnte manch einem die Hammond Orgel und das 70er Prog-Gehabe durchaus zu präsent sein. Andererseits sind manche dieser kräftig und opulent arrangierten Songs das Beste, das ich seit langem von Jon Oliva hören durfte und vor allem genau solche Art von Musik, wie sie dem unrühmlichen
Savatage Abgang
"Poets & Madmen" richtig gut getan hätten.
Dafür, dass
"Raise The Curtain" den Sava-Maniac dann trotz mancher Durchhänger auf seine Seite zieht, sorgen letztendlich knackige
"Metal Strukturen" von
"Soul Chaser",
"The Witch" oder
"Big Brother", aber auch das akustisch entspannte
"Father Time", die behutsam aufgebauten Überballaden
"I Know" und
"Soldier" oder das in instrumentalen
Pink Floyd Sphären schwebende
"Can’t Get Away" mit seiner blues-geschwängerten Nachdenklichkeit. Bei diesen Momenten erleben wir spannende, packende und unter die Haut gehende Songaufbauten. Aus einigen dieser Momente könnte man mit manch kleinen Arrangements wahrhaftig neue
Savatage Perlen kreieren und hier überzeugen auch die großartigen Vocals des Masterminds. Darüber, dass dieser beinahe komplett selber eingespielte Jon Oliva-Soloritt dann zwar auch ein wenig Schatten bietet, kann all das natürlich nicht ganz hinwegtäuschen, denn vieles vom Rest ist Mittelmass. Eher langweilig, mitunter altbekannt und unaufregend oder gar platt.
Oliva bietet am Ende der Reise dennoch in etwa das was man sich erwarten durfte. Typische Jon Oliva Songs, eingehüllt in ein teilweise amtlich rockendes 70ies Bombast-Prog-Soundkleide. Einige wirklich pompöse Rock Element, die in einer leicht anders arrangierten, härteren Form einige der besten
Savatage Songs seit
"Edge Of Thorns" ergeben hätten, einige wirklich große Balladen und einiges an Ausschussware.
Ein herausragendes Überalbum ist dem guten Jon zwar nicht gelungen, wenn man sich mal an die 70er Note in Olivas Klangcosmos gewöhnt hat, dann wird man auf "Raise The Curtain" aber trotz all der Kritik in jedem Fall einige der besten Songs entdecken, die der Mastermind seit vielen Jahren kreiert hat. Das gilt sowohl für Fans bombastischer Rock Klänge, wie für Fans der 70er Jahre Rock Opern, wie auch für all jene, die das wahre Wesen von Savatage schon vor vielen Jahren verstanden haben und es ebenso schmerzlich vermissen wie meine Wenigkeit!