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9.0
Kaum war er zurück, da zog er wieder von dannen. Die Rede ist natürlich von Gitarrist/Komponist/Produzent Peter Wichers, welcher nach dem umjubelten Comeback zu Soilwork 2008 erst letztes Jahr entschied, abermals neue Pfade zu beschreiten. Kann das Sextett, das auf dem 2010er Rundling "The Panic Broadcast" (noch unter Mitwirkung von Wichers) einen klaren Aufwärtstrend zeigte, selbigen nun fortsetzen? Das war zwangsläufig die Frage, die sich viele postwendend gestellt haben. Ersetzt wurde der zweite Klampfen-Posten übrigens von David Andersson, einem ebenso talentierten Saitenfiedler, der nun seine Feuertaufe im doppelten Sinn erlebt: "The Living Infinite", so der Titel der neunten Langrille, ist ein prall gefüllter Doppeldecker mit jeweils zehn Songs geworden.
Nicht schwer auszumalen, dass Soilwork auf einer Zeitspanne von knapp 90 Minuten die Gelegenheit nutzen, sich in zahllosen Soundkulissen und Songstrukturen auszutoben. Andererseits darf man das entscheidende Kriterium, ob die Qualität den opulenten Vorschusslorbeeren des Labels tatsächlich standhält, genau so wenig unter den Tisch kehren. Doch die neu formierten, fingerfertigen Kerle um Fronter Björn „Speed“ Strid und Basser Ola Flink haben weder Biss, noch Spielfreude, noch Inspiration auf der zeitlichen Strecke von gut zwei Jahren gelassen - im Gegenteil. Denn auch ohne ihren früheren Kreativmotor Wichers darf sich der Hörer an sämtliche, typische (sowie atypische) Band-Attribute erfreuen, die sich innerhalb von fünfzehn Jahre angesammelt haben, doch genau genommen wurden jene um kleine Nuancen galant verfeinert und merklich erweitert. Heißt konkret? Jähe Blastbeat-Anflüge ("Spectrum Of Eternity"), fantastisch intonierte Mega-Ohrwürmer ("This Momentary Bliss", "Tongue"), reinrassige Midtempo Härtner ("Memories Confined", "Realm Of The Wasted", "Drowning With Silence"), sowie nachdenklich-bedächtige Tuchfüller ("The Windswept Mercy", "Antidotes In Passing") streifen gelegentlich den eigenen Back-Katalog und geben sich dabei mühelos die interne Klinke: Homogenität und das fast durchgehende Spannungslevel sind die wahren Stärken dieser ambitioniert eingetüteten Dual-Polykarbonat-Scheibe, die nicht nur Fans der NWoSDM und des zeitgemäßen Thrash ansprechen wird, sondern auch traditionell getunte Lauscher, die modern aufpolierte Dezibel zwischendurch auch mal an sich heran lassen. Der massive Melodieanteil und die filigranen Schattierungen bilden im Kontext der bissigen Riffs und der dynamischen Schlagzeugarbeit, die an Intensität kaum zu toppen sind und durchwegs die Phase 1999 – 2003 (also von "The Chainheart Machine" bis "Figure Number Five") herauf beschwören, einen dichten Sounddikicht, der keine Wünsche offen lässt. Nicht zu vergessen die äußerst wandlungsfähige Stimme des Herrn Strid, dessen Repertoire noch nie zuvor so viel Facetten beherbergte. Für mich eine klare Sache: "The Living Infinte" repräsentiert 100% Soilwork ... und noch mehr! Es bringt meiner Ansicht nach nicht viel, jeden der zwanzig Songs bis ins letzte Detail zu zerpflücken: stimmig muss letztlich das Gesamtkonstrukt sein, und zwar in einer Form, dass man den, optisch ebenso leckeren Doppeldecker mit Vorfreude in den Player einlegt, um in Sekundenschnelle in einen Akt der Zelebration zu gelangen. Dieses Kunststück haben die sechs rigoros aufgeigenden "Buggler" hiermit vollbracht, obschon CD 2 an die zugegeben enorme Klasse von CD 1 nicht ganz heran kommt. Für den erwartet genialen Traumsound darf sich Produzentenlegende Daniel Bergstrand (u. a. In Flames, Katatonia, Opeth, The Duskfall) auf die Schulter klopfen, ich wüsste aber ohnehin keinen Longplayer, wo der nicht ganze Arbeit geleistet hätte. Kurzum: Melodic Death Metal hat selten zuvor derart frisch, energetisch und vielseitig geklungen wie auf "The Living Infinte"! Trackliste
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