Die britischen Progger mit dem irgendwie komisch anmutenden Namen haben mit
"Enigma" nicht nur ihr drittes Album, sondern auch eine
unscheinbare Schönheit am Start.
Unauffällig, zurückhaltend und stilvoll agieren die Engländer, die sich in den letzten Jahren von einem um Mastermind Richard Hinks geformten Sammelsurium talentierter Studiomusiker ohrenscheinlich zu einer echten Band entwickelt haben.
"Enigma" glänzt dabei keineswegs mit allzu klinischen, oder gar songorientierten Strukturen. Vielmehr zieht einen das Album in sein wie aus einem Guss klingendes Sounduniversum. Dafür sorgt nicht nur die Auslegung als Konzeptalbum, sondern vor allem die unaufdringlich, immer leicht düster und melancholische Art und Weise, in der
Aeon Zen musizieren.
Niveauvoller Pop, Rock und Prog Metal treffen hier in zielsicher britischer Note aufeinander, und stellenweise klingt das wirklich verdammt geil. Aeon Zen begrüßen dabei wieder einige Gäste hinterm Mikro. Die
"Hauptrolle" hat aber einmal mehr
Silent Call Stimme Andi Kravljaca und er macht einen großartigen Job. Aber auch die Auftritte von Jonny Tatum (
Eumeria), Nate Loosemore (
Lost In Thought) und Atle Pettersen (
Aspera) tragen das Ihre dazu bei, dass Songs wie das behutsame
"Artificial Souls", das psychedelisch und modern poppig polierte
"Warning" oder das wunderschöne
"Seven Hills" zu amtlichen Prog Metal Leckerbissen werden.
"Enigma" glänzt durch super Melodien, mitunter ruhige Momente, aber auch genügend harte Riffs und Grooves.
Aeon Zen tun alles, um trotz ihrer teils verträumten Note ja nicht zu defensiv zu klingen. Vielmehr ziehen sie bei einem brutalen Inferno wie
"Divinity" oder dem heftigen Finale
"Downfall" alle, in ihr Klangkorsett passenden, Register zwischen Death Metal und freakigem Modern Prog a la
Meshuggah. Gerade die Tatsache, dass all diese jedoch Stilvielfalt nie zu Lasten des homogenen Gesamttimbres geht, ist
Aeon Zen enorm hoch anzurechnen. Genau so funktioniert eine sanfte Pianoballade wie
"Seven Hills" neben einem erhabenen
"Still Human" oder ebenso schön wie derben
"Eternal Snow", und genau deshalb ist
"Enigma" einer der schmackhaftesten Prog Metal Leckerbissen der letzten Zeit.
"Enigma" ist ein Paradebeispiel modern orientierter, dezent symphonischer Prog Metal Kunst. Ein Album, das für Fans von
Dream Theater und
Shadow Gallery ebenso zielführend scheint, wie für all jene, die ihren Weg auch zu den griffigen weltlichen Momenten eines
Devin Townsend Projekt, aber auch zu den nachdenklichen Schönheiten von
Periphery gefunden haben.
Auch wenn in diesem Review einige Querverweiße zitiert wurden:
Aeon Zen zeigen, dass man klassischen Prog Rock/Metal auch im Jahre 2013 modern, mit Anstand, Stil und Klasse zelebrieren kann, ohne als platte Kopie durchzugehen!