Komischer Bandname, surreales Artwork und für mich komplettes Neuland.
Biffy Clyro kommen aus Ayrhire Schottland und haben nicht nur in der Indie Szene gehörigen Staub aufgewirbelt. Muss der Metalfan nicht unbedingt kennen, wird manch einer munkeln. Wird so sein, wer aber Sinn für progressive angehauchte Alternative Rock Musik mit britischem Flair und höchstem Sinn für tolle Songs hat, der kann problemlos in
"Opposites" reinhören. Es lohnt sich meine Damen und Herren.
Diese Scheibe klingt wie aus einem Guss, die homogen und spannend inszenierte Melange aus britischem Pop, Alternative Rock, und progressivem Rock ist abwechslungsreich und unvorhersehbar. Natürlich sucht man hier metallische Härte vergebens, verdammt saftige Alternative-Gitarren und einige amtliche Grooves, lassen
Biffy Clyro auf ihrem bereits sechsten Studioalbum aber dennoch vom Stapel. Die Gesangslinien auf
"Opposites" sind durchwegs klasse, mitreisend und in all ihre Breitwandpräsenz mitunter höchst hitverdächtig (
"Different People",
"Black Chandelier",
"Modern Magic Formula" oder das mit Chören aufgemotzte
"Biblical" sind Weltklassesongs) und manchmal wirklich unter die Haut gehend, so wie beim opulenten Titeltrack. Dabei knacken die Schotten amtlich und fetzig nach Vorn, die fette Produktion, einige superb eingesetzte Streicher und Chöre und auch der heimische Dudelsack beim hart rockenden
"Stinging Belle" tragen das ihre dazu bei, dass schrumpelige Gitarrenattacken und eingängig harmonische Melodien wie aus einem Guss klingen dürfen, und sich
Biffy Clyro von Beginn bis Ende des Album die Note
"stilvoll" und
"anspruchsvoll" ans Cordsakko heften können.
Um keineswegs allzu sehr nach
"Mainstream" zu klingen, zeigen sich die Schotten mitunter natürlich auch deutlich verkorkster, progressive und abgefahren, ohne darauf zu verzichten jeden einzelnen Song mit einer klasse Melodie oder einem wirklich geilen Refrain zu küren (
"Sounds Like Balloons",
"The Fog" oder
"Spanish Radio" sind alles andere als Allerweltsrocker). Aber egal was
Biffy Clyro bei
"Opposites" angehen. Es funktioniert. Es trifft ins Schwarze, zeigt welch herausragende Songwirter hier am Werk sind und überzeugt mit einer fetten Soundpräsenz und durchwegs großartigen Melodien und Refrains!
"Opposites" ist kein Metalalbum und wahrscheinlich den meisten unserer Leser viel zu viel Alternative und Pop! Dennoch muss man
Biffy Clyro zugute halten, dass sie einen
opulenten und wunderbar stilvollen, und trotz allen Hitappeals fernab aller Mainstreamschablonen situierten Gitarrenmix aus Prog Rock, Pop und Alternative Rock zelebrieren, der auch aufgeschlossenen Art Rock Fans und Prog Rockern gut zu Gesicht stehen könnte.
Das hat Stil und das hat Charisma und das vielleicht größte Kompliment für eine Band wie
Biffy Clyro ist, dass man sie nur sehr schwer mit anderen Acts vergleichen kann. Den Sound dieser Schotten muss man sich schon selber und über volle Albumlänge anhören und somit nenn ich sie jetzt einfach mal eine UK Alternative Rock Band und sage zum Abschied leise:
"Wenn moderner Stadionrock von der Insel wirklich so klingt, dann kann ich verdammt gut damit leben!"
P.S.: Achtung beim Plattenkauf: Es gibt "Opposites" als Doppel CD in der "Deluxe-Edition" und als schnöde Standrad CD. Hier sei unebdingt zum Doppeldecker geraten, da man ansonsten fast auf die Hälfte der Songs verzichten muss!