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7.5
Manche Scheiben brauchen einfach länger bis sie zünden und "The Flying Dutchmen" ist so eine. Was mich am Anfang irritierte waren drei Dinge. Zum einen die absolut minimalistischen Riffs, die beim ersten Hören einfach völlig banal erscheinen. Zweitens das sehr einfach gehaltene und simpel strukturierte Songmaterial und zu guter letzt ein Gitarrensound der so furztrocken rüberkommt wie die Pussy einer 90jährigen Oma. Und bevor jetzt dumme Kommentare kommen – ich spreche hier ausnahmsweise NICHT aus Erfahrung.
Was haben die Holländer nicht für eine Blitzkarriere hinter sich. Mit ihrem Debütalbum hinterließen sie nicht nur begeisterte Fans, sondern zogen auch mit dem anderen Teil der Vorläuferband Powervice - den Retrohippies von The Devil’s Blood - gleich. Nicht zuletzt die fantastischen Liveshows der Band sorgten dafür, dass Vanderbuyst schnell in aller Munde waren. Ihr zweites Album "In Dutch" konnte dann aber leider nicht an die Klasse der ersten Scheibe heranreichen und beim ersten Durchlauf von "Flying Dutchmen" war ich ehrlich gesagt geneigt, auch für diese Platte dasselbe Urteil zu fällen. Schließlich glänzt nicht alles, was im Proberaum oder im rauchigen Club gut losrockt, auch automatisch auf Tonkonserve. Irgendwie fühlte ich mich an die Endsiebziger erinnert. Eine Zeit, in der viele Bands ihre Livepower aufgrund der damals beschränkten Technik nie und nimmer auf Vinyl bannen konnten. Und genau so reduziert, trocken und minimalistisch klingt auch "The Flying Dutchmen". Klar sollen Hardrockalben nicht mit superfetten Rammstein-Gitarren daherkommen, aber ging hier die Liebe zu den 70ern doch ein wenig zu weit? Aber dann – es war beim dritten Durchlauf – ging mir der buchstäbliche Knopf auf. Die simplen Riffs entpuppen sich als idealer Teppich für Willems Gitarrenausritte und die von der Grundstruktur einfach gehaltenen Songs machen bei jedem Hören noch mehr Spaß. Ausgebufft ist das, was uns Vanderbuyst da präsentieren, denn sie haben eine ganze Reihe von Ohrwürmern geschrieben, die ihren Charme erst nach und nach entfalten. Allein schon der Gegensatz zwischen dem Uptempo-Opener "Frivolous Franny" mit Whitesnake-Gedächtnislyrics und dem supermelodischen Gassenhauer "Waiting In The Wings" zeigt, dass man sich stilistisch breiter als bisher aufgestellt hat. Die sehr stimmige Ballade "Give Me One More Shot" und das atmosphärische "The Butcher’s Knife" markieren die anderen beiden Eckfahnen für das neue musikalische Spielfeld. Und sie zeigen zwei Dinge: Basser Jochem hat stimmlich enorm dazugewonnen und Vanderbuyst sind als Songwriter hörbar gereift. Wie einst Thin Lizzy oder zwei Jahrzehnte später Nirvana braucht das Trio infernale nur eine Handvoll Licks, eine gute Harmonie und den Rest zaubern Willems flinke Finger am Griffbrett dazu. Sehr geil. Weitere Höhepunkte gibt es noch in Form des Zeppelin-Zitats "Lecherous", dem augenzwinkernden "Never Be Clever" und dem coolen Bluesrocker "Johnny Got Lucky". "The Flying Dutchmen" rockt nicht so energisch los wie das Debüt, lässt aber das schwächelnde "In Dutch" weit hinter sich. Das Songmaterial ist abwechslungsreicher und hat deutlich an Tiefgang gewonnen. Die typischen gute-Laune-Rocker sind aber natürlich auch dabei und ich prophezeie mal ins Blaue hinein, dass man Stücke wie "The Butcher’s Knife" oder"Give Me One More Shot" noch länger in der Playlist von Vanderbuyst finden wird. Wer zusätzlich dem sehr natürlichen, trockenen Gitarrensound, der in der Tat sehr an Alben aus den 70ern erinnert, etwas abgewinnen kann, schwebt im siebten Thin Lizzy-Himmel. Der Rest genießt eine sehr gute, stimmige Hardrock-Scheibe, ohne sich dabei die Füße im Fegefeuer zu verbrennen. Trackliste
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